Tontauben-Schießen auf Gürather Höhe Auf der Pirsch ersetzen Jagdhörner das Handy

Tontauben-Schießen auf Gürather Höhe · Seit September büffelten neun Frauen und 39 Männer aus dem Rhein-Kreis Neuss für die Jägerprüfung, die der Prüfungsausschuss der Unteren Jagdbehörde an drei Tagen dieser Woche abnimmt. Jäger haben es in Deutschland nicht leicht. Das Bundesjagdgesetz trägt ihnen auf, das Wild in der Natur zu hegen und für den landschaftsbezogenen, gesunden Artenreichtum zu sorgen. Am Dienstag auf der Gürather Höhe bei Grevenbroich: Für 48 Jägerprüflinge stand Tontauben-Schießen auf dem Programm. NGZ-Fotos (2): M. Reuter

Seit September büffelten neun Frauen und 39 Männer aus dem Rhein-Kreis Neuss für die Jägerprüfung, die der Prüfungsausschuss der Unteren Jagdbehörde an drei Tagen dieser Woche abnimmt. Jäger haben es in Deutschland nicht leicht. Das Bundesjagdgesetz trägt ihnen auf, das Wild in der Natur zu hegen und für den landschaftsbezogenen, gesunden Artenreichtum zu sorgen. Am Dienstag auf der Gürather Höhe bei Grevenbroich: Für 48 Jägerprüflinge stand Tontauben-Schießen auf dem Programm. NGZ-Fotos (2): M. Reuter

Gleichzeitig dürfen sie die ordnungsgemäße land-, forst-, und fischereiwirtschaftliche Nutzung nicht beeinträchtigen. Insbesondere Wildschäden sollen möglichst verhindert werden. Wenn bei der Jagd aus Sicherheitsgründen ein Waldgebiet gesperrt wird und Schüsse zu hören sind, empfindet dies der Erholungssuchende häufig als Belästigung. Die hohe Kunst des Interessenausgleichs wird von den Jägern erwartet.

Dementsprechend anspruchsvoll sind die Anforderungen an die Ausbildung: "Der Bewerber muss ausreichende Kenntnisse im Waffenrecht, der Wildschadensverhütung, der Wildbiologie und der Wildhege nachweisen. Die Behandlung des erlegten Wilds unter besonderer Berücksichtigung der hygienischen Erfordernisse sowie die Beurteilung der gesundheitlich unbedenklichen Beschaffenheit des Wildbrets sind ebenfalls besonders wichtig." Mit diesen Sätzen leitet das Landesamt für Ernährungswirtschaft und Jagd in Düsseldorf die Angaben zur Jägerprüfung ein, die aus einem schriftlichen, einem mündlich-praktischen Teil und der Schießprüfung besteht.

Ausbilder Gerd Maack

Gerd Maack aus Meerbusch ist in der Kreisjägerschaft Neuss für die Ausbildung der neuen Jäger zuständig. Mit vier Kollegen teilte er sich seit September die Betreuung der "Neuen". An zwei Abenden in der Woche vermittelten sie die Theorie. Auf neun Waldgängen durch Reviere in Meerbusch, Zweifall, Wesel und Delhoven überzeugte Maack sich vom Lernfortschritt und ergänzte die Theorie durch die praktische Anschauung: "Von welchem Baum stammt dieses Blatt?" "Welche Unfallverhütungsvorschriften habe ich beim Bau des Hochsitzes zu beachten?"

Angesichts eines Kothaufens - der Jäger nennt dies Losung - wollte Maack auch wissen "Welches Tier war hier?". Regelmäßig rauchte seinen Begleitern nach den Wanderungen der Kopf. Mit den angebotenen zehn Schießterminen auf der Gürather Höhe ist wohl kein Kursteilnehmer ausgekommen. Beim Schießen mit der Schrotflinte sind während der Prüfung von fünf wechselnden Standorten aus (Skeet) drei von zehn Tontauben zu treffen. Mit der Kugel müssen die angehenden Jungjäger beim Büchsenschießen auf eine Zielscheibe in 100 Meter Entfernung 30 von 50 Ringen erreichen.

Vor allem die Verfolgung der fliegenden Tonscheiben ist für den Anfänger schwierig. Die meisten trainierten zusätzlich an privat organisierten Terminen. Einige nahmen sogar die Hilfe eines Schießlehrers in Anspruch. Auch das jagdliche Brauchtum nahm breiten Raum in der Ausbildung ein. Mit speziell gebrochenen und geschälten Zweigen übermittelt der Jäger seinen Jagdgefährten Botschaften im Revier. Auf einem Jagdhorn geblasene Signale dienen traditionell der Leitung einer Jagdgesellschaft.

Auch wenn Funk und Mobiltelefone heute Absprachen erleichtern, muss jeder Teilnehmer die Zeichen und die Signale beherrschen. Einige aus dem diesjährigen Kurs nehmen sogar Unterricht auf diesem Instrument. Ausbilder und Kursteilnehmer hat die Vorbereitung auf die Jägerprüfung viele Stunden ihrer Freizeit gekostet. Häufig engagierten sich auch Familienmitglieder und Freunde, die das Abhören des Erlernten übernahmen.

Der 69-jährige Maack meinte vor der Prüfung gegenüber der NGZ: "Ich habe große Hoffnung, dass es gut geht. Das Wissen der Teilnehmer ist allgemein gut." Für ihn wird es der vorletzte Lehrgang sein, den er an die Jägerprüfung herangeführt hat. "Ich habe immer gesagt, dass ich mit 70 Jahren diese ehrenamtliche Tätigkeit aufgebe. So bleibt mir noch die Zeit für den Kurs im kommenden September." sk

(NGZ)
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