Rhein-Kreis Awo: Kein Verdi-Streik im Rhein-Kreis
Rhein-Kreis · Trillerpfeifen und Transparente statt Tagespflege und Erziehungsarbeit: Dienstag sind NRW-weit laut Gewerkschaftsangaben 1500 Beschäftigte von Kindertagesstätten, Altenheimen und anderen Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in den Warnstreik getreten.
Zu den Kundgebungen, etwa in Rheinberg und Recklinghausen, kamen nach Gewerkschaftsangaben etwa 2000 Beschäftigte. Aus dem Rhein-Kreis allerdings war niemand dabei. Der Ortsverband Neuss gehört wie alle anderen Awo-Verbände des Kreises dem Kreisverband Mönchengladbach an. Und der ist seit der Neustrukturierung der Arbeiterwohlfahrt vor knapp zehen Jahren schlichtweg dem Arbeitgeberverband nicht mehr beigetreten. "Damit fehlte uns der Verhandlungspartner", sagt Verdi-Sekretär Frank Dücker. Folglich gibt es für die Hunderten von Pflegekräften, Krankenschwestern und Erziehern der Awo im Rhein-Kreis keine Tarifbindung und auch keinen Betriebsrat.
Hinzu kommt, dass die derzeit in den Awo-Institutionen im Rhein-Kreis arbeitenden Hauptamtler, die theoretisch streiken dürften, offiziell gar nicht bei der Awo Rhein-Kreis, sondern entweder der Awo Niederrhein, Mönchengladbach oder anderer Bezirke angestellt sind. Denn nach der Insolvenz 2008 und Neugründung 2011, musste sich die Awo Rhein-Kreis erst neu formieren und beschäftigt derzeit offiziell keine Haupt-, sondern nur Ehrenamtler. Verdi habe aus dem Kreis Rückmeldungen erhalten, dass Awo-Mitarbeiter unter Tarif arbeiteten oder für den gleichen Lohn mehr Stunden leisten müssten und weniger Urlaub hätten, als ihre tarifgebundenen Kollegen.
In der Altentagesstätte Pfarrer-Klinker-Straße, eine von neun Awo-Einrichtungen in Neuss, war daher gestern von Arbeitskampf keine Spur. "Das wäre ja auch schlimm, wenn die Patienten unter einem Streik leiden müssten", sagte Leiterin Barbara Heim. Auch, wenn sie selbst am Streik gestern nicht beteiligt war, kann sie die Forderung nach mehr Lohn verstehen.
Mit ihren Tarifforderungen — 6,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 200 Euro für Vollzeitbeschäftigte — will die Gewerkschaft dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen nicht mehr hinter denen des öffentlichen Dienst hinterherhinken. So würden Erzieherinnen an kommunalen Einrichtungen im Schnitt pro Monat 80 Euro mehr verdienen. Der Arbeitgeber bietet bislang nach drei Nullmonaten ab 1. Oktober zwei Prozent plus 120 Euro Einmalzahlung sowie ab Juli 2013 und Januar 2014 je 1,5 Prozent mehr Geld. Bülent Öztas, Geschäftsführer der Arbeiterohlfahrt Neuss war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.