Analyse CDU siegt trotz Verlusten, SPD rutscht ab

Dormagen · CDU verliert deutlich, bleibt aber stärkste Partei in allen Kommunen des Kreises. Gewinner sind die FDP mit 16,8 Prozent und die AfD, die aber unter dem Bundesergebnis liegt. Gröhe und Heveling (beide CDU), Djir-Sarai und Fricke (beide FDP) sind in Berlin dabei.

Die gute Nachricht für die CDU im Rhein-Kreis und ihren Vorsitzenden, Landesfinanzminister Lutz Lienenkämper, vorweg: Die Christdemokraten bleiben hierzulande stärkste Partei in allen acht Städten und Gemeinden und sie bringt ihre beiden Direktkandidaten Hermann Gröhe (Wahlkreis Neuss I) und Ansgar Heveling (Krefeld I / Neuss II) sicher durch. Sie ziehen wie schon 2009 und 2013 in den Deutschen Bundestag ein.

 Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer (l.) und Fraktionschef Arno Jansen tragen das Ergebnis mit Fassung.

Der Neusser Bürgermeister Reiner Breuer (l.) und Fraktionschef Arno Jansen tragen das Ergebnis mit Fassung.

Foto: Tinter Anja

Aber wer siegt, der ist nicht unbedingt der Gewinner. Daran wird sich gestern Abend mancher Christdemokrat erinnert haben, denn die CDU bleibt überall nur stärkste Partei, weil auch die andere Volksparteitag, die SPD, wie schon bei vorangegangenen Wahlen dramatisch schwächelt und sich die Bürger, die sich von CDU und SPD abwenden, ihre Stimme den so genannten kleinen Parteien anvertrauen. Erstmals werden sechs Fraktionen im Deutschen Bundestag sitzen und diese sechs Parteien überspringen auch hierzulande (nahezu) überall die Fünf-Prozent-Hürde; von wenigen Ausnahmen bei den Grünen und Linken abgesehen. Die CDU bleibt an Rhein und Erft stärkste Partei und dabei reicht es ihr, nur in Korschenbroich die Marke von 40 Prozent (Zweitstimmen) zu knacken.

So sind die Gewinner der Bundestagswahl 2017 im Rhein-Kreis auch bei den "Kleinen" zu finden. Bemerkenswert ist das Comeback der FDP. Vor vier Jahren aus dem Bundestag gewählt, im Kreis auf magere sieben Prozent abgeschmolzen, erstarken die Liberalen geradezu: 16,8 Prozent sind ein Wort; in Meerbusch liegt die FDP vor den SPD, in Kaarst und Korschenbroich nur hauchdünn hinter den Sozialdemokraten. Der FDP-Kreisvorsitzende Bijan Djir-Sarai, der dem Bundesvorstand um den Vorsitzenden Christian Lindner angehört, hat hierzulande vor allem junge Menschen für die Freien Demokraten gewonnen. Sein persönlicher Lohn: Er kehrt - ebenso wie sein Parteifreund Otto Fricke aus dem Wahlkreis Krefeld I / Neuss II - über die Landesliste nach Berlin zurück. Was auffällt: Dort, wo die FDP gestern ihre besten Ergebnisse einfuhr - Kaarst (19,34 Prozent), Korschenbroich (18,22), Meerbusch (23,04) -, blieb die AfD überall unter der Acht-Prozent-Marke. Eine Begründung fällt wenige Stunden nach dem Schließen der Wahllokale schwer, aber vielleicht ist es ein Hinweis, dass Bürger aus einem vorwiegend bürgerlichen Milieu, die unzufrieden mit der großen Koalition waren und vier Jahre lang nur Oppositionstöne von der linken Seite des politischen Spektrums hörten, sich ehr der liberalen FDP als dem Rechtsaußen AfD zu wendeten.

 Der CDU-Kreisvorsitzender, Finanzminister Lutz Lienenkämper, besucht die Neusser Wahlparty seiner Partei.

Der CDU-Kreisvorsitzender, Finanzminister Lutz Lienenkämper, besucht die Neusser Wahlparty seiner Partei.

Foto: Tinter Anja

Von acht Rathäusern im Rhein-Kreis werden aktuell vier von Bürgermeistern mit SPD-Parteibuch regiert, gleichwohl schafften die Sozialdemokraten in keiner Kommunen den Sprung über die 30 Prozent. Ihr bestes Ergebnis erzielten sie mit 25,19 Prozent in Grevenbroich. Vor diesem Hintergrund erzielte der erst 29 Jahre alte Gröhe-Herausforderer Daniel Rinkert einen persönlichen Achtungserfolg. Mit 28,6 Prozent der Erststimmen bleib er in Sichtweite seiner Vorgänger Klaus Krützen (2013: 30,6) und Hubert Eßer (2009: 29,5). Ob sein Weg in den Bundestag führt, stand bei Drucklegung der Zeitung noch nicht fest. Rinkert zitterte sich auch mit dem aussichtsreichen Listenplatz 21 in eine lange Nacht hinein.

Während Bündnis 90 / Die Grünen mit 6,36 Prozent (6,2) ihr Ergebnis von 2013 stabilisierten, baute Die Linke ihre Position aus. Sie legte von 4,7 auf jetzt 5,8 Prozent zu.

(-lue)
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