Achtmonatiger Lehrgang in Wevelinghoven beendet Das "grüne Abitur" ist mehr als Formsache

Achtmonatiger Lehrgang in Wevelinghoven beendet · Acht Monate lang haben sie neben Beruf oder Schule den Vorbereitungslehrgang zur Jägerprüfung in Wevelinghoven besucht, gebüffelt und sich unter anderem in Feld und Wald mit der heimischen Natur und der Tierwelt beschäftigt. Jetzt ist es geschafft: 32 Bewerber haben vor der Unteren Jagdbehörde erfolgreich ihre Jägerprüfungen abgelegt. Geschafft: Nach erfolgreicher Prüfung stellten sich die Jungjäger aus dem Kreis Neuss in Wevelinghoven zum Gruppenbild auf. NGZ-Foto: H. Jazyk -->

Acht Monate lang haben sie neben Beruf oder Schule den Vorbereitungslehrgang zur Jägerprüfung in Wevelinghoven besucht, gebüffelt und sich unter anderem in Feld und Wald mit der heimischen Natur und der Tierwelt beschäftigt. Jetzt ist es geschafft: 32 Bewerber haben vor der Unteren Jagdbehörde erfolgreich ihre Jägerprüfungen abgelegt. Geschafft: Nach erfolgreicher Prüfung stellten sich die Jungjäger aus dem Kreis Neuss in Wevelinghoven zum Gruppenbild auf. NGZ-Foto: H. Jazyk -->

Damit haben sie die Befähigung zur verantwortungsvollen, Natur und Wild dienenden Jagdausübung erlangt. "Das war keine einfache Zeit", bescheinigte der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Neuss, Dr. J. Heinrich Thywissen, den frisch gebackenen Jungjägern bei der feierlichen Übergabe der Zeugnisse. Nicht umsonst spreche man auch vom "grünen Abitur". Dass den angehenden Jägern nichts geschenkt wurde, zeigt die Durchfallquote von 20 Prozent und ein Blick in die Prüfungsordnung. Beherrscht werden müssen in einem schriftlichen und einem mündlich-praktischen Teil etwa Sachgebiete wie Tierarten, Wildbiologie, Wildhege, Naturschutz, Wildkrankheiten, Grundzüge des Land- und Waldbaus, aber auch das Jagd-, Tierschutz-, Naturschutz- und Landschaftspflegerecht.

Daneben muss zum Nachweis des sicheren Umgangs mit der Jagdwaffe eine Schießprüfung absolviert werden. Die Bewährung steht den Jungjägern allerdings noch bevor. In den heimischen Revieren werden sie unter Anleitung gestandener Waidmänner ihre praktischen Erfahrungen sammeln und sich auch um die Hege des Wildes kümmern. "Der zukünftige Jäger braucht das richtige Feeling für Wild, Wald und Natur", sagen die Fachleute. Deshalb geht es an den Wochenenden immer wieder ins Revier. Draußen ist es nicht damit getan, die Fährte eines Rehs von der eines Wildschweins zu unterscheiden. Die Tiefe des Abdrucks verrät dem erfahrenen Jäger, wie schwer und damit wie alt das vorbeigezogene Tier war. Aus der Vielzahl solcher Beobachtungen kann er Bestandsdichte und Zusammensetzung der Wildarten abschätzen.

Die Jagdschein-Aspiraten von Rhein und Erft lernten außerdem, wie man Hecken, Ackerrandstreifen und Wildäcker anlegt, die dem Wild und vielen anderen nichtjagbaren Tierarten neuen Lebensraum bieten sollen. Weshalb die Jägerprüfung auch "grünes Abitur" heißt und mehr als Formsache ist, wurde spätestens klar, als man sich nach schriftlicher und mündlicher Prüfung dem Schießen mit Büchse und Flinte auf Scheibe und Tontauben stellte. Wie beim Abitur, so war auch bei der Jägerprüfung eine Fremdsprache Pflicht.

In der Fachsprache heißt Mutter Wildschwein Bache, ihr halbstarker Sohn ist ein Überläufer, und obwohl alle doch eher bräunlich aussehen, gehört die ganze Sippschaft zum Schwarzwild. Der erfolgreiche Prüfungsabsolvent bleibt trotz vielleicht fortgeschrittenen Alters drei Jahre Jungjäger - ein Zeitraum, in dem er von erfahrenen Begleitern lernt und in zahlreichen Reviergängen Praxis erlangt. Erst dann ist er berechtigt, ein Jagdrevier zu pachten. Damit erhält er aber nicht nur das Recht zum Erlegen von Wild, sondern gleichzeitig wird er selbst in die Pflicht genommen.

In den Plänen der Unteren Jagdbehörde werden jährlich für bestimmte Wildarten Abschussquoten festgelegt, die erfüllt werden müssen. Als Jäger muss der Neuling Sorge dafür tragen, dass keine Wildart überhand nimmt und damit anderen Arten und dem Wald schadet. "Der geprüfte Jäger gehört fortan zu den 0,4 Prozent der Bevölkerung, denen man vertraut und zutraut, dass sie aufgrund ihres fachlichen Könnens und ihrer inneren Einstellung zur Natur, die Jagd fachgerecht und verantwortungsvoll ausüben", hieß es bei der Zeugnisvergabe. Waidgerecht handeln nennen dies die Jäger.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort