Rhein-Kreis Neuss Der Kein-Euro-Job

Rhein-Kreis Neuss · Rhein-Kreis Neuss Es sind circa vier Kilometer Luftlinie, die Petra Schneiders (Name von der Redaktion geändert) von einem Ein-Euro-Job trennen.

Rhein-Kreis Neuss Es sind circa vier Kilometer Luftlinie, die Petra Schneiders (Name von der Redaktion geändert) von einem Ein-Euro-Job trennen.

Würde die Diplom-Pädagogin rechtsrheinisch wohnen, in der Landeshauptstadt, dann könnte sie die Arbeitsgelegenheit als Geschäftsführerin des "Dachverbands aller afrikanischen Vereine in Düsseldorf" (DAViD) antreten.

Rund 150 Euro würde ihr die Stelle zusätzlich zu ihrem Arbeitslosengeld II einbringen. Würde, könnte, ...

Schneiders erledigt den Kein-Euro-Job faktisch seit sieben Monaten ehrenamtlich.

Die 47-Jährige kennt sich aus in Afrika, sie war in Benin zwei Jahre, hat dort ein Projekt zur gesundheitlichen Prävention geleitet, Aufklärung geleistet.

In Großbritannien hat sie zudem einen Abschluss als Gesundheitswissenschaftlerin draufgesattelt.

Sie selbst sagt: "Der Job beim DAViD passt wie die Faust aufs Auge."

Man glaubt ihr das, die Wände im Treppenhaus, das zu ihrer Wohnung führt, sind behängt mit Tüchern und Postern aus Benin, das Regal in ihrer Wohnung ist vollgestellt mit Büchern über Afrika.

In Duisburg war sie bereits in einem ähnlichen Job beschäftigt, bei einem Beratungs-Unternehmen hat sie im Ressort "Gesundheit" gearbeitet.

Schneiders wirkt wahrlich nicht wie das oft kolportierte Negativ-Klischee des ALG-II-Empfängers.

Die "Bitte um Ausnahmebestätigung für Bewilligung einer Arbeitsgelegenheit" wurde von der ARGE im Rhein-Kreis Neuss indes abgeschmettert.

Das Problem sind die streng gezogenen Bereichsgrenzen der ARGE. "Wir haben ein reichhaltiges Angebot an Arbeitsgelegenheiten", sagt ARGE-Chefin Wendeline Gilles.

Die seien bei verschiedenen Trägern eingekauft worden. "Wo ist also die Notwendigkeit?", fragt Gilles.

Dass der neue Job eine Perspektive bietet - geplant ist, mit Stiftungen aus dem Ein-Euro-Job eine Teilzeitstelle zu machen -, will Gilles nicht gelten lassen.

Nur wenn die Stelle eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wäre, dann könnte man was machen, mit einem Eingliederungs-Zuschuss etwa.

In Düsseldorf, wo Schneiders zunächst vorstellig geworden war, hatte man den Schwarzen Peter schnell über den Rhein geschoben.

Zwar hatte die "Zukunftswerkstatt Düsseldorf" (ZWD), die in der Landeshauptstadt die Arbeitsgelegenheiten koordiniert, die Stelle schon durchgewunken - doch nur unter der Voraussetzung, die ARGE im Rhein-Kreis Neuss zahle für die Maßnahme.

Dass Petra Schneiders nun droht, im Kompetenzgerangel der Behörden zerrieben zu werden, ficht die Amtsvertreter nicht an. Sie handeln streng nach Regelwerk.

"Wenn ich nur ein paar hundert Meter hinter der Südbrücke wohnen würde, hätte ich das Problem nicht", klagt sie.

Absurd daran ist: Wenn Schneiders anvisierte Stelle in Dormagen - das viel weiter entfernt ist als Düsseldorf vom Standort der ARGE in Neuss - zu besetzen wäre, dann hätte sie kein Problem.

Sie will sich nun eigenständig auf die Suche nach Financiers machen, über Stiftungen soll Geld gesammelt werden.

Eine Kooperation mit dem Gesundheitsamt in Düsseldorf sei zudem denkbar. "Es hat bereits Kontakt gegeben", sagt die Diplom-Pädagogin, die Französisch und Englisch spricht.

Immerhin gelte es, rund 18 000 afrikanische Migranten in der Region Düsseldorf zu betreuen.

Region Düsseldorf? "Na klar", sagt Schneiders, "Migranten aus dem Raum Neuss betreuen wir natürlich auch."

Zur Sache Starrsinn

(NGZ)
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