Kammerakademie Neuss am Rhein Erstmals zwei Frauen am Pult der DKN

Der internationalen Bedeutung des Orchesters wird auch sein Neusser Programm gerecht: Aus 13 Ländern stammen die Komponisten, deren Werke in sechs Abonnementskonzerten vorgestellt werden - dirigiert von sechs Künstlern, von denen fünf aus dem Ausland kommen: aus den USA, Brasilien, Russland, der Schweiz und Deutschland.

Nach dem Umbruch innerhalb der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein, der mit dem Abschied von Professor Johannes Goritzki einherging, verspricht der neue Intendant Matthias Gawriloff den Zuhörern im Zeughaus einen "erfrischend innovativen, farbenreichen und daher umso unvergesslicheren Konzertwinter", der zudem Dirigenten vorstellt, aus denen der DKN ein neuer 1. Gastdirigent und der neue künstlerischer Leiter erwachsen könnte.

Oder Leiterin, denn zum ersten Mal (bei einem Abo-Konzert) werden auch Frauen an das Dirigierpult der Kammerakademie treten. Zwei, um genau zu sein, von denen sich eine in Neuss bei "Event"-Konzerten der DKN schon bestens eingeführt hat. Die Schweizerin Graziella Contratto hat bereits das Neujahrskonzert und die Klassiknacht geleitet; sie wird die Abo-Reihe mit Werken von Beethoven und Maurricio Kagel eröffnen.

Wobei ihr Solist an dem Abend mit dem Titel "Szenario" der erst 19-jährige, hochbegabte Pianist Victor Emanuel von Monteton ist (5. Oktober). Zu einer Matinee lädt dagegen die Stuttgarterin Cosima Sophia Osthoff ein. Ihr Programm, das als Solistin die mehrfach preisgekrönte Mezzosopranistin Anke Sieloff präsentiert, trägt das Motto "America meets France" und vereint Werke von Charles Ives, Hector Berlioz und Arthur Honegger (7. März 2004).

Auch der in den USA geborene Dirigent und Komponist Till Fabian Weser liebt Grenzüberschreitungen - zwischen Alter Musik, Neuer Musik und Jazz. Kein Wunder; dass sein Konzert "CrossArt" heißt und dem Publikum das DKN von einer neuen Seite präsentiert. Ebenfalls in einer Matinée (16. November 2003) stellt er Klassisches etwa von Bach und Händel; für den Jazz bearbeitetes Klassisches wie Kellers Bachparaphrase "3.3 Coloured" und Jazziges wie Adrian Mears "Between two worlds" vor.

Unterstützt wird Weser dabei von den Solisten Adrian Mears (Didgeridoo, Posaune), Jürgen Friedrich (Klavier), Volker Heinze (Kontrabass) und John Hollenbeck (Schlagzeug). Einen - wieder abendlichen - Brückenschlag von Wien nach Argentinien will der aus Brasilien stammende Lavard Skou Larsen, ebenso preisgekrönter Geiger wie auch Dirigent, mit Werken von Haydn, Mozart, Sallinen, Bragato und Piazolla schaffen; Unterstützung erhält er dabei von dem Cellisten Ramon Jaffé (25. April).

Zum "Knotenpunkt Prag" führt dagegen Marcus-R. Bosch, ein junger Dirigent deutsch-basiliansicher Abstammung, der zurzeit Generalmusikdirektor der Stadt Aachen ist, und mit einer Matinée und Werken von Mozart, Jan|2acek und Dvor|2ak sein Debüt in Neuss gibt (9. Mai). Den Schlusspunkt der Abo-Konzertreihe setzt hingegen ein international anerkannter und mehrfach preisgekrönter Dirigent der mittleren Generation: der Russe Andrey Boreyko.

Als Chef der Jenaer Philharmonie verlieh ihm der deutsche Musikverleger-Verband für seine Konzerte drei Mal hintereinander die Auszeichnung für das Programm der Saison. In Neuss wird der gebürtige St. Pertersburger, der bei allen großen Orchestern der Welt zuhause ist, in einem abendlichen Konzert Werke von Schostakowitsch, Kantschelli und Prokofieff präsentieren: "…A la Russe" (6. Juni 2004). hbm

(NGZ)
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