Straßenverkehrsamt: viele Probleme im neuen Kreishaus Computer vergab die Nummernschilder doppelt

Von Friedhelm Ruf

Von Friedhelm Ruf

Seit dem Einzug ins neue Kreishaus ist im Straßenverkehrsamt der Wurm drin: Zunächst gab es zwei Einbrüche, dann folgten große EDV-Probleme und jetzt wurde bekannt, dass 151 Autokennzeichen doppelt vergeben wurden. Außerdem verfügt das Amt über zu wenig Personal, verursacht unter anderem durch hohe Krankenstände. Die wiederum könnten durch hohe Belastungen der Mitarbeiter hervorgerufen werden. Wer zu spät kommt, den bestraft das Straßenverkehrsamt: Ab zehn oder elf Uhr müssen zwei Stunden Wartezeit einkalkuliert werden. Wer bereits um acht Uhr kommt, darf das Amt schon sehr schnell wieder verlassen. NGZ-Foto: A. Woitschützke -->

"Zwei Wochen vor Weihnachten gab es bei der Kommunalen Datenverarbeitungszentrale (KDZV) einen Programmfehler", erläutert der zuständige Dezernent Ingolf Graul gegenüber der NGZ. Dieser Fehler nach dem Einspeisen einer neuen Software war dem jeweiligen Anwender im Straßenverkehrsamt nicht sofort ersichtlich. So vergab der Computer insgesamt 151 Nummern, die in der Datenbank allerdings bereits anders zugeordnet waren. Einer Sachbearbeiterin in Grevenbroich fiel der Fehler schließlich auf. Denn für ein Fahrzeug, das wieder zugelassen werden sollte, war das Kennzeichen nicht mehr im Bestand. Sie meldete den Fehler, der dann entdeckt und bereinigt wurde.

"Der Leiter des Straßenverkehrsamtes, Klaus Schirm, hat nichts verschwiegen und mich sofort informiert", versichert Graul. Allerdings ist die Öffentlichkeit erst in dieser Woche unterrichtet worden. "Das hatten wir nicht beachtet", räumt Graul ein. Die betroffenen Kunden seien aber sofort angeschrieben worden. Inzwischen haben schon 35 Fahrzeughalter auf Kosten des Kreises ein neues Nummernschild und neue Fahrzeugpapiere abgeholt. Allerdings bedeutet dieser Software-Fehler, für den sie nichts können, zusätzliche Arbeit für die Mitarbeiter des Straßenverkehrsamtes. Und das hat Auswirkungen auf Arbeitszufriedenheit und auf die Kunden.

Neben dem "normalen" Tagesgeschäft wie Um-, Ab- und Neuanmeldung von Fahrzeugen gibt es immer wieder Sonderaktionen. "Besonders viel Publikumsverkehr gab es jetzt beim Umtausch von Führerscheinen", sagt Gerhard Baltes. Er bearbeitet das Führerscheinwesen in der Verwaltung. Was den Publikumsverkehr angeht, so hat er festgestellt, dass "man ganz gerne bis zum Schluss wartet". Einige hätten das beim Umschreiben von Führerscheinen getan. Sie müssten jetzt warten, weil neue Führerscheine erst noch hergestellt werden müssten. "Wer aber zurzeit nach Österreich in Urlaub fahren will, braucht den neuen Führerschein, wenn er ein Bußgeld - man spricht von bis zu 300 Mark - vermeiden will", sagt Baltes. Und so kam kurz vor Jahresschluss noch so mancher Kunde ins Amt.

Von einer anderen Sonderaktion spricht Ursula Krause, zuständig für Widersprüche in der von Amtsleiter Dieter Schlangen geführten Zulassungsstelle. "Kurz vor Jahresende kommen große Unternehmen und melden 300 Fahrzeuge ab oder an. Das hängt damit zusammen, was sie in ihrem Bestand haben wollen." Das stürmt dann plötzlich neben der üblichen Arbeit auf die Mitarbeiter ein. Hinzu kämen für das Alltagsgeschäft ständig neue Regelungen, sagt Ursula Krause. Doch es krankt auch und vor allem an der Technik. Wer gestern Mittag im Straßenverkehrsamt in der Wartehalle saß, konnte erleben, wie einer der dort stehenden Kassenautomaten mit einem Schildchen beklebt wurde: Defekt. "Das sind alles noch Kinderkrankheiten", sagte Dezernent Graul zu den Automaten, die erst seit kurzem im Einsatz sind. "Was in jedem Parkhaus funktioniert, wird auch bei uns gelingen und für Entlastung sorgen."

Und Entlastung ist notwendig. Offiziell sind 53 Mitarbeiter im Straßenverkehrsamt beschäftigt, doch alle sind nicht an Bord. Eine genaue Zahl der derzeitigen Krankenstände nannte Graul nicht, dennoch ist es ein großes Problem, wie Graul einräumt: "Es bewegt sich im Rahmen dessen, was weh tut." Offiziell hat das Straßenverkehrsamt von montags bis donnerstags jeweils von acht bis 15 Uhr geöffnet, an Freitagen bis 11.30 Uhr. "Meistens sind es aber bis zu drei Stunden länger, weil ja noch alles abgearbeitet werden muss", sagt Baltes. Neben der Zentralstelle in Neuss ist das Straßenverkehrsamt noch in Grevenbroich und Dormagen sowie mittwochs und freitags auch in Meerbusch vertreten. "In Meerbusch stellen wir das Personal von Neuss aus, in Dormagen und Grevenbroich stellen wir Vertretungen. Bürgerservice ist sehr personalintensiv und der intensive Kontakt mit dem Publikum ist belastend", sagt Graul.

Die Belastung der Mitarbeiter ergibt sich auch aus den vielen unterschiedlichen Charakteren, wobei einige sich auch von einem hohen Anspruchsdenken leiten lassen. "Zunächst einmal sind alle Mitarbeiter gewillt und motiviert, schnell zu helfen", versichert Baltes. "Sie sind aber nicht immer in der Lage dazu, weil wir personell schwach besetzt sind", so Baltes. So müssten andere Kollegen aushelfen, deren eigentliche Arbeit aber bleibe liegen. "Da gibt es ein Gefühl der Ohnmächtigkeit. Die Belastbarkeit wird noch größer, wenn das System ausfällt." Theoretisch stehen in Neuss 18 Schalter für das Publikum zur Verfügung. Durch Urlaube und Krankheit können nicht alle besetzt werden. Das werde ohnehin nur bei ganz besonderem Publikumsandrang der Fall sein, meint Graul. Ansonsten wolle man das flexibel handhaben. So gilt nach wie vor folgende Regel: Wer sich schon ab 7.30 Uhr eine Wartenummer besorgt, wird ab dem Dienstbeginn um acht Uhr schnell an die Reihe kommen. Wer erst um zehn oder elf Uhr kommt, muss zwei bis drei Stunden Wartezeit einkalkulieren.

Die ganze Situation soll sich aber demnächst entspannen, versichert Graul. Neues Personal soll eingestellt werden, Computer-Fehler so weit wie möglich verhindert werden. Doch Fehler werden sich auch in Zukunft nicht verhindern lassen. Und vielleicht ändert ja auch einmal die Pechsträhne des Straßenverkehrsamtes.

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