Rhein-Kreis Neuss Böses Nachspiel für ein Kilo Kaffee

Rhein-Kreis Neuss · Rhein-Kreis Neuss Amber ist erst vier Jahre, doch jeden Morgen geht sie zur Arbeit und abends wieder heim. Dann ist sie auch müde, legt sich nur noch auf ihre Decke und will in Ruhe gelassen werden, sagt Wolfgang Gerling.

Rhein-Kreis Neuss Amber ist erst vier Jahre, doch jeden Morgen geht sie zur Arbeit und abends wieder heim. Dann ist sie auch müde, legt sich nur noch auf ihre Decke und will in Ruhe gelassen werden, sagt Wolfgang Gerling.

Der muss es wissen, denn seit drei Jahren sind er und Amber fast unzertrennlich. Amber ist eine holländische Schäferhündin, ausgebildet als Rauschgiftspürhund, Wolfgang Gerling ist Zollhauptsekretär und Diensthundeführer.

Beide arbeiten für das Hauptzollamt Krefeld, zu dem auch das Neusser Zollamt gehört. "Zehn Minuten intensives Schnüffeln ist für Amber so anstrengend wie für einen Menschen ein 5000-Meter- Lauf", informiert Gerling. Kein Wunder also, dass Amber, die täglich vier bis fünf Autos duchschnüffelt, abends nur noch schlafen will.

Amber und Wolfgang Gerling gehören zum Bereich der Mobilen Kontrollgruppen (MKG), von denen das Hauptzollamt drei im Einsatz hat. Chef der "Mobilen" ist Zollamtsrat Frank Kimpfel, der am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz mitteilte, dass im vergangenen Jahr 35 541 "Objekte" - darunter verstehen die Fachleute unter anderem Autos, Lastwagen, Züge und Gewerbegebiete - und 59 000 Personen durchsucht wurden - in beiden Fällen ungefähr 2800 mehr als ein Jahr zuvor. Die Kontrollen führten schließlich zu 2500 eingeleiteten Strafverfahren und 177 Festnahmen.

248 Kilogramm Haschisch (120 Kilogramm in 2005) und 199 Kilogramm Marihuana (173 Kilogramm in 2005) konnten die Zoll-Mitarbeiter 2006 in Gewahrsam nehmen. "Haschisch und Marihuana sind mittlerweile Trenddrogen geworden", sagt Kimpfel. 58 Kilogramm Kokain und 41 Heroin sowie 11,7 Millionen unversteuerte Zigaretten wurden ebenfalls sichergestellt.

Drei Paletten mit insgesamt 1200 Kilogramm Kaffee stehen nun im Hauptzollamt. "Die hatte ein Händler in den Niederlanden eingekauft und wollte sie preisgünstig auf hiesigen Trödelmärkten anpreisen. Kaffeesteuer hatte der Geschäftsmann allerdings nicht bezahlt", berichtet Thomas List, Sachgebietsleiter Strafsachenstelle. Und der Fachmann klärt auf: Kaffeesteuer wird nur noch in Deutschland, Belgien und Dänemark erhoben.

Deren Höhe beträgt für ein Kilo Röstkaffee 2,19, für ein Kilo löslichen Kaffee 4,78 Euro. Zehn Kilogramm darf derjenige, der in die benachbarten Niederlande fährt, mitbringen. Bestellt er aber nur ein Kilogramm über ein Internet-Auktionshaus und versäumt ein entsprechendes Kaffeesteuer-Formular auszufüllen, droht ausnahmslos eine Strafanzeige, deren bürokratischer Aufwand 2,19 Euro sicherlich übersteigen wird.

Prüfen und ermitteln - das umfasst in erster Linie die Arbeit der Sachgruppe E des Hauptzollamtesdie der Schwarzarbeit auf die Schliche kommen will. Dabei wurden in 2006 8900 Arbeitnehmer überprüft und 1600 Arbeitgeber. Der Schaden, der durch nicht abgeführte Sozialversicherungsbeiträge und Steuern entstand, lag bei 1,5 Millionen Euro. Als typische Gewerbe, die bei der Bekämpfung von Schwarzarbeit immer wieder auffallen, nannte Sylvia Schoppmann, stellvertretende Sachgebietsleiterin, das Bau-, Transport-, Hotel- und Gaststättengewerbe sowie den Garten- und Landschaftsbau.

"Bei uns ist zöllnerische Arbeit gefordert", meinte denn auch angesichts des Zahlenmaterials der Leiter des Amtes, Reinhard Förstel. Denn angesichts eines flächenmäßig überschaubaren Bereichs sei die Zahl der Abfertigungen riesig - und demzufolge auch die Einnahmen von immerhin 903,6 Millionen Euro. Ein schöner "Zuschuss" für die Staatskasse.

(NGZ)
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