Kommunalwahl 2009 „Elend” ­ aber im Amt

Der SPD-Bürgermeisterkandidat Reiner Breuer bringt Bürgermeister Herbert Napp in Bedrängnis, unterlag aber am Ende deutlich. Napp rutscht auf 44,9 Prozent ab. Breuer denkt an eigene Mehrheit im Rat.

 Im Streitgespräch noch sehr selbstbewusst: Bürgermeister Herbert Napp

Im Streitgespräch noch sehr selbstbewusst: Bürgermeister Herbert Napp

Foto: NGZ

Neuss Der Amtsinhaber wankt ­ aber er stürzt nicht. Bürgermeister Herbert Napp bleibt im Amt, errang aber gestern nur 44,9 Prozent der abgegebenen Stimmen und lag damit gut 22 Prozent unter dem Ergebnis der Kommunalwahl 2004. Das Resultat sei so, wie er sich fühle, sagte Napp, der seit Samstag krankheitsbedingt alle (Schützenfest)-Termine absagen musste: "Elend.” Sein Herausforderer Reiner Breuer (SPD) feierte 33,1 Prozent der Stimmen am Ende fast wie einen Sieg. Er lag im Verlauf des gestrigen Wahlabends mitunter nur sechs Prozentpunkte hinter Napp ­ und fühlt sich nun durch die Landesregierung um die Chance gebracht, den Wechsel im Rathaus doch noch erreichen zu können. Denn die hatte die Stichwahl der beiden aussichtsreichsten Bewerber abgeschafft. Nach altem Modus hätte Breuer mit dem gestrigen Ergebnis Napp einen zweiten Wahlgang aufgezwungen ­ und dann, so war Breuer überzeugt, "wäre Napp weg vom Fenster.”

Für eine Mehrheit hätte Breuer die Stimmen von FDP und Grünen gebraucht, die sich, anders als vor fünf Jahren nicht auf den SPD-Mann als Gemeinschaftskandidaten geeinigt und eigene Kandidaten aufgestellt hatten. Dr. Jana Pavlik, die FDP-Kandidatin, errang dabei gestern 9,7 Prozent der Stimmen, Michael Klinkicht (Grüne) wollten 6,5 Prozent der Wähler als Verwaltungschef im Rathaus sehen. Felizitas Wennmacher (Die Linke) kam auf 2,53 Prozent und blieb damit unter der selbst gesetzten Marke von "drei Prozent plus”.

"Napp ist auf Maß gestutzt”, frohlockte Breuer, der von einer "Kontra-Wahl” gegen den Bürgermeister sprach. "Ich habe die Stimmung in den letzten Tagen so wahrgenommen, dass es eine Abwahl hätte werden können.” Dieses Ziel wurde nicht erreicht. Aber Breuer hat sich schon neue gesteckt: Er werde im nächsten Rat, in dem die CDU nicht mehr die absolute Mehrheit haben wird, "für eine eigene Mehrheit kämpfen. Warum Oppositionsführer sein wollen? Warum nicht Mehrheitsführer?” Auch die anderen Bürgemeisterkandidaten mochten ihr persönliches Ergebnis nicht betrauern, da doch die Ratsmehrheit der Union gebrochen werden konnte. "Jetzt ist alles möglich”, sagte Klinkicht, der das beste grüne Kommunalwahlergebnis aller Zeiten bejubelte. Aber er dämpfte Breuers Gedanken an eine "Ampel-Koalition” gegen die CDU. Die Grünen und die FDP trennen inhaltliche Fragen, sagte er. Mit der SPD gebe es zwar solche Übereinstimmungen, merkte er an, doch sei es aufgrund der handelnden Personen dort schwierig, zu einer Vereinbarung zu kommen.

Auch Bürgermeister Herbert Napp, der schon vor der Wahl die schwarz-grüne Zusammenarbeit favorisierte, unterstrich dies noch einmal. "Die Grünen waren in der Vergangenheit verlässlicher.” Sein schlechtes Wahlergebnis hatte Napp nach eigener Erklärung völlig überraschend getroffen. Er habe zwar nicht an eine Wiederholung des Ergebnisses von 2004 geglaubt, sich aber über 50 Prozent gesehen. Napp lakonisch: "Kurz ärgern ­ und weiter regieren.

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