Rhein-Kreis Neuss Florenz, grüner Christdemokrat in Brüssel

Rhein-Kreis Neuss · Seinen Wahlkreis, der von Emmerich bis Rommerskirchen reicht, vertritt Karl-Heinz Florenz (CDU) seit 25 Jahren im Europa-Parlament. In den Rhein-Kreis Neuss kommt er immer besonders gern: "Das ist ein verdammt starker Kreis!"

 Ein Europa-Politiker vom Niederrhein mit eigener Meinung. Karl-Heinz Florenz (CDU) analysiert präzise, formuliert unmissverständlich und zieht unabhängig seine Schlussfolgerungen: "Floskeln sind nicht meine Sache!"

Ein Europa-Politiker vom Niederrhein mit eigener Meinung. Karl-Heinz Florenz (CDU) analysiert präzise, formuliert unmissverständlich und zieht unabhängig seine Schlussfolgerungen: "Floskeln sind nicht meine Sache!"

Foto: A. Woitschützke

Sein Wahlkreis ist groß. Er reicht von Emmerich im Norden bis Rommerskirchen im Süden. Es ist der Niederrhein. Er selbst wohnt auf dem Familiensitz, einem Hof in Neukirchen-Vluyn, doch das größte Lob zollt er dem Rhein-Kreis Neuss: "Das ist ein verdammt starker Kreis, der wirtschaftlich boomt und inhaltlich Position bezieht." Der, der das sagt, sollte es eigentlich wissen: Karl-Heinz Florenz (67) sitzt seit 25 Jahren im Europa-Parlament und zählt somit zu den dienstältesten Abgeordneten in Straßburg und Brüssel. Im Rhein-Kreis, der ein starkes Stück seines Wahlkreises sei, erfahre er beste Unterstützung für seine Arbeit im Europa-Parlament: "Wenn Persönlichkeiten wie IHK-Hauptgeschäftsführer Dieter Porschen oder der Bundespolitiker Hermann Gröhe mitmachen, dann stärkt das unsere Position."

Seit 1973 gehört der Landwirt und Kaufmann der CDU an. Florenz hat Werte-Koordinaten ("Deshalb müssen wir zu einer Wirtschaft und einer Politik zurückkommen, die nicht auf den Quartalserfolg oder die nächsten Umfrageergebnisse schielt"), ist offen und geradlinig ("Floskeln und unverbindliches Geplauder sind nicht meine Sache") und Sätze wie "Ökonomie und Ökologie gehen für mich Hand in Hand; sie ergänzen sich und stellen keinen Gegensatz dar" haben ihm endgültig den Spitznamen "der grüne Christdemokrat" eingebracht. Florenz stört das nicht. So hält er Frank-Walter Steinmeier (SPD) für einen guten Bundesaußenminister, "den ich auch sofort zum EU-Außenbeauftragten gewählt hätte."

Dabei gehört Florenz keineswegs zu den Kritikern der von Präsident Jean-Claude Juncker zusammengestellten Kommission: "Die ganz große Zahl der Kommissare ist gut, darunter sind sogar einige sehr gute. Auch aus Osteuropa." Die negativen Schlagzeilen, die nach Anhörungen einiger Kommissare im Parlament formuliert worden seien, verzerrten nur das wahre Bild: "Die Anhörungen sind wahre Grill-Apparate."

Für Florenz besitzt die gemeinsame europäische Außenpolitik höchste Priorität; es seien letztlich die Atommächte Frankreich und Großbritannien, die diese Gemeinsamkeit oft verhinderten. Darum sieht der Europapolitiker vom Niederrhein in der gegenwärtigen Krise auch eine Chance: "Nur wenn es mit dem Rücken zur Wand steht, scheint Europa bereit, Dinge zu verändern." Florenz ist kein Freund einer gemeinsamen EU-Armee. Er hält aber viel davon, die Hilfe für die sogenannte Dritte Welt besser zu koordinieren: "Wir haben 28 Fälle von Entwicklungshilfe in den 28 EU-Staaten." Er rät, die nationalen Ministerien aufzulösen und die Aufgabe über eine Abteilung an die Außenministerien anzukoppeln.

Mit Blick auf die Ukraine-Krise mahnt Florenz mehr Zurückhaltung des Westens an. Er wünsche sich für das Land zunächst eine stabile Demokratie, "zu der wir saubere Wirtschaftskontakte unterhalten". Eine zu enge Umarmung der Ukraine sei jedenfalls nicht der richtige Weg, "auch wenn wir genau beobachten müssen, was Russland tut." Es gehe letztlich darum, "den Frieden und die Freiheit, die wir seit 60 Jahren leben", auch für die Zukunft in Europa zu erhalten.

(NGZ)
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