Feuilleton „Ein Händel ist besser“

Neuss Auf dem Dorf, in Wildthurn in Niederbayern, ist er aufgewachsen. Und als er beschloss, unbedingt Musiker werden zu wollen, stellte sich das erste Problem ein.

Neuss Auf dem Dorf, in Wildthurn in Niederbayern, ist er aufgewachsen. Und als er beschloss, unbedingt Musiker werden zu wollen, stellte sich das erste Problem ein.

Wo den entsprechenden Lehrer hernehmen? Dass es ein Streichinstrument sein sollte, stand für den kleinen Firmian Lermer hingegen genauso fest, "aber dass es dann die Geige geworden ist, war Zufall". Dafür fand sich nämlich ein Lehrer, "auch wenn er selbst kein Profi war".

Der Anfang für den Violinisten, der heute mit dem Hyperion-Ensemble in der ganzen Welt unterwegs ist, als Solist mit Musikern wie Sandor Végh zusammenarbeitet und zudem am Salzburger Mozarteum unterrichtet, war also nicht leicht. Bei den Eltern immerhin musste er keine Widerstände überwinden.

Sie waren zwar keine Musiker, liebten aber die Musik, haben Firmian und seine drei Geschwister sehr häufig mit in Konzerte genommen und sich den Plänen des Sohnes nicht in den Weg gestellt. Doch später, auch nachdem er den großen Sprung hin zum professionellen Unterricht geschafft hatte, "musste ich viele Umwege gehen", sagt Lermer, meint damit aber vor allem den Kampf gegen den ständigen Zweifel.

Der begleitet ihn immer noch, ist allerdings auch Motor seiner Arbeit: "Der ist gesund, aber auch sehr anstrengend", sagt er lächelnd.

Mit sieben Jahren hat der heute 38-Jährige seinen ersten Unterricht bekommen: "Ich habe mir so sehr gewünscht, Musiker zu werden", sagt er und schiebt lachend hinterher: "Natürlich mit der ganzen Unbedarftheit und Naivität, die für das Alter typisch ist."

Gleichwohl: Firmian Lermer ist dabei geblieben, hat in München am Richard-Strauß-.Konservatorium, in Salzburg am Mozarteum und in Wien an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studiert.

Seit 1994 ist der Musiker Mitglied der Camerata Academia Salzburg, hat über seine dortige Tätigkeit auch Lavard Skou Larsen, den Chefdirigenten der Deutschen Kammerakademie, kennen gelernt. Dass er jetzt als Solist mit dem Orchester konzertiert, ist also auf dem üblichen Wege zustande gekommen.

Man kennt sich, hat bereits in anderen Fällen erfolgreich zusammengearbeitet. Auch der Auftritt im Zeughaus findet für Lermer in bekannter UMegbung statt: Vor zwei Jahren war er mit dem von ihm 1996 mitgegründeten Hyperion-Ensemble in der Reihe der städtischen Zeughauskonzerte zu Gast. Die Kammermusik mit dem Ensemble ist in Lermers Arbeit auch der Schwerpunkt.

Ohnehin ist das Sextett aus freundschaftlichen Beziehungen unter den Musikern entstanden, "und als es sich gut anfühlte, haben wir das Ensemble gegründet". Viele Jahre hat Lermer auch "sehr intensiv" zeitgenössische Musik gespielt, "aber heute mag ich sie immer weniger und glaube auch, dass sie ein Irrweg ist". Warum? "Man muss mit einem riesigen Aufwand so schwere Sachen lernen", sagt er, "aber ein Händel bleibt doch immer besser".

Info "Nicht nur 100 Jahre Schostakowitsch", Konzertmatinée, Sonntag, 8. Oktober, 11 Uhr, Karten über das NRW-Ticket-System oder an der Kasse im Zeughaus.

(NGZ)
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