Rhein-Kreis Neuss Filigrane Holz-Kunst mit der Kettensäge

Rhein-Kreis Neuss · Künstlerin Stephanie Hermes bearbeitet Fundstücke aus Holz mit einer Kettensäge. Achim Bartel hat ihre Skulpturen fotografiert.

 Achim Bartel und Stephanie Hermes haben gemeinsam eine Ausstellung in Korschenbroich konzeptioniert.

Achim Bartel und Stephanie Hermes haben gemeinsam eine Ausstellung in Korschenbroich konzeptioniert.

Foto: Lothar Berns

Stephanie Hermes ist bekannt für ihre Theatermasken im Stil der Commedia dell' Arte. Doch sie kann auch anders: assoziativer, intuitiver. Das zeigt jetzt eine kleine, aber feine Gemeinschaftsausstellung mit dem Fotografen Achim Bartel in ihrem Atelier in der historischen Gilleshütte in Neersbroich.

Rund 20 Objekte sowie 18 Fotografien, die Bartel von diesen Objekten gemacht hat, sind dort erstmals in einer Werkschau zu sehen. Darüber hinaus präsentieren die beiden Künstler ein hochwertiges Fotobuch, das nicht dokumentarisch als Ausstellungskatalog konzipiert ist, sondern das andeutet und verfremdet und dadurch einen neuen Fokus auf Hermes' Skulpturen legt. Um ihre Theatermasken zu gestalten, musste Hermes zunächst Holzmodelle schnitzen. "Da war der Weg zur Bildhauerei nicht mehr weit", sagt sie.

Aber der Weg, den sie dann einschlug, war ein ganz anderer: Zwar ist sie dem Material Holz treugeblieben, aber heute bearbeitet sie es mit der Kettensäge. Für ihre Skulpturen bevorzugt sie Fundstücke aus Holz sowie aus Speck- oder Sandstein. Den Stein allerdings bearbeitet sie mit dem Meißel.

Für die Ausstellung wählte Hermes den Titel "natürlichfigürlich". Damit beschreibt sie auf subtile Weise, wie sie an ihr Material herangeht: Manchmal gibt das Fundstück durch seine Beschaffenheit schon die Endform vor; andere Skulpturen entstehen intuitiv. "Es verselbständigt sich", beschreibt sie den Schaf-fensprozess. Und: "Ich arbeite oh-ne Entwurf." Dabei lässt sie dem Betrachter viel Spielraum, ihre Objekte zu interpretieren. Ein nur 12 mal 14 Zentimeter großes Fundstück aus Holz hat sie besonders fasziniert. Es erinnert an zwei verschlungene Liebende. Hermes hat es nicht nur in Gips nachgebildet, sondern ein Detail in eine zwei Meter große, sich windende Holzskulptur übertragen.

Vor einigen Jahren hatte Achim Bartel ihre Theatermasken fotografiert. So ist die Idee entstanden, Hermes' Objekte "mehr als nur abzulichten", wie Bartel sagt. Indem er andeutet, verfremdet oder unscharf fotografiert, bringt er ganz neue Aspekte ihrer Skulpturen zum Vorschein. Für die Ausstellung haben die Künstler Großaufnahmen ausgewählt, die gesamten Fotos sind in das Kunstbuch eingeflossen. Es sei "eine Reise durch die Objekte", beschreibt Bartel die Vorgehensweise. Genauer: Jede Fotoserie zu einem Objekt beginnt mit einem Detail aus ungewöhnlicher Perspektive und endet mit einer dokumentarischen Aufnahme. In der Ausstellung setzen sich dann Aufnahmen und Objekte wie ein Puzzle zusammen.

(NGZ)
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