Corona im Rhein-Kreis Neuss Zunahme an Überraschungs-Infektionen

Neuss · Der Rhein-Kreis stellt mehr positive Corona-Tests von Menschen fest, die keine Symptome aufweisen. Die Test-Zentren laufen aktuell auf Hochtouren. Auch in den Krankenhäusern ist man gewappnet. Auf die Ferien blickt man mit Sorge.

 Das neue Corona-Testcenter an der Hammer Landstraße.

Das neue Corona-Testcenter an der Hammer Landstraße.

Foto: Simon Janßen

Im Rhein-Kreis Neuss wird aktuell soviel getestet wie nie. Allein 1245 Proben wurden vergangene Woche genommen und ausgewertet. Hinzukommen die Tests in den Hausarzt-Praxen. Vor allem mit Blick auf die jetzt gestarteten Herbstferien droht sich die Situation zusätzlich zu verschärfen. „Leider bleibt auch der Rhein-Kreis von den bundesweit steigenden Zahlen nicht verschont“, sagt Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. Zwar sei man aktuell in der „glücklichen Lage“, keine sogenannten Corona-Hotspots in Altenheimen, Kitas, Schulen und Co. zu haben, die Verantwortlichen wissen jedoch, dass sich die Lage jederzeit schlagartig ändern kann. Die Situation zusammengefasst.


Der Trend Der Wert der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen liegt – Stand Montag – bei 29,7. Dörr geht davon aus, dass schon bald die 30er-Grenze erreicht wird. Verschärfte Maßnahmen müssten jedoch erst ab 50 ergriffen werden. Per Software kann der Kreis dann in eine tiefgreifende Analyse einsteigen, um genau zu erkennen, wo sich Hotspots entwickelt haben und dann gezielte Maßnahmen umzusetzen.


Die Krankenhäuser
In den Neusser Krankenhäusern gibt es aktuell zwar keine Engpässe, trotzdem ist man dort stets in Alarmbereitschaft. „Es sind genug Intensivbetten frei“, sagt Ulla Dahmen, Sprecherin des Lukaskrankanhauses. Jüngste Zahl: Am Montag waren fünf Intensivbetten verfügbar. Bei Bedarf stehe über die Intensivstation hinaus aber auch eine Not-Intensivstation zur Verfügung, die kurzfristig aktiviert werden kann.

Zwar hatte der Rhein-Kreis zwischenzeitlich die Möglichkeit, auf dem Areal Böhler ein Behelfskrankenhaus einzurichten, der Pachtvertrag lief jedoch aus, ohne diese Option gezogen zu haben, weil die Kapazitäten in den Krankenhäusern ausreichen. Auch Sonja Littmann von der St.-Augustinus-Gruppe bestätigt: „Das Johanna-Etienne-Krankenhaus hält eine eigene Isolierstation für Corona-Patienten vor sowie nach heutigem Stand ausreichend Intensivbetten mit Schleusen- und Isolier-Möglichkeit.“ Eine verschärfte Maßnahme, die dort mittlerweile gilt: Die Cafeteria steht nur noch für Mitarbeiter zur Verfügung. Sie war zwischenzeitlich auch für die registrierten Besucher geöffnet.

Auch im „Lukas“ wurden die verschärften Maßnahmen (stark eingeschränkte Besucherregelung, Registrierung mit Abfrage/Screening, strikte Hygieneregeln) nicht gelockert. Hinzu kommt ein drohendes Personalproblem: So ist nach Angaben von Ulla Dahmen zu erwarten, dass bei steigendem Inzidenzwert auch Mitarbeiter des Rheinland-Klinikums verstärkt von Quarantäne betroffen sein könnten: „Das würde die Arbeitsbelastung natürlich verstärken.“

Virus-Entwicklung Eine Auffälligkeit, die der Rhein-Kreis Neuss aktuell feststellt: Die Zahl der „Überraschungs-Infektionen“ nimmt zu. Heißt: Personen, die keinerlei Symptome aufweisen und sich routinemäßig testen lassen – etwa weil sie in einer Kita arbeiten oder nach einem Urlaub die Quarantäne-Zeit verkürzen möchten –, werden laut Michael Dörr häufiger positiv getestet als früher. Zwischenzeitlich sei die These verbreitet worden, eine Corona-Infektion würde mittlerweile „sanfter“ verlaufen. Dies hat sich laut Dörr jedoch als falsch herausgestellt. Vielmehr würden sich aktuell immer mehr jüngere Menschen infizieren, denen das Virus bei Weitem nicht so sehr zusetze wie älteren Menschen. Dadurch fielen derzeit auch nicht mehr so viele stationär behandlungspflichtige Patienten an.

Landrat Hans-Jürgen Petrauschke nutzt den Ferienbeginn für einen Appell: „Die Herbstferien dürfen jetzt nicht dazu führen, nachlässig zu werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort