Rhein-Kreis Neuss Chance zur Weiterentwicklung

Rhein-Kreis Neuss · Interview Wenn Jugendliche keinen Ausbildungsplatz finden, weiß Berufsberater Detlef Neumeyer weiter. Er hat den Überblick über Förderangebote im Rhein-Kreis wie etwa berufsvorbereitende Lehrgänge.

 Detlef Neumeyer von der Agentur für Arbeit weiß Rat für Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben.

Detlef Neumeyer von der Agentur für Arbeit weiß Rat für Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben.

Foto: A. Woitschützke

Nach der Schule direkt in die Ausbildung: Das bleibt für viele Jugendliche ein Wunschtraum. Fehlender Abschluss, mangelnde deutsche Sprachkenntnisse oder ganz einfach Orientierungslosigkeit: Die Gründe für einen schwierigen Start ins Berufsleben sind unterschiedlich. Die NGZ stellt in einer neuen Serie Bildungsträger im Rhein-Kreis Neuss vor, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in dieser Phase helfen. Zum Auftakt berichtet Detlef Neumeyer, Leiter der Berufsberatung in der Geschäftsstelle Neuss der Arbeitsagentur Mönchengladbach, über seine Erfahrungen.

Herr Neumeyer, sind die Angebote der Bildungsträger eher eine Warteschleife, oder bieten sie den Jugendlichen echte Chancen?

Detlef Neumeyer Sie eröffnen durchaus richtige Chancen – nämlich eine Reihe von Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Zum einen kann dort ein fehlender Schulabschluss nachgeholt werden, zum anderen bieten sie praktische Orientierung in den eigenen Werkstätten oder bei Betrieben.

Wie erfolgt der Kontakt zu den Jugendlichen?

Neumeyer In den allermeisten Fällen über die Berufsberater, die ab der achten oder neunten Klasse in die Schulen gehen. Sie bieten dort berufsorientierende Veranstaltungen, aber auch individuelle Gespräche an.

Wo liegen die Probleme?

Neumeyer Häufig handelt es sich um Leistungsprobleme in der Schule. Oft erfüllen die Bewerber die Anforderungen der Betriebe nicht, haben schlechte Noten oder gar keinen Abschluss. Viele sind auch orientierungslos und haben Probleme, sich zu entscheiden.

Wie geht der Weg dann weiter?

Neumeyer Wenn sich in der Beratung herausstellt, dass der Jugendliche Schwierigkeiten haben wird, mit seinem aktuellen Abschluss oder seinen Noten eine Ausbildungsstelle zu finden, schlägt der Berufsberater Fördermöglichkeiten vor – beispielsweise die Teilnahme an einem berufsvorbereitenden Lehrgang, um die Chancen zu verbessern.

Wer bietet diese Lehrgänge an?

Neumeyer Welche Bildungsträger den Zuschlag bekommen, wird alle zwei, drei Jahre mit Hilfe einer bundesweiten Ausschreibung ermittelt. Aktuell ist für uns im Rhein-Kreis Neuss in diesem Bereich das Kolping-Bildungswerk Neuss tätig. Dort werden Lehrgänge mit unterschiedlichen Berufsfeldern wie Lager und Handel, Wirtschaft und Verwaltung, Soziales, Gesundheit, Körperpflege und im handwerklich-technischen Bereich angeboten. Derzeit bieten wir 272 Plätze im Rhein-Kreis an.

Halten Sie diese Vergabepraxis für sinnvoll? Dadurch werden doch unter Umständen lokal gut vernetzte und erfolgreiche Träger dazu gezwungen, Personal zu entlassen und ihre Einrichtungen sogar komplett zu schließen – zugunsten billigerer Anbieter, die sich eventuell vor Ort gar nicht auskennen und keinerlei Kontakte zu Ausbildungsbetrieben haben!

Neumeyer Das ist nicht immer eine einfache Situation für die einzelnen Bildungsträger, aber diese Vergabepraxis orientiert sich an Gesetzen. Diese wurden geschaffen, um einen sinnvollen und wirtschaftlichen Umgang mit öffentlichen Mitteln zu gewährleisten. Wobei es aber keine alleinige Ausrichtung auf den Preis gibt, sondern auch fachlich-inhaltliche Aspekte berücksichtigt werden.

Gibt es neben diesen berufsvorbereitenden Lehrgängen noch weitere Fördermöglichkeiten, die von der Agentur für Arbeit an diese Jugendlichen vermittelt werden?

Neumeyer Ja, es gibt zum einen die Unterstützung in der Ausbildung, die ausbildungsbegleitenden Hilfen. Damit haben wir für den Rhein-Kreis Neuss derzeit "Fachwerk" beauftragt, einen überregionalen Träger der Freien Jugendhilfe. Zum anderen besteht die Möglichkeit einer Berufsausbildung in außerbetrieblichen Einrichtungen – einmal integrativ, das heißt bei einem Bildungsträger wie dem Berufsbildungswerk in Neuss, und einmal kooperativ. In diesem Fall betreut der Bildungsträger die Azubis, die aber in einem Betrieb ausgebildet werden. Das bieten derzeit die Kreishandwerkerschaft Niederrhein, Nestor, die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) und das Logistik-Trainings-Zentrum (LTZ) für uns an.

Haben Sie Wünsche oder Anregungen an Lehrer, Eltern und auch an Jugendliche?

Neumeyer Der Kontakt zu den Lehrern ist intensiv. Das klappt sehr gut. Einige Eltern sollten sich mit dem Thema Berufswahl vielleicht stärker befassen und ihre Kinder nicht im Regen stehen lassen. Jeder Berufsberater freut sich, wenn ein Elternteil zur Beratung mitkommt. Die Jugendlichen schließlich sollten sich frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen und überlegen, was sie besonders gut können. Da findet jeder etwas!

(NGZ)
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