CD-Tipp Coldplay: "A rush of blood in the head"

Herbst ist eine gute Jahreszeit für Popmusik. Das liegt nicht nur daran, dass Popsongs mitunter recht melancholisch daher kommen. Vielleicht ist einer der weiteren Gründe die Tatsache, dass die Hörer sich in dieser Jahreszeit eher einmal bei einem heißen Getränk die Zeit nehmen, eine CD von vorne bis hinten zu hören.

Dazu empfiehlt sich unter anderem das neue Album von Coldplay, das den etwas kryptischen Titel "A rush of blood in the head" trägt. Coldplay waren vor rund zwei Jahren als eine der ganz großen Entdeckungen aus Großbrittanien gefeiert worden, ihr Album "Parachutes" ging millionenmal über die Ladentheke und zusammen mit Travis wurde die Band vor allem wegen der natürlichen, unkomplizierten Art und Weise geschätzt, in der sie ihre Musik dem Hörer näherbrachte. Daran hat sich auch bei "A rush of blood in the head" nicht viel geändert.

Das Hauptcharakteristikum der Gruppe ist natürlich immer noch der unverwechselbare Gesang von Frontmann Chris Martin geblieben. Genau an diesem Punkt werden sich dann wohl auch auf ewig die Geister scheiden. Die immer etwas traurig und gedankenversunken wirkenden Vocals sind ganz offenbar nicht jedermanns Sache. Auch wenn sich sehr viele Menschen von dem Gesang begeistern lassen, gibt es immer noch Coldplay-Hasser, die die Vocals als "weinerlich" bezeichnen.

Die wird wohl auch das neue Album nicht umstimmen, denn Songs wie "Warning Sign" oder "Amsterdam" sind wie beim Vorgängeralbum sehr ruhig und zurückhaltend geraten. Der Hörer sollte sich deshalb nicht von der Eröffnungsnummer "Politik" irritieren lassen: Zwar greifen Coldplay hier und auch an anderer Stelle ("A whisper") etwas kräftiger in die Saiten, aber das Album lässt sich mit Recht und Fug eher als ruhig bezeichnen.

Vor allem geizt die Band nicht mit einem zweiten Charakteristikum, an der man "Coldplay" sofort erkennen kann: Der ganz spezifische, glasklare und unverzerrte Gitarrensound, der wohl neben dem dezenten Klavierspiel entscheidend zu der eingangs erwähnten melancholischen Grundstimmung beiträgt.

In ganz unnachahmlicher Weise kultiviert "Coldplay" dies auf der aktuellen Singleauskopplung "In my place", einem Kleinod der Popmusik, an das man sich wohl auch noch in vielen Jahren erinnern wird. Mit seinem ins Ohr und von da aus direkt ins Herz gehenden Refrain ist der Band ein Geniestreich gelungen, der verdeutlicht, warum Großbrittanien immer noch die erste Adresse ist, wenn es um eingängige Popmusik geht. dm

(NGZ)
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