"Büttchen Buntes" wurde ein dreigängiges Kabarett-Menü Auch ein Chefkoch kann sich mal vergreifen

Schrille Besucher und ein gut gelaunter Gastgeber - fertig ist das "Büttchen Buntes". Eine - zugegeben - einfache Rezeptur mit erstaunlich großere Wirkung, denn Chefkoch Manes Meckenstock findet (fast) immer die richtige Zutaten für einen amüsanten Abend ohne unnötigen Tiefgang. So war auch seine jüngste Kreation ein gelungenes Potpourri aus guter Laune und deftigen Zoten, auch wenn Manes Meckenstock, zumindest in einer Beilage, sich manchmal ordentlich im Töpfchen vergriffen hatte.

Dabei musste er ungewöhnlich oft auf der Bühne präsent sein, weil einer seiner Gäste - Jockel Tschiersch - aus Krankheitsgründen abgesagt hatte. Mit Glitzerweste und sicherem Auftritt ist Meckenstock ganz der bühnenerfahrene Medienprofi. Mit spitzer Zunge und vertrauten Themen wirkt er aber gleichzeitig wie der Wortführer am heimischen Kaffeekränzchen. Keine Frage, "Gala"-Leserinnen waren am Sonntag Abend klar im Vorteil, denn die meckenstockschen Lästereien trafen zunächst nur die Boulevard-Zielscheiben. Zsa Zsa Gabor, "dieses prähistorische Fossil der Luderfraktion" und die Windsors gehören bei Meckenstock zum guten Ton.

Spitzzüngelnd und respektlos macht Meckenstock Besuche beim Friseur vollkommen überflüssig. Einmal vom "Büttchen Buntes" gekostet, ist der Appetit nach Klatsch und Tratsch für Wochen gestillt. Eine lieb gewonnene Einrichtung der bunten Abende ist der "rote Faden", der getrost unter die Rubrik "komisches Beiwerk" abgelegt werden kann. Ein flitzender Plastikhintern sollte die bildliche Umsetzung der "Verarschung" sein, die Meckenstock gerne und oft ausrief. Wie passend, dass auch die Politik ausgiebig beleuchtet wurde. FDP und Schröder, Doppelmoral und Hans Eichel - der flitzende Hintern hatte viel zu tun.

Auch das liebe Schwarzgeld fand bei Meckenstock gebührende Beachtung. Bereits jetzt, konnte das "Büttchen" doch schon fast als gelungen bezeichnet werden. Aber eine Zutat stieß sauer auf: "Die letzten Chauvikaner". Sie verstehen ihr Programm als eine Bastion der Männlichkeit. Zwar waren ihre musikalischen Einlagen und kurzen Wortgefechte in Teilen unterhaltsam und durchaus lustig, über weite Strecken blieben die beiden Comedians aber plump und einfallslos. Abgedroschene Männlein-Weiblein-Konflikte - viel mehr hatte die Chauvikaner nicht zu berichten. Weitaus interessanter, weil erfrischend anders: Die "Fetten Koketten Soubretten".

Schlüpfrige Texte und schrill-obszöne Eleganz: Die schwule A-Cappella-Formation ist auch optisch eine Bereicherung. Zwar sind die Stimmen verbesserungswürdig, aber durch eine betonte Vorurteilsbestätigung erreichen die Kölner Soubretten eine ganz eigene Wirkung. Provokation und Extravaganz sind aber sicherlich Trümpfe, die nicht jedem gefallen. Somit war es am Gastgeber, dem Dreigängemenü zu einem schönen "Absacker" zu verhelfen. Peter Böttner

(NGZ)
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