Schon seit einiger Zeit ist die 1853 gegründete Firma, die im Hafen ansässig ist, an einem Entwicklungshilfeprojekt beteiligt, dessen Ergebnisse aufhorchen lassen. Gemeinsam mit der Fachhochschule Gelsenkirchen, und dort insbesondere mit dem Zentrum für Recyclingtechnik, Labor für Mechanische Verfahrenstechnik, arbeitet man am Aufbau eines dezentralen Energieversorgungssystems, bei dem der Ölgewinnung aus Schneckenpressen der Firma Reinartz eine entscheidende Bedeutung zukommt. Ölpflanze ist die Jatropha. "Jatropha ist nicht als Lebensmittel verwendbar", betont Michael Moll (38), Geschäftsführer bei Reinartz, wo schon Ende der 80er Jahre erstmals Jatropha als Ölpflanze der Zukunft in den Blick genommen wurde.

Zum Hintergrund: Aufgrund ihrer abgeschotteten Lage gilt für unzählige Dörfer und Ortschaften weltweit, dass sie nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen werden können. Moderne Infrastruktur bleibt damit ein Fremdwort, ein Problem, das insbesondere in Afrika spürbar ist und vor allem junge Menschen dazu veranlasst, in die größeren Städte abzuwandern.

Das Neusser Unternehmen Reinartz will mit "Regenerative Energie für Ghana" in Busunu nun neue Impulse setzen. Um eine sichere und 24-stündige Stromversorgung mit ausreichender Leistung zu garantieren, wurde eine Hybridanlage mit Solarmodulen und einem Diesel-Pflanzenölgenerator installiert. Schule, Krankenhaus und Werkstattmaschinen sowie eine Wasserpumpe können dadurch zuverlässig mit Strom versorgt werden.

Mehr als 120 Häuser sind bereits an das örtliche Netz angeschlossen worden. "In naher Zukunft sollen sogar Schlepper und Autos mit besonders hochwertigem Jatropha-Öl aus Neusser Pressen betrieben werden", hofft man bei Reinartz. Armin Laschet, Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, konnte bei einem Besuch in Ghana das System bereits in Augenschein nehmen.

Michael Moll ist vom Erfolg des Pilotprojekts überzeugt — auch von der Belastbarkeit der nach Afrika gelieferten Presse. "Die hat schon einen Hurrikan überstanden und läuft immer noch." Geplant ist nun, das Ganze auszuweiten. Kooperationspartner ist eine auf Anlagenbau spezialisierte Firma aus Halle/Westfalen. Der Bund hat bereits Unterstützung durch Fördergelder über das Zentrale Investitionsprogramm Mittelstand des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zugesagt.

Die auf der "oil + fats" in Kürze vorgestellte Presse kann 400 Kilogramm Saatgut pro Stunde verarbeiten. Die Rohölgewinnung liegt bei 120 Litern/Stunde.