Euro-Umstellung verlief beim Handel ohne Probleme Einzelhandelsverband lobt Verständnis der Kundschaft

Euro-Umstellung verlief beim Handel ohne Probleme · Von Friedhelm Ruf und Saskia Zeller

Von Friedhelm Ruf und Saskia Zeller

Der erste Werktag nach der Euroumstellung. Wer in den Geschäften im Kreis Neuss lange Schlangen erwartet hat, lag daneben. Die gab es zwar, doch bei den Banken. Denn die meisten Menschen, die am Mittwoch zum Einkauf unterwegs waren, nutzten den Handel nicht als Wechselstube, sondern deckten sich vorher in der Bank mit dem Euro ein. Die neuen Scheine wurden erst mal bestaunt, ausgegeben wurden sie weniger: "Bei uns ist es größtenteils sehr ruhig geblieben", sagte Dr. Peter Achten, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes. Der Handel überprüft bei der Euro-Umtauschaktion vor allem die Mark-Scheine auf Anzeichen von Falschgeld. Denn einige Zeitgenossen nutzen den Umtausch, um dunkle Geschäfte zu machen. Der Handel hatte bislang aber keine Probleme mit Falschgeld. NGZ-Foto: A. Woitschützke

"Wir hatten von unseren Mitgliedern, den Einzelhändlern, keine einzige Sachfrage zum Thema Euro", sagte Achten. Das sei auch ein Zeichen dafür, wie reibungslos alles abgelaufen sei und wie gut die Vorbereitungen auf diesen Tag gewesen seien. Es gebe eine freiwillige Verpflichtung des Handels, bis zum 28. Februar Mark in Euro umzutauschen. "Es war schon fast Panikmache, wenn im Vorfeld behauptet wurde, der Handel würde das nicht machen", sagte Achten. Er wies darauf hin, dass die meisten Geschäfte im Bereich Mönchengladbach, Neuss und Grevenbroich mitmachten. Ihm sei lediglich ein Juwelier in Mönchengladbach bekannt, der nur noch Euro akzeptiere.

In Neuss gebe es zudem eine Metzgerei (nicht zum Einzelhandelsverband gehörend), die keine Mark mehr nehme. "Viele Kunden haben gestern schon ohne Probleme mit Euro bezahlt." Wer mit Mark oder gemischt bezahlte, habe auch keine Probleme gehabt. Dabei lobte Achten das Verständnis der Kundschaft, wenn es zum Beispiel an der Kasse in Einzelfällen Wartezeiten gab, weil jemand sich die Euro, die er für seine Markscheine bekam, erst einmal genauer anschauen musste. Verständnis gab es auch dafür, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer erst einmal das Geld genau prüften. "Das bezieht sich in erster Linie auf Mark-Scheine, da können jetzt durchaus gefälschte Exemplare auftauchen", sagte Achten.

An den Kassen läuft die Umrechnung in der Regel vollautomatisiert und computergestützt. Da reicht dann eine Kasse. Es gebe aber auch das Prinzip der zwei Kassen, wobei Euro und Mark getrennt würden. In einigen Fällen werde auch manuell umgerechnet. "Ich rechne damit, dass wir das ganze Umtauschthema in ein bis zwei Wochen erledigt haben", sagte Achten. Er hat die Kunden aber darum gebeten, möglichst betragsgenau zu zahlen. Natürlich habe es auch jetzt Fälle gegeben, wo ein Brötchen mit einem Hundert-Mark-Schein bezahlt wurde. " Da gab es auch nur Mark-Scheine zurück und es wurde dann auf zehn Mark Eurowechselgeld herausgegeben." Im übrigen freue sich der Handel auch darüber, wenn mit der Geldkarte bezahlt würde.

"Knöllchen" in Euro

Landesinnenminister Dr. Fritz Behrens hat die Städte und Gemeinden in NRW dazu aufgerufen, in den ersten zwei Wochen des neuen Jahres in Bezug auf "Knöllchen" großzügig zu sein. Viele Menschen hätten noch keine Euro-Münzen im Portemonnaie, und könnten daher die Parkscheinautomaten nicht bestücken. Eine einheitliche Regelung, wie nun zu verfahren sei, gibt es allerdings nicht. Schließlich darf der Innenminister den Kommunen auch nicht vorschreiben, auf Einnahmen zu verzichten. Entscheidungen über Verkehrsvergehen fallen unter die Hoheit der Kommunen.

Die Städte Kaarst und Korschenbroich sind von dieser Empfehlung unberührt. Der Grund: Dort kann im Innenstadtbereich zum großen Teil kostenlos oder mit Parkscheibe geparkt werden. Parkscheinautomaten sind dort nicht aufgestellt. Und Grevenbroich ist auf die Umstellung gut vorbereitet. Im Jahr 2000 kaufte die Stadt sechs neue Geräte, die zu dem Zeitpunkt bereits eurotauglich waren. Die Umstellung geht nun ganz einfach. Für die Doppelwährungsphase kann der Autofahrer mit Mark oder Euro bezahlen. Anders in Dormagen: Die sechs Parkscheinautomaten in der Innenstadt sind auf Euro umgestellt und nehmen keine Mark mehr an. "Aus diesem Grund", sagt Holger Burdag, stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes, "haben wir uns zusammengesetzt und entschieden, dass Autofahrer, die noch keine Euro-Münzen besitzen, kostenlos parken dürfen", Das Angebot der Stadt gilt bis Ende dieser Woche.

Dann wird wieder neu beraten. Verkehrsbehinderung würden aber weiterhin geahndet werden. Also ein wildes Parken wird auch in Dormagen nicht geduldet. Die Einnahmeausfälle durch die Übergangsregelung schätzt der stellvertretende Ordnungsamtsleiter auf etwa 3.000 Mark pro Woche. In Neuss wird auf Euromuffel keine Rücksicht genommen. "Der Euro ist nun offizielles Zahlungsmittel", sagt Michael Kloppenburg vom Presseamt, "und darauf müssen sich die Autofahrer einstellen". Gestern wurden die letzten der 59 Parkscheinautomaten und 76 Parkuhren auf die neue Währung umgestellt.

Kloppenburg wies darauf hin, dass der Innenminister in der "Knöllchen"-Angelegenheit kein Mitspracherecht habe. Das ginge allein die Kommunen etwas an. In diesem Zusammenhang machte er darauf aufmerksam, dass das Parken billiger würde. Anstatt zwei Mark würde der Autofahrer jetzt einen Euro zahlen.

(NGZ)
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