Streichung von Fördermitteln/ Caritas wehrt sich Betreuungsvereine für Ehrenamtliche betroffen

Streichung von Fördermitteln/ Caritas wehrt sich · Der Rotstift wird angesetzt. Das Land Nordrhein-Westfalen plant, den Landeshaushalt 2003 durch die Kürzung beziehungsweise komplette Streichung von Fördermitteln für soziale Aufgaben zu entlasten. Davon betroffen sind vor allem die Menschen, die in ihrem persönlichen Umfeld keine ausreichenden Hilfen finden.

Das Spektrum reicht von Mädchen und Frauen in Not über Straffällige bis hin zu Flüchtlingen und Menschen, die unter Altersdemenz leiden. Besonders betroffen sind die Betreuungsvereine in Nordrhein-Westfalen. Wie aus dem Landessozialministerium bekannt wurde, soll die Förderung der Betreuungsvereine für die Gewinnung und Beratung ehrenamtlicher Betreuer komplett eingestellt werden. Das Einsparvolumen beläuft sich auf zirka 4,1 Millionen Euro. "Ein Unding", meint der Aachener Diözesancaritasdirektor Burkhard Schröders. Der Caritasverband für das Bistum Aachen protestiere entschieden gegen den vorgesehenen Wegfall der Landesmittel.

Der Verband könne diese drohende Landesentscheidung in keiner Weise nachvollziehen. In den 16 katholischen Betreuungsvereinen im Bistum Aachen engagieren sich immerhin mehr als 600 ehrenamtliche Betreuer, die von der Streichung betroffen wären. Die ehrenamtliche Betreuung werde für Menschen gemacht, die aufgrund von Erkrankung, Behinderung oder aus Altersgründen ihre Angelegenheiten nicht mehr oder nur teilweise selbst erledigen könnten. Diese Menschen benötigten in einem besonderen Maße persönliche Zuwendung, Nähe und Mitmenschlichkeit. "Hierfür stehen die ehrenamtlichen Betreuer ein. Damit ehrenamtliche Betreuer ihre Aufgaben auch in schwierigen Situationen ausüben können und nicht aufgeben, ist ihre Beratung und Begleitung unabdingbar", sagte Schröders.

Durch die Fachkräfte in den Betreuungsvereinen erhalten die ehrenamtlich tätigen Betreuer die notwendige fachliche und auch psychosoziale Unterstützung. Zusätzlich geben die Fachkräfte Hilfestellungen bei betreuungsrechtlichen und sozialhilferechtlichen Fragen. Über die Betreuungsvereine erhalten sie außerdem Versicherungsschutz wie Betreuerhaftpflicht und Vermögensschadenshaftpflicht. Der Gesetzgeber habe ausdrücklich gewollt, dass bei der gesetzlichen Betreuung die ehrenamtlich geführte Betreuung der professionell geführten Betreuung vorzuziehen sei. "Der Caritasverband für das Bistum Aachen schließt sich - auf der Grundlage seiner Werthaltungen Solidarität und Subsidiarität uneingeschränkt dieser Auffassung an.

Er weist jedoch mit Nachdruck darauf hin, dass die geplante Streichung der Landesmittel in einem krassen Widerspruch dazu steht", sagte Schröders. Wenn den Betreuungsvereinen für diese gesetzliche Pflichtaufgabe keine Mittel mehr zur Verfügung gestellt würden, könnten die Vereine diese gesellschaftlich unverzichtbare Aufgabe auch nicht mehr wahrnehmen. Hinzu komme, dass, gerade weil es sich um eine Pflichtaufgabe handele, bei Nichterfüllung die Anerkennung als Betreuungsverein widerrufen würde. Somit müssten die Betreuungsvereine ihre Tätigkeit komplett einstellen.

Der Aachener Diözesancaritasdirektor wies darauf hin, dass die Betreuungsvereine der Caritas im Bistum Aachen überwiegend Menschen betreuen, die am Rande der Gesellschaft stehen oder sogar als "überflüssig" bezeichnet werden. Gerade diese Menschen bedürften der individuellen Anwaltschaft und der besonderen Unterstützung durch die Caritas. Schröders befürchtet, dass sich durch den Wegfall der Mittel für die Beratung und Begleitung ehrenamtlicher Betreuer, "der Prozeß der Entsolidarisierung unserer Gesellschaft weiter fortsetzt".

Ohne eine unmittelbare, mitmenschliche und anwaltschaftliche Begleitung und Betreuung dieser Menschen verschärfe sich deren soziale Einsamkeit, Bindungslosigkeit und Ausgrenzung. Deshalb fordert Caritasdirektor Burkhard Schröders, dass gerade in einer Zeit, in der häufig von freiwilligem, bürgerschaftlichem Engagement gesprochen werde, die Unterstützung von ehrenamtlichen Betreuern nicht aufgegeben werden dürfe. Schröders weiter: "Mit der Streichung der Fördergelder wird ein eindeutig falsches Signal gesetzt. Es kann und darf nicht die Absicht der Politik sein, ein mit viel Mühen und Engagement aufgebautes Netzwerk von professionell und ehrenamtlich geleisteter Betreuungsarbeit zu zerstören."

(NGZ)
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