Beratung im Rhein-Kreis Neuss Neue Aidsberaterin ist mit Koffer unterwegs

Rhein-Kreis · Csilla Patocs ist die neue Aidsberaterin des Rhein-Kreises. Warum es der 40-Jährigen nun vor allem wichtig ist, Jugendliche wieder persönlich zu beraten.

 Csilla Patocs und ihr Koffer, in dem sie die notwendigen Utensilien für ihre Schulbesuche hat. 
  Foto: Salzburg

Csilla Patocs und ihr Koffer, in dem sie die notwendigen Utensilien für ihre Schulbesuche hat. Foto: Salzburg

Foto: Georg Salzburg (salz)

Ihr Koffer steht immer gepackt im Büro. Und tatsächlich sieht es so aus, als wolle sie verreisen, wenn sie ihn durch die Gänge des Kreishauses hinter sich herzieht. Doch der, vor allem dessen Inhalt, gehören dazu, wenn die 40-Jährige nun wieder regelmäßig weiterführende Schulen aufsucht, um dort zu Sechst- bis Neuntklässler zu beraten. Patocs ist Aidsberaterin beim Rhein-Kreis. Ihr Thema: HIV und der Schutz davor, aber auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Wenn sie in eine Klasse kommt und dort bis zu vier Unterrichtseinheiten mit den Mädchen und Jungen spricht, ist kein Lehrer dabei. Daher hat sie festgestellt, dass das Verhalten der Jugendlichen schon sehr offen sei. „Ich benote nicht und nichts, was wir dort besprechen, verlässt den Klassenraum“, sagt sie. Ihr Koffer enthält Informationsmaterial und Kondome, die es für alle gibt, aber auch Material, mit dem gearbeitet werden kann, aber nicht muss, wie Utensilien zur Intimpflege, oder auch Modelle der Geschlechtsorgane und unterschiedliche „Plüsch-Viren“. „Damit will ich das Ganze keinesfalls verharmlosen, aber den jungen Leuten zeigen, wie Viren aussehen. Und so kommen wir meist gut ins Gespräch.“ Zu Beginn ihrer „Schulstunden“ werden zur Lockerung einige Bewegungsübungen gemacht. Dann wird oft in kleinen Gruppen gearbeitet. „Ich schicke vorher auch immer einen Fragebogen, um zu erfahren, wie groß der Bedarf an Aufklärung ist, und ob die Ansteckungswege bekannt sind“, sagt Patocs. Doch nicht nur ihre Präsenz in Schulen nimmt nun langsam wieder zu. Auch diverse Jugendeinrichtungen hat sie angeschrieben, um dorthin zu gehen. Und natürlich ist die HIV-Beratung im Neusser Kreishaus, die, wie sie von ihrer Vorgängerin weiß, in den vergangenen zwei Jahren häufig nur telefonisch oder virtuell stattgefunden hat, nun wieder vor Ort möglich.

Csilla Patocs hat Sozialpädagogik studiert, vor ihrer Tätigkeit als Aidsberaterin beim Rhein-Kreis mit suchtkranken, psychisch Kranken und wohnungslosen Menschen gearbeitet. Jetzt gehören zwar vornehmlich Jugendliche zu ihrer Klientel, aber die in die Sprechstunden kämen Frauen und Männer jeden Alters, wie sie sagt. „Menschen mit HIV können bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie ein fast normales Leben führen. Deshalb ist es so wichtig zu wissen, ob man sich vielleicht angesteckt hat“, wirbt sie für die Tests, die das Kreisgesundheitsamt anbietet. Die Tests können anonym gemacht werden. Auch wer „nur“ zu einem Gespräch kommt, braucht seinen Namen nicht zu nennen. Wer einen kostenlosen Labortest machen lässt, erhält das Ergebnis nach drei bis vier Tagen. Wichtig: Die Tests sind erst rund sechs Wochen nach der vermeintlichen Ansteckung aussagekräftig. Darüber hinaus werden auch kostenpflichtige Schnelltests (10,60 Euro) angeboten.

Dabei gibt es das Ergebnis bereits nach rund 30 Minuten; diese Tests sind aber erst drei Monate nach der vermeintlichen Ansteckung sinnvoll. „Mein Ziel ist es, den Jugendlichen die Scheu vor diesem häufig immer noch tabuisierten Thema zu nehmen. Wenn Jugendliche erst einmal gelernt haben, über sich selbst zu bestimmen und eine Ich-Stärkung erfahren haben, sind sie eher fähig, sich vor einer HIV-Infektion zu schützen.“ Zahlen, wie viele Menschen im Rhein-Kreis an HIV erkrankt sind, gibt es nicht. Die aktuellsten, die Patocs hat, sind die des RKI von 2020, und die gelten für NRW. Demnach gab es damals 440 Neuinfektionen und geschätzt hatten sich 2030 Menschen mit dem HI-Virus angesteckt, ohne es zu wissen.

Während der vergangenen zwei Jahren wurden auch im Kreisgesundheitsamt weniger Aids-Tests gemacht. „Das lag sicher an der eingeschränkten Mobilität, aber auch daran, dass Menschen weniger unterschiedliche sexuelle Partner hatten. Dating fand nur sehr eingeschränkt statt“, sagt Csilla Patocs.

Info Kontakt unter 02131 928-5391 oder csilla.patocs@rhein-kreis-neuss.de.

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