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Rhein-Kreis Neuss "Fitnetz" für gesunde Kinder

Rhein-Kreis Neuss · Der Bericht zur Kindergesundheit im Kreis belegt: Besuchen Kinder einen Kindergarten im Netzwerk Fitnetz des Kreises, weisen sie bei der Schuleingangsuntersuchung seltener Defizite auf. Fitnetz soll deshalb Schule machen

Das Erfolgsmodell für gesunde Kinder hat einen Namen: Fitnetz. Knapp jede vierte Kindertageseinrichtung im Kreis hat sich schon auf Bewegung, gesunde Ernährung oder Gesundheitserziehung in besonderer Weise festgelegt. Nach dem Wunsch des Kreis-Gesundheitsdezernenten Karsten Mankowsky könnte deren Zahl weiter steigen – zumindest arbeitet er daran. Und er will die Krankenkassen dabei mit ins Boot holen.

Fitnetz-Kinder, so sein bestes Argument, sind im Vergleich zu solchen aus anderen Einrichtungen seltener unter- oder übergewichtig, weisen weniger Koordinations- oder Sprachstörungen auf. So ist es im gerade vorgestellten dritten Bericht zur Kinder-Gesundheit im Kreis nachzulesen, für den die Schuleingangsuntersuchung von 4264 Kinder ausgewertet wurde.

"Alle Kinder sollen gleiche Lebenschancen haben", betont Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Dazu gehöre auch, dass sie gesund und in einer intakten Umwelt aufwachsen können. Mit dem 2006 verabschiedeten Aktionsprogramm zur Kinder- und Jugendgesundheit wird daran gearbeitet, diesen Anspruch einzulösen. Und wo steht der Kreis?

Die Zahl der Kinder, die regelmäßig zu Früherkennungsuntersuchungen kommen, stagniert über dem Landesniveau, aber mit einem erstmalig beobachteten Einbruch der Werte bei den Zweijährigen.

Fast 97 Prozent der Kinder sind gegen Masern, Mumps oder Röteln geimpft, neun von zehn Kindern haben einen ausreichenden Impfschutz, berichtet Dr. Beate Klapdor-Volmar, Leiterin des Kinder- und Jugendmedizinischen Dienstes. Allerdings sind Kinder mit Migrationshintergrund seltener geimpft.

Fast zehn Prozent der Kinder sind über- aber genauso viele auch untergewichtig. Besonders hoch ist der "Dicken"-Anteil bei Kindern aus Zuwandererfamilien – und da auch wieder bei türkischen Jungen. Untergewichtige Kinder macht die Studie vor allem in Familien aus, in denen die Mutter eine höhere Schulbildung hat. Ist das der Barbie-Effekt? Klapdor-Volmar: "Es fällt auf, dass schon Kinder in Grundschulen auf ein Körperideal aus sind."

Die Zahl der Kinder mit Verhaltensstörungen ist um 3,5 auf 11,4 Prozent gestiegen. Besonders oft werden Ängstlichkeit aber auch Aggressivität oder Konzentrationsstörungen in Ein-Eltern-Famlien festgestellt.

"Dramatisch", so Klapdor-Volmar, sei die Zahl der Kinder mit Koordinationsstörungen. Fast jedes fünfte Kind zählt inzwischen zu dieser Gruppe. Eine Entwicklung, die Schulen und Kindergärten mit ihren Bewegungsangeboten alleine nicht umkehren können.

Bedauert wird auch, dass das selbst gesteckte Ziel, die Zahl der Kinder mit Sprachdefiziten zu drücken, nicht erreicht wurde. Fast jedes dritte Kind weist Störungen bei der Lautbildung, in der Grammatik oder einen zu kleinen Wortschatz auf. Dass sich die Schere bei diesem Phänomen wie bei auch bei den Koordinationsstörungen zwischen Kindern aus Zuwandererfamilien und Deutschen schließt, wertet Klapdor-Volmar als Indiz, dass "immer mehr ausländische Eltern merken, wie wichtig eine frühzeitige Förderung ist" – und wie wichtig die Arbeit der Familienzentren, die diese Eltern einbeziehen.

(NGZ)
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