Atelier im alten Wasserwerk einen Monat geöffnet Fingerring mit winzigen Modellfiguren

"Werkstatt für unnütze Objekte" nennt Georg Lilienthal sein Atelier im alten Wasserwerk auf der Weingartstraße. Und der gelernte Schmuckdesigner und Goldschmiedemeister nimmt "unnütz" wörtlich, wenn auch mit viel Humor. Denn er weiß aus eigener Erfahrung, dass es gerade die scheinbar vollkommen überflüssigen Dinge im Leben sind, die so richtig Spaß machen. Schmuck ist so eine Sache, die man eigentlich nicht zwingend braucht, die aber, wenn man sie erst einmal hat, ihren Zauber entfaltet.

Wenn Georg Lilienthal zeichnet, malt, plastisch arbeitet oder dem Goldschmiedehandwerk nachgeht, hat das immer auch etwas mit Spielen zu tun. Das idyllisch gelegene Atelier, das jetzt im Winter immer noch ahnen lässt, wie schön Garten und Hof im Sommer sein müssen, zeugt davon. Denn zur Atelierausstellung, die noch bis Weihnachten zu sehen ist, hat der Künstler Bilder, Schmuckobjekte, Zeichnungen, Skizzen und kleineren plastischen Arbeiten hervorgeholt, die deutlich demonstrieren, dass er keine feste Grenze zwischen den einzelnen Gattungen kennt.

Schon zu Studienzeiten an der Hochschule in Hanau bei Frankfurt hat er neben seinem Studium des Objekt- und Schmuckdesigns auch bei den benachbarten Fakultäten mal reingeschaut. Zeichnen, klar, das ist die Grundlage aller Künste, aber auch die Bildhauerei hat ihn magisch angezogen. "Die Akademie hat einen verführt zum Spiel mit der reinen Form", schwärmt der Künstler noch heute. Und so scheint er seine Schmuckobjekte nicht unbedingt auf ihre Tragbarkeit hin zu entwerfen, sondern lotet spielerisch die Grenzen des Machbaren aus. Handwerk und Phantasie sind dabei gleichermaßen gefragt - ebenso wie edelste Zutaten.

So zeigt Georg Lilienthal, dass Ringe nicht zwangsläufig rund sein müssen, oder Ketten auch schon mal an eine Spielzeugeisenbahn oder Buchstabenreihe erinnern können. Auf den Ringen lässt sich der ein oder andere Steine mit einem gezielten Fingerschnipp in Bewegung setzten. Bei manchen eiern dagegen, je nach Bewegung, aufgesetzte Formen um sich selbst. Natürlich gibt's in der Werkstatt auch ganz "normale" Schmuckstücke, aber wer es mag, findet hier auch ein Pendant zum Stehkleid: Aufsehen erregt garantiert ein Ring mit aufmontierter Cocktailgesellschaft aus winzig bunten Modellfiguren.

Spülen und Waschen wird damit allerdings schwierig. Formal eng verwandt mit den eigenwilligen Schmuckstücke sind Georg Lilienthals Plastiken. Manche realisiert er als kinetisches Objekt in der Größe einer Schokoladentafel, andere sind locker drei Meter hoch und rühren sich nicht. Einige Modelle thronen noch auf der Fensterbank und warten darauf, groß raus zu kommen wie ihre beiden Brüder, die bereits im Rathaus und im Rosengarten hinter dem Museum Platz gefunden haben. Zwei weitere Arbeiten stehen schon fix und fertig in der Werkstatt.

Weingartstr. 46, Mo - Fr 10-12 h, 15-20 h, Sa + So geschlossen. Jutta Saum

(NGZ)
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