Blockflötistin gewann internationale Wettbewerbe Aus der Liebe den Beruf gemacht

Ein "Einsteigerinstrument" war die Blockflöte für sie nie - anders als bei vielen anderen kleinen Mädchen stand für Karolina Bäter schon im Schulalter fest, dass sie eines Tages das Instrument richtig studieren wollte. "Seit ich denken kann", sagt sie und lacht, und so war es für die gebürtige Neusserin keine Frage, dass sie nach dem Abitur am Nelly-Sachs-Gymnasium aus ihrer Liebe einen Beruf machen würde.

Inzwischen hat sie nicht nur ihren ersten Studiengang am "Amsterdam Conservatorium" mit dem Examen abgeschlossen, sondern auch schon in Wettbewerben mehrere Auszeichnungen gewonnen: zuerst in Bonn beim Deutschen Musikwettbewerb in einem Blockflötenquartett und dann nur wenige Wochen später im polnischen Krakau, wo die 24-Jährige zusammen mit einer Cembalistin in der Kategorie Kammer-Duo den 1. Platz belegte und im Solospiel sich als einzige ausländische Musikerin vor einer internationalen fünfköpfigen Jury durchsetzte und schließlich Dritte wurde.

Immerhin stand dieser Wettbewerb für zeitgenössische Musik unter dem Ehrenvorsitz des Komponisten Krszisztof Penderecki. An ein bestimmtes Ereignis, das sie zur Musik und besonders zur Blockflöte führte, kann sich Karolina Bäter indes nicht erinnern. Wohl aber an ihre Lehrerin Heidrun Menzel, mit der sie heute noch eine enge Freundschaft verbindet ("ich bin auch Patentante ihrer Kinder"), und die sie einst so beflügelt hat, dass für die junge Karolina der Weg schnell fest stand.

Familiär "vorbelastet" ist sie nur insoweit, als dass sie in einer Musik liebenden Familie aufgewachsen ist; so hat auch die Medizin studierende Schwester an Musik als Hobby festgehalten. Dass Karolina in die Niederlande gehen würde, stand ebenfalls recht früh fest: Den Haag, Rotterdam und Amsterdam standen zur Diskussion; überall hat sie die Aufnahmeprüfung gemacht - und bestanden. Für Amsterdam hat sie sich vor allem entschieden, weil der dort lehrende Professor van Hauwe als Kapazität für das Blockflötenstudium gilt.

"Die Wohnungssuche war allerdings ein absoluter Alptraum", sagt sie, doch inzwischen ist auch das vergessen, denn zusammen mit ihrem Freund, einem Hornisten, wohnt sie in einem kleinen Haus im ruhigen Teil des Stadtzentrums, das über das Konservatorium vermietet wird - die Nachbarn wissen also, was sie erwartet. Nach ihrem Konzertexamen hat Karolina Bäter nun mit dem zweijährigen "Master"-Studium begonnen, und weil dies von van Hauwe im Blocksystem organisiert wird, kann sie zudem in einem Ensemble spielen und Konzerte geben.

Doch ihre Zeit muss die Musikerin sorgsam zwischen Studium, Proben, Besuchen im Neusser Elternhaus und der Freizeit mit Freund und Freunden einteilen: "Ist alles nur eine Frage der Organisation", sagt sie lachend. So steht sie am Wochenende in Moskau auf der Bühne; ihr Professor hat sie dem in Holland sehr renommierten "Maarten-Altenar-Ensemble" empfohlen; ohne Vorspiel wurde sie vom Fleck weg genommen.

Auf dem Programm steht fast zwangsläufig Moderne Musik. "In der Klassik ist die Blockflöte wenig zu finden", sagt sie - doch ohne Bedauern, obwohl sie kurz zuvor noch erzählt hat, wie sehr sie die klassische Musik schätzt. "Aber mein Interesse an der Neuen Musik hat sich mit dem Studium entwickelt." Eine einleuchtende und schöne Erklärung für den Sinneswandel. Helga Bittner

(NGZ)
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