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Bundestagswahl im Rhein-Kreis Neuss CDU setzt ihre Kandidaten im Kreis durch

Dormagen · Mit Hermann Gröhe und Ansgar Heveling setzt die CDU im Rhein-Kreis Neuss ihre Direktkandidaten durch. Für die FDP schaffen Bijan Djir-Sarai und Otto Fricke den Wiedereinzug ins Parlament.

 Hermann Gröhe wurde für seinen Wahlerfolg gefeiert.

Hermann Gröhe wurde für seinen Wahlerfolg gefeiert.

Foto: Tinter, Anja

Die CDU lässt Federn, aber sie bleibt die stärkste politische Kraft an Rhein und Erft und setzt mit Hermann Gröhe und Ansgar Heveling ihre beiden Direktkandidaten im Kreis durch. Nicht so glanzvoll wie 2013, aber mit deutlichem Abstand vor den Herausforderern der SPD, Daniel Rinkert und Nicole Specker. Während die SPD ihr schlechtestes Ergebnis nach dem Zweiten Weltkrieg hinnehmen muss, rutscht die Union in den Wahlkreisen 108 (Neuss, Dormagen, Grevenbroich, Rommerskirchen) und 110 (Kaarst, Korschenbroich, Jüchen, Meerbusch, Krefeld) mit knapp 36 Prozent deutlich unter die 40-Prozent-Marke. Die AfD und die FDP dagegen sind die Wahlsieger des Abends, auch wenn die Alternative für Deutschland bei den Zweitstimmen in beiden Wahlkreisen im Ergebnis einstellig bleibt.

 Auch Ansgar Heveling konnte feiern.

Auch Ansgar Heveling konnte feiern.

Foto: Knappe Joerg

Benno Jakubassa, seit 45 Jahren Mitglied der SPD und seit 22 Jahren, wertet das Ergebnis als Katastrophe. "Ich hätte nie gedacht, dass im Nachkriegsdeutschland noch einmal eine Partei wie die AfD gewählt wird", sagte er. Auch Hermann Gröhe grenzte sich deutlich zur AfD ab. Es gebe für die Union keine Zusammenarbeit mit einer Partei, die rechtsnationales Gedankengut verbreite, sagte er. "Aber wir werden auf die Menschen zugehen, die mit ihrer Stimme Protest zum Ausdruck bringen wollten."

Ansgar Heveling (45) setzte sich im Wahlkreis 110 durch. Der Jurist aus Korschenbroich sicherte sich bereits zum dritten Mal in Folge den Einzug in den Bundestag. "Ich freue mich und ich bin sehr erleichtert, dass ich angesichts der Gesamtsituation der CDU noch so ein gutes Ergebnis einfahren konnte." Während Heveling bei den Erststimmen zwischen 45 und 48 Prozent schwankte, gab's für ihn in Korschenbroich "stattliche" 50,4 Prozent. Das ist ein deutlicher Vertrauensbeweis, den Heveling gerne annimmt: "Das ist für mich auch Verpflichtung, mich in Berlin für meinen Wahlkreis stark zu machen."

 SPD-Kandidatin Nicole Specker schaffte es nicht.

SPD-Kandidatin Nicole Specker schaffte es nicht.

Foto: Lammertz Thomas

Hochstimmung herrschte bei der FDP in Grevenbroich. Bijan Djir-Sarai wird nach vierjähriger Abstinenz wieder in den Bundestag zurückkehren. "Wir haben ein gutes Ergebnis einfahren können", freute sich der 41-Jährige. "Dafür haben wir lange gekämpft." Dieses "starke Comeback" sei auch positiv für die Stadt, meinte FDP-Fraktionschef Markus Schumacher: "Es ist immer gut, wenn wir einen Grevenbroicher in Berlin haben." Das sieht auch Bürgermeister Klaus Krützen so - ansonsten zeigte sich das Stadtoberhaupt "sprachlos" über das schlechte Abschneiden von SPD und CDU. "Die hohen Verluste auf beiden Seiten haben mich sehr überrascht." Und Krützen sei entsetzt darüber, dass die AfD so stark hinzugewonnen habe. "Dieses Ergebnis darf man nicht nur als Protest werten. Hier ist eine Radikalisierung der Gesellschaft eingetreten", wertete SPD-Fraktionschef Horst Gerbrand. Er bescheinigte dem Grevenbroicher Kandidaten Daniel Rinkert einen hervorragenden Wahlkampf. Rinkert zitterte am Sonntagabend noch, ob er mit Platz 21 auf der Landesliste der NRW-SPD ins Parlament den Einzug ins Parlament schaffen wird. CDU-Fraktionschef Wolfgang Kaiser zeigte sich enttäuscht über die Verluste bei der Union. "Themen wie Flüchtlinge und Erdogan haben trotz guter Wirtschaftslage und Zufriedenheit wohl dominiert."

Die sofortige Absage der SPD an eine erneute Große Koalition traf im Dormagener Ratssaal auf große Zustimmung bei den dortigen Sozialdemokraten. Fraktionsvorsitzender Bernhard Schmitt, der von einem "katastrophalen Ergebnis" der SPD sprach, hält diesen Weg für "absolut richtig angesichts von 20 Prozent". Parteivorsitzender Carsten Müller fordert: "Die alte Tante SPD muss nun einen Erneuerungsprozess starten. Ohne Wenn und Aber!" Bürgermeister Erik Lierenfeld hält "SPD pur" für nötig, sie müsse sich "neu erfinden". Zerknirscht äußerte sich Jo Deußen, stellvertretender CDU-Fraktionschef: "Das ist kein Wunschergebnis." Immerhin: Hermann Gröhe, der gerade in Dormagen gut abgeschnitten habe, sei dort "immer greifbar gewiesen. Die Dormagener vertrauen ihm." Bei der FDP strahlte Parteichef Torsten Günzel über die Rückkehr der Liberalen in den Bundestag. Er sieht in der Gallionsfigur Christian Lindner den künftigen Wirtschaftsminister. Sorgen bereitet ihm der Gewinn von einer Million Nicht-Wähler durch die AfD und eben so viele "vergrämte" CDU-Wähler: "Aber die kann man zurückkämpfen." In Rommerskirchen holte die FDP sogar 14,5 Prozent, kein Wunder, dass Fraktionsvorsitzender Stephan Kunz strahlte.

 Daniel Rinkert (SPD) hofft auf einen Einzug in den Bundestag.

Daniel Rinkert (SPD) hofft auf einen Einzug in den Bundestag.

Foto: ati

"Zufrieden mit dem Ergebnis bin ich nicht. Ich hätte mir ein deutlich besseres für die CDU gewünscht, war von um die 37 Prozent ausgegangen", sagt der Kaarster CDU-Fraktionschef Lars Christoph. Auch Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus (CDU) hätte ihrer Partei einen höheren Wert gewünscht. "Am meisten erschüttert mich aber, dass die demokratischen Parteien insgesamt so viel verloren haben", sagt sie. Für den Kaarster FDP-Ratsfraktionsvorsitzenden Günter Kopp ist der Wahlausgang "ein Desaster". Zwar freue er sich sehr darüber, dass seine Partei wieder den Sprung in den Bundestag geschafft habe, "aber dass CDU und SPD so enorm verloren haben, ist ein Debakel. Vor allem vor dem Hintergrund, dass die AfD so enorm gewonnen hat." Die Kaarster SPD-Chefin Anneli Palmen versteht das Land nicht mehr. "Es gibt sicher Regionen, in denen sich die Menschen abgehängt fühlen - aber dass man so etwas wählt, kann ich nicht nachvollziehen."

Nicole Specker, die SPD-Kandidatin für den Wahlkreis 110, ist "enttäuscht" vom Abschneiden ihrer Partei. "Wir haben vier Jahre lang die deutlich bessere Arbeit gemacht - etwa den Mindestlohn eingeführt. Aber diese Dinge werden uns offenbar nicht auf die Fahne geschrieben", stellt sie fest. Deshalb sei es vernünftig, dass die SPD nun in der Opposition ihr Profil schärfe." Über das Abschneiden der AfD sei sie "entsetzt".

(NGZ)
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