Rhein-Kreis Neuss Die Künstler für Wand und Decke

Rhein-Kreis Neuss · Stuckateure verputzen Rohbauten und montieren Trockenbauteile. Das Sahnehäubchen ihrer Arbeit ist es für sie jedoch, historische Fassaden und Deckenstuck zu restaurieren. Der Beruf ist ständig im Wandel. Fortbildungen sind ein Muss, sagt der Obermeister Dieter Hillert.

 Dieter Hillert ist Chef der relativ kleinen Stuckateurs-Innung mit elf Mitgliedern im Rhein-Kreis. Der gebürtige Weimarer leitet den Betrieb in Gnadental, arbeitet aber nur noch auf Anfrage für Stammkunden.

Dieter Hillert ist Chef der relativ kleinen Stuckateurs-Innung mit elf Mitgliedern im Rhein-Kreis. Der gebürtige Weimarer leitet den Betrieb in Gnadental, arbeitet aber nur noch auf Anfrage für Stammkunden.

Foto: Woitschützke

Bei der Schlossbesichtigung ziehen sie die Blicke auf sich: prachtvolle Stuckornamente an den Decken. Sie anzufertigen oder zu restaurieren, darauf verstehen sich — auch heute noch — die Stuckateure. Doch obwohl die Berufsbezeichnung gleich an dekorative Decken in historischen Gebäuden denken lässt, haben Stuckateure sehr vielfältige Aufgaben und werden auch in Zukunft gefragte Handwerker sein.

Davon ist jedenfalls Obermeister Dieter Hillert aus Neuss überzeugt. "Die Stuckarbeiten sind sozusagen das Sahnehäubchen in unserem Beruf, der aber viele andere Arbeiten umfasst", sagt der 72-Jährige, der seit 1994 die Stuckateur-Innung im Rhein-Kreis Neuss repräsentiert. Stuckateure verputzen Rohbauten innen und außen, montieren Trockenbauteile, restaurieren aber auch historische Fassaden und schmückenden Deckenstuck.

Auf dem Bau überschneiden sich ihre Einsatzgebiete mit denen der Maler. Aus diesem Grund vertritt der Obermeister auch eine relativ kleine Innung: Sie zählt lediglich elf Mitglieder im Rhein-Kreis. "Es gibt eben nur wenige reine Stuckateurbetriebe", erklärt der Obermeister, der in seinem Leben viel herumgekommen ist: Geboren wurde er 1939 in Weimar, sechs Jahre später ließ sich die Familie in Baden-Württemberg nieder.

Im Betrieb seiner Eltern in Baden-Baden lernte Hillert den Beruf des Stuckateurs. Als Geselle sammelte er anschließend fünf Jahre lang Erfahrungen in verschiedenen Handwerksbetrieben in ganz Deutschland. Die Meisterprüfung legte er 1963 in München ab. Schließlich wurde Hillert in Neuss sesshaft, wo er mit seiner Frau 1976 den Betrieb am Ginsterweg in Gnadental gründete.

Den führt er nach wie vor, arbeitet aber nur noch auf Anfrage für Stammkunden. Der Obermeister ist zudem als Kassenprüfer bei der Kreishandwerkerschaft Niederrhein tätig und hat viele Jahre Gesellen- und Meisterprüfungen abgenommen.

In seiner langen Berufszeit hat Dieter Hillert einen tiefgreifenden technischen Wandel miterlebt: In seinen Anfangsjahren gab es noch Helfer, die für die Stuckateure den gefüllten "Mörtelback" oder auch das "Schiffchen" auf der Schulter an Ort und Stelle trugen.

Dieses Gefäß müsse man sich wie eine kleine Wanne vorstellen, so Hillert. Später wurden die Wannen größer und per Schienenaufzug befördert. Musste der Mörtel zunächst von Hand gerührt werden, übernahmen das schließlich die Mischmaschinen. Heute wird der Trockenmörtel in einem Silo zur Baustelle transportiert, mit Druckluft an die Einsatzstelle gepumpt und erst dort mit Wasser versetzt.

Wer in seinem Beruf erfolgreich sein wolle, der müsse Vielseitigkeit beweisen und zu ständiger Fortbildung bereit sein, sagt der Obermeister. Ein wichtiges Arbeitsfeld der kommenden Jahre für Stuckateure ist die Renovierung und Wärmedämmung von Altbauten im Hinblick auf neue Energiesparverordnungen.

(NGZ/rl)
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