Bundestagswahl im Rhein-Kreis Neuss CDU räumt ab: Hermann Gröhe gewinnt klar

Rhein-Kreis Neuss · Mit dem besten Ergebnis seit mehr als 20 Jahren rückt die CDU die Kräfteverhältnis an Rhein und Erft aus ihrer Sicht zurecht: Sie ist mit 46,95 (plus 8,95) als stärkste Partei im Rhein-Kreis zurück; für die Union gewinnen Hermann Gröhe (108) und Ansgar Heveling (110) beide Wahlkreise direkt.

So freut sich Hermann Gröhe über den Wahlsieg der CDU
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Das sah vor 16 Monaten bei den Landtagswahlen im Mai 2012 noch ganz anders aus. Damals war die SPD mit 33,3 Prozent stärkste Partei im Kreis; die CDU musste sich mit 30,8 Prozent begnügen. Die SPD brachte mit Reiner Breuer und Rainer Thiel zwei Kandidaten direkt durch; die CDU mit Lutz Lienenkämper nur einen. Geschichte!

Für Hermann Gröhe war es ein besonders schöner Abend. Er baute in seinem Heimat-Wahlkreis (Dormagen, Grevenbroich, Neuss und Rommerskirchen) nicht nur seinen Vorsprung auf seinen SPD-Herausforderer aus (jetzt 21 Prozentpunkte), er ist als CDU-Generalsekretär auch der verantwortliche Parteimanager, der im Berliner Konrad-Adenauer-Haus den Wahlerfolg von Angela Merkel organisierte. Das erste Lob kam Sonntagabend von Ex-MdB Willy Wimmer aus Jüchen. Der Staatssekretär a. D. und ehemalige Vorsitzende des CDU-Bezirks Niederrhein spendete verbalen Beifall: "Hermann Gröhe ist der Architekt dieses phänomenalen Ergebnisses der Union im Bund. Das verdient Anerkennung."

Derweil strahlte sich Gröhe im fernen Berlin an der Seite von Angela Merkel durch den Interview-Marathon. Er habe als Generalsekretär manchen Rückschlag bei Landtagswahlen kommentieren müssen, sagte Gröhe, "da freue ich mich über dieses großartige Ergebnis". Und es sei gut, dass man ihm das ansehen könne. Wenn es die Berliner Entwicklungen zulassen, will Gröhe heute an den Partei-Vorstandssitzungen der Landes-CDU und später der Neusser CDU teilnehmen.

Im Wahlkreis 110 (Jüchen, Kaarst, Korschenbroich, Meerbusch und Krefeld-Süd) setzte sich mit Ansgar Heveling der Favorit durch. Er verbesserte sich bei seiner zweiten Kandidatur deutlich: 49,1 Prozent; plus 6,8 Prozentpunkte. Heveling will so weitermachen: "Möglichst viel im Wahlkreis präsent und für die Menschen ansprechbar sein — das ist das Ziel, das ich mir für die nächsten vier Jahre gesetzt habe."

Ansgar Heveling wird künftig einziger Bundestagsabgeordneter aus dem WK 110 sein. 2009 war noch ein Trio eingezogen. Dieses Mal kandidierte Bernd Scheelen (SPD) auf eigenen Wunsch nicht mehr. Er war damals mit dem guten Listenplatz 13 in den Bundestag eingezogen. Sein Nachfolger Benedikt Winzen war mit Listenplatz 39 chancenlos. Auf der Strecke bleibt auch Otto Fricke (FDP) aus Krefeld. Da seine Partei erstmals seit Gründung der Bundesrepublik an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, nutzt ihm auch der vermeintlich "sichere" Listenplatz 4 nichts. Sein Schicksal teilt der liberale Hoffnungsträger, der FDP-Vorsitzende im Rhein-Kreis, Bijan Djir-Sarai. Sein Listenplatz 7 war angesichts des FDP-Ergebnisses bedeutungslos. So war die Freude im bürgerlichen Lager gestern Abend auch im Rhein-Kreis Neuss nicht ungeteilt. Die FDP, die viele Hochburgen zwischen Meerbusch und Rommerskirchen besitzt, brach ein.

Die SPD tröstete sich damit, dass sie gegenüber dem historischen Tiefpunkt mit 23,0 Prozent vor vier Jahren leicht zulegte. Sie ging gestern mit nun 26,2 Prozent aus dem Wahlabend. Bis Redaktionsschluss war unklar, ob Kandidat Klaus Krützen möglicherweise über einen Listenplatz in den Bundestag einziehen wird. Am späten Abend griff die Liste bis Platz 14, Krützen war auf Platz 31 angesiedelt. Mit seinem Erststimmen-Ergebnis zeigte er sich zufrieden: "Das ist nicht schlecht."

Der Bundestrend erfasste Bündnis 90/Die Grünen im Rhein-Kreis. Sie kam auf 6,2 Prozent (minus 2,1). Ihr sehr junger, 18-jähriger Bundestagskandidat Lars Schellhas lieferte einen respektablen Wahlkampf ab, doch auch er konnte die Talfahrt der Grünen-Partei nicht aufhalten. Die Linken blieben im Rhein-Kreis mit 4,7 Prozent unter Bundesschnitt. Und auch die Piraten (2,2 Prozent) spielten wie bundesweit keine Rolle. Die Neusser haben mit Joachim Paul und Lukas Lamla die beiden Spitzen-Piraten des Düsseldorfer Landtags in ihren Reihen. Doch auch das Duo konnte den Piraten im Bundestagswahlkampf keine Impulse geben.

Die "Freien Wähler", die anfangs mit ihrem inzwischen wieder ausgetretenen aus Neuss stammenden Spitzenkandidaten Stephan Werhahn Schlagzeilen machte, sammelten nur 0,3 Prozent der Stimmen ein. So siegte neben der CDU kreisweit nur die Alternative für Deutschland (AfD) mit 4,0 Prozent. Bericht auf dieser Seite.

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