Feuilleton Ein Glaubensweg

Mit der Ausstellung "Dem Himmel sei Dank - 200 Jahre evangelisches Leben in Neuss" dokumentiert das Clemens-Sels-Museum bis zum 22. Oktober die Geschichte der Neusser Protestanten .

Neuss Auch ein Historiker lernt immer noch dazu. Dr. Thomas Ludewig jedenfalls musste die Vorstellung, das Jubiliäum "200 Jahre evangelische Kirche in Neuss" könnte sich an dem ersten Antrag von Protestanten zur Bildung einer evangelischen Kirchengemeinde orientieren, schnell ad acta legen.

Dann allerdings wäre das Jubeljahr auch schon verstrichen, denn schon im Jahre 1802 hatten aus dem Bergischen zugezogene Unternehmer ein entsprechendes Ansinnen an den damaligen Bürgermeister Franz Jordans gerichtet.

Doch bis es dann zum ersten gemeinsamen Gottesdienst der damals noch in Reformierte und Lutheraner gesplitteten Protestanten kam, vergingen noch vier Jahre. Der 26. Januar 1806 ist mithin die offizielle Geburtsstunde der evangelischen Gemeinde in Neuss.

Dennoch darf natürlich auch dieses wichtige erste Schriftstück aus dem Jahr 1802 nicht fehlen, wenn es darum geht, die historischen Wurzeln in einer Ausstellung offen zu legen. Mit der Schau "Dem Himmel sei Dank - 200 Jahre evangelisches Leben in Neuss" wird das Clemens-Sels-Museum seinem Anspruch als Stadtmuseum gerecht, fächert es doch dank vieler Leihgaben aus privater Hand, aber auch aus dem Stadtarchiv und den Neusser Kirchengemeinden ein Stück Geschichte auf.

"Wir wollten sowohl der aktuellen wie auch der historischen Situation Rechnung tragen", sagt Ludewig, der die Ausstellung zwar konzipiert hat, aber in der Gestaltung von Dr. Carola Gries und Nils Kemmerling unterstützt wurde. Herausgekommen ist dabei eine Ausstellung mit sinnvoll aufgeteilten Abschnitten, die den Fokus auf verschiedene Aspekte richten.

Nach einer spirituellen Einstimmung durch das (mögliche) Blättern in einer Bibel und einem Gebetbuch geht's zurück zu den Wurzeln - in die Zeit, als sich die Reformierten und Lutheraner um ihre "Union" bemühten. "Wahre Schätze", so Ludewig, führen in die Anfangszeit.

Den Stadtrechnungen mit den Namen von Protestanten und Zeugnissen katholischer Pfarrer für evangelische Konvertiten stehen das Einigungsprotokoll und das Schenkungsschreiben für die Kirche Marienberg an die Protestanten gegenüber; die handgeschriebenen Lied- und Predigttexte des Einweihungsgottesdienstes dort bilden die Brücke.

Das Leben der Protestanten in der "Diaspora" beleuchtet ein anderer Raum der Ausstellung mit Statistiken, aber auch mit der Präsentation eines mobilen Kreuzes, das in einer Zeit, als die Protestanten ihre Gottesdienste in Schulkassen abhalten mussten, aus dem Lehrerpult einen Altar machte.

Über Themen wie "Hirten", "Glaubensstätten", "Gemeinschaft" oder "Diakonie" geht der Weg zu ganz persönlichen Zeugnissen gelebten Glaubens, die Neusser Bürger zur Verfügung stellten (von Bibeln über Konfirmandenbriefe bis hin zu Taufkleidern) und zur Ökumene. Er endet sehr passend bei einem Text von Pfarrer Jörg Hübner: "Der Weg der evangelischen Christen - Die Zukunft".

(NGZ)
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