"Chromoxidgrün-feurig" in der Enoteca dell'Arte Feuer in grüner Farbe

Den Maler Heribert Riesenhuber kennt man schon von letztem Jahr. Da hatte ihn die Weinhändlerin Birgit Fischer zur Premiere ihrer Ausstellungstätigkeit in der Enoteca dell'Arte geladen. Mit Bildern, die aus Holzlatten zusammengesetzt waren, die ehemals zu Wein- und Obstkisten gehörten, kam er aus München angereist und erlaubte den Besuchern einen inszenierten Blick durch den Gartenzaun. Jetzt ist er mit neuen Arbeiten wieder auf der Further Straße zu sehen.

Auch wenn die Ausstellung den Titel "chromoxidgrün-feurig" trägt, ist sie nicht nur eine Hommage an die in der modernen Kunst steifmütterlich behandelte Farbe Grün, sondern auch ein Versuch, gezielt Dinge anzugehen, die außerhalb des Trends liegen, aber durch eigene Interessen begründet sind. So ganz neu und anders, als die letzten Bilder sind die gezeigten Ölbilder dann nämlich auch nicht. Wie auf einer topographischen Karte sind sie von Strukturen überwuchert, bei der sich Bündel von Linien aneinanderschmiegen. Sie erinnern stark an die Maserung von Holz, verdichten sich schon mal zu kreisförmigen Formationen, so dass man sich wieder Holzaugen gegenübersieht.

Nur in diesem Fall sind sie nicht durch das Material vorgegeben, sondern gemalt. Sie zitieren in gewisser Hinsicht die älteren Arbeiten und führen sie fort. Grün immer wieder abgetönt und gebrochen mit Rubinrot ergibt einen fast bläulichen Ton, eine Art Ursuppe, in der sich bei Heribert Riesenhuber die Formen bis auf ihr Gerippe auflösen. Ein Mikrokosmos im Makrokosmos, ein Bild wuchernder, sich stets verändernder Natur. Vom Grund eines Sees scheint man nach oben zu schauen, streift Blätter, Seerosen, Mikroorganismen, Schlingpflanzen und Schmetterlinge, die als großes schwebendes Netzt im lichtdurchfluteten Wasser treiben.

Mikroskopaufnahmen zeigen eine ähnliche Beleuchtung. Gedanken an Gentechnologie und Klonen sind dem Künstler nicht fremd, aber trotz aller inhaltlichen Bezüge, aller Nähe zum Konkreten, geht es auch um eine formale Lösung des Bildes. "Mehrere Linien nebeneinander ergeben auch eine Fläche", sagt Riesenhuber und erzählt, wie langsam und meditativ sich der Malvorgang für ihn gestaltet, bei dem er Strich an Strich reiht. Unterschiedlichste Formen haben einen gemeinsamen Rhythmus, vollziehen wie im Tanz synchrone Bewegungen. Das dekorative Gewebe segelt dabei auf einem farbigen Grund, vibrierend zwischen den beiden Komplementärfarben Rot und Grün.

Heribert Riesenhuber: "Chromoxidgrün-feurig" in der Enoteca dellArte, Further Str 178, bis 11. Januar. Öffnungszeiten: freitags von 10 bis 19 Uhr, samstags 10 bis 15 Uhr Jutta Saum

(NGZ)
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