Beratung im Rhein-Kreis Corona – auch verstärkt Thema bei Telefonseelsorge
Rhein-Neuss · In Corona-Zeiten mit täglich neuen Meldungen, die das „normale“ Leben immer mehr einschränken, fühlen sich viele Menschen offensichtlich einsamer denn je und werden Ängste größer.
Diese Erfahrung macht gerade Barbara Keßler, Leiterin der Telefonseelsorge. Denn die Zahl derjenigen, die Rat und Zuspruch bei den Frauen und Männern suchen, die sich ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge engagieren, wächst aktuell täglich.
„Haben wir sonst so um die 30 Anrufe am Tag, sind es seit einigen Tagen 50 und mehr“, sagt Keßler. „Gerade viele Ältere, die sich nicht mehr so gut bewegen können, und auf Hilfe angewiesen sind, haben Angst, dass bald keiner mehr kommen kann, um sie zu versorgen“, berichtet die Leiterin. Auch die Anrufe aus betreuten Einrichtungen nähmen zu. Eine Statistik hat Keßler noch nicht geführt, doch auf Bundesebene gibt es sie. Und darin stehe, sagt sie, dass sich am 10. März etwa fünf Prozent der Gespräche um das Corona-Thema drehten, fünf Tage später dann schon 25 Prozent. 72 Prozent der Anrufe, die über Corona sprechen, seien Frauen.
Bei der Telefonseelsorge Neuss sind (Stand Juni 2019) 47 Frauen und 17 Männer im Alter von 33 bis 77 Jahren tätig. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich ist es möglich, dort anzurufen. Seit Juli vergangenen Jahres gibt es auch einen Online-Chat. Ehrenamtler werden immer gesucht. Deren Mindestalter beträgt 25 Jahre. Sie arbeiten mindestens zwölf Stunden pro Monat und machen außerdem acht Nachtdienste im Jahr. Die Schulung ist recht umfangreich, geht insgesamt über neun Monate. Danach können die „Neuen“ zwar schon erste Telefonate annehmen, das aber zunächst mit „Beistand“, heißt mit einem erfahrenen Kollegen an ihrer Seite.