Feuilleton Endert sei Dank

Neuss Die JazzSommerNacht fiel zwar ins Wasser - zum Glück aber nur wettertechnisch. Wenn man sich getraute, durch die Sturzfluten zu jagen und das Innere der Alten Post zu betreten, wurde man nämlich mit diversen musikalischen Delikatessen belohnt.

Neuss Die JazzSommerNacht fiel zwar ins Wasser - zum Glück aber nur wettertechnisch. Wenn man sich getraute, durch die Sturzfluten zu jagen und das Innere der Alten Post zu betreten, wurde man nämlich mit diversen musikalischen Delikatessen belohnt.

Eingeläutet wurde der Jazz-Marathon von Vogical und Achtklang, die mit Engagement und gut geprobten Arrangements überzeugten. Achtklang, eine Splittergruppe des allseits bekannten Jazzchors "Roundabout", erarbeitet sich seine Programme weitestgehend ohne professionelle Hilfe, bringt aber ein erstaunlich vielseitiges Programm auf die Bühne. Instrumental legte der Organisator des Abends und in der Szene wohl bekannte Gitarrist Philipp van Endert mit seinem Gitarren-Ensemble nach. "Phil's Flying Axes" traten mit ganzen sechs Gitarren an, bedienten sich fusion-artiger Tonsprache und spielten mit viel Energie, doch nicht ganz so viel Präzision. Manche gemeinsamen Patterns und Akzente klafften auseinander, Bass und Schlagzeug hielten Groove und Metrum aber immer stabil und trieben die Solisten an.

Das Geschehen im Griff

Endert hatte das Geschehen professionell im Griff, leitete die Soli über und koordinierte die Arrangements. Der Gesang übernahm das Kommando dann wieder mit Sarah Clemens, die feinfühlige Eigenkompositionen spielte, unterstützt von einem soliden Trio. Mitunter etwas poplastig, zwischendurch schön swingend, begeisterte sie das Publikum. Als künstlerischen Höhepunkt lässt sich wohl aber das Mathias Haus Trio nennen, das originelle, spannend arrangierte Eigenkompositionen bot und Vibraphonspiel von höchstem Niveau hören ließ.

Neben freiem, aber höchst kontrolliertem Schlagzeugspiel und treibendem Bass war es vor allem Mathias Haus, der von impressionistischen, atmosphärischen Stimmungsbildern bis zu virtuosen Tonkaskaden sein Instrument ausschöpfte und Begeisterung erntete. Mal rhythmisch schneidend-präzise, mal frei über der Time spielend, harmonisch klassisch-schlicht oder abstrakt und irritierend, Haus spielte immer nachvollziehbar, doch niemals seicht oder nüchtern.

Den Abend beschloss das Regina Mester Trio, mit dem das Konzert zum Gesang und den romantischen Tönen zurückkehrte. Klassisch-einfühlsam der Klavierpart, frei schwebend der Bass, entfaltete Regina Mester ruhige Stimmungen und entspannte das Publikum wieder nach den Energien, die das Mathias Haus Trio entfachte. Auch wenn man sich vielleicht noch ein paar instrumentale Höhenflüge gefallen gelassen hätte, der Abend war rund, abwechslungsreich und lockte ein großes Publikum an, das neugierig bis Mitternacht das Programm verfolgte. Die Jazzreihe der Alten Post, "Blue in Green", war bisher erfolgreich, fand vergangenen Freitag aber seinen Höhepunkt. Endert sei dank.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort