Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW im RLT Ein "Frühlings Erwachen" am Trog

"Füttert die kleinen Schweine" hat RLT-Intendant Burkhard Mauer seine Worte im Programmheft des Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW überschrieben (und damit den zynischen Spruch amerikanischer Manager zitiert) - nun geht es endlich an den Trog. Dass dieser gut gefüllt bereit steht, oblag vor allem seinen Dramaturginnen Ulrike Schanko, Anka Dohmen, Bettina Mauer und dem Regieassistent Bernd Plöger. Kaspar Markus Küppers Foto: privat

"Füttert die kleinen Schweine" hat RLT-Intendant Burkhard Mauer seine Worte im Programmheft des Kinder- und Jugendtheatertreffen NRW überschrieben (und damit den zynischen Spruch amerikanischer Manager zitiert) - nun geht es endlich an den Trog. Dass dieser gut gefüllt bereit steht, oblag vor allem seinen Dramaturginnen Ulrike Schanko, Anka Dohmen, Bettina Mauer und dem Regieassistent Bernd Plöger. Kaspar Markus Küppers Foto: privat

3826 Kilomter haben diese vier zurückgelegt, sich an die 30 Futtervorschläge in NRW angeschaut und schließlich sechs davon für wohlschmeckend befunden. Ob's so ist, wird sich schnell herausstellen, denn die kleinen und mittelgroßen Schweine, die jetzt ins RLT drängen, sind anspruchsvoll, goutieren längst und nicht alles und neigen dazu, Zustimmung oder Ablehnung direkt und unmittelbar zu zeigen.

Den Startschuss für die Fütterung geben indes vier ausgewachsene Alphatiere: NRW-Kulturminister Dr. Michael Vesper, Dr. Edi Clijsters, Repräsentant der flämischen Regierung, Bürgermeister Herbert Napp und Burkhard Mauer. Und wenn dann der Vorhang sich endlich teilt (voraussichtlich nach einer halben Stunde), steht nicht gerade Leichtverdauliches auf dem Programm. "Frühlings Erwachen" von Frank Wedekind erzählt von Jugendlichen, die alle in der Pubertät sind und sich mit Poblemen und Ängsten herumschlagen, die für ihr Leben prägend sind.

Die Fahne ist gehisst, es kann losgehen: RLT-Jury Anka Dohmen, Bettina Maurer, Bernd Plöger und Ulrike Schanko (v.l im Uhrzeigersinn). Foto: RLT

Ungewollt schwanger zu sein, ist zum Beispiel eine dieser Katastrophen ... Während Wedekind in seinem 1880 geschriebenen Drama auch Eltern und Lehrer ins Spiel bringt, verzichtet die Oberhausener Inszenierung von Kay Voges auf die Erwachsenen. Regina Gisbertz, Kaspar Markus Küppers, Thomas Müller, Anna Polke, Daniel Wiemer und Michael Witte teilen sich die Rollen der Jugendlichen, wobei für Küppers der Neusser Aufrtitt ein Wiedersehen mit der Bühne ist.

Ein ganz besonderes dazu; er war schon beim Theatertreffen 2002 dabei, spielte den Kurt in Kay Voges "Feuergesicht" (ebenfalls aus Oberhausen) und wurde von der Theatertreffen-Jury um Renan Demirkan als bester Nachwuchsdarsteller geehrt. "Ich war total überrascht, war allerdings immer davon überzeugt, dass es gut ist, was wir da machen." Ein Preis für das Ensemble oder gemeinsam für ihn und seine "Schwester" Olga hätte ihn weniger erstaunt.

Recht knackig

Kein Wunder also, dass der Schauspieler jetzt sagt: "Ich freu mich auf das Gastspiel." Doch habe ihm die Bühne insgesamt sehr gut gefallen, Lob hat er vor allem für die "tolle Akustik". Zudem kann er sich vorstellen, dass auch "Frühlings Erwachen", das in nur einem Raum spielt, sehr gut im Landestheater funktionieren wird. Der Dreiakter sei für die Bearbeitung "sehr zusammengestrichen worden", sagt Küppers, der den Melchior spielt. So sehr, dass er schon Emails von Zuschauern bekommen habe, die glaubten, dieses "Frühlings Erwachen" sei ein ganz neues, eigenständiges Stück.

Rund eineinhalb Stunden ohne Pause dauert die Aufführung, für Kinder- und Jugendtheater schon recht "knackig", wie Küppers sagt, aber für ihn innerhalb des Limits: "Bei eindreiviertel Stunden ist Schluss", sagt, "und da muss auch schon ein Knaller kommen, damit die Zuschauer dabeibleiben". Ähnlich wie in Neuss wird auch am Theater Oberhausen keine scharfe Trennung zwischen Kinder-/Jugend- und dem Erwachsenentheater gezogen. Die Schauspieler spielen in beiden Bereichen, Stücke wie "Feuergesicht" werden sowohl im Abend- wie im Nachmittagsprogramm angeboten.

Für Küppers ohnehin kein Thema, denn auch außerhalb der eigenen Spielwiese beschäftigt er sich mit der jungen Generation: In Duisburg-Marxloh leitet er eine Theatergruppe für türkische Kinder und Jugendliche: "Wie arbeiten gerade an ,Romeo und Julia'." Wie zumindest die männliche Hauptrolle gespielt werden kann, weiß er aus eigener Erfahrung. Den Romeo hat er - als frischgebackener Hochschulabsolvent - schon im Theater Aachen gespielt und damit gleich Mut zum Abenteuer gezeigt: Genau zehn Tage hatte Zeit, um die Rolle bis zur Premiere zu beherrschen. Helga Bittner Oberstraße, am Sonntag, 19 Uhr

(NGZ)
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