Rhein-Kreis Neuss Arbeitnehmer seltener krank

Rhein-Kreis Neuss · Der Krankenstand im Rhein-Kreis sinkt leicht. Das geht aus der Erhebung der AOK für 2011 hervor: Erstmals seit 2006 sind die Zahlen rückläufig. Zugleich steigen aber die psychischen Erkrankungen weiterhin sprunghaft an.

Gemischte Gefühle lösen diese Zahlen aus. Positiv: Erstmals seit 2006 sinkt der Krankenstand im Rhein-Kreis wieder. Im Vorjahr gingen die Krankmeldungen von 5,10 auf 5,05 Prozent je hundert Versicherte leicht zurück; im Bereich der Lohnfortzahlung — also in den ersten sechs Wochen der Arbeitsunfähigkeit — von 3,78 auf 3,73 Prozent. Negativ: Es gibt immer mehr psychisch Kranke. Die Fehltage nahmen um 12,2 Prozent zu. Waren es 2010 noch 261 Tage je hundert Versicherte im Jahr, so schnellte der Wert im Vorjahr auf 293 Tage in die Höhe.

Das Zahlenwerk veröffentlichte jetzt die Regionaldirektion Neuss der AOK Rheinland/Hamburg. Die Grundlage der Erhebung zum Krankenstand 2011 bilden dabei die kreisweit rund 44 000 AOK-Versicherten in Beschäftigungsverhältnissen; rheinlandweit sind es rund eine Million Versicherte. Dabei liegt der Rhein-Kreis beim Krankenstand (5,10 zu 5,14 Prozent) insgesamt besser als der Durchschnittswert im Rheinland. Ganz anders sieht es aber im Bereich der psychischen Erkrankungen aus. Da übertrifft die Region Neuss (293 Tage) erstmals das Mittel im Rheinland (285 Tage). Auch die Zuwachsrate von 12,2 Prozent liegt hierzulande deutlich über den Rheinland-Zahlen, die eine mittlere Steigerung von 7,6 Prozent aufzeigen.

Damit setzt sich ein Trend fort. Seit Jahren steigen die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen kontinuierlich an und verfestigen immer mehr ihren dritten Rang bei den Krankheitsbildern. Mehr als jeder zehnte Krankheitstag entfällt inzwischen auf diese Diagnose. Besonders stark nahmen die Ausfalltage bei den so genannten Z-Diagnosen zu, worunter auch das Burnout-Phänomen fällt. Eine Erklärung für diese Entwicklung hat auch Marion Schröder nicht. Die Leiterin der AOK-Regionaldirektion Neuss kündigte tiefgehende Untersuchungen und Analysen ihrer Kasse an. Fakt sei auch, dass rund ein Drittel der Fehlzeiten durch psychische Langzeitkranke verursacht werden. Zugleich setzt die AOK ihre Bemühungen im Bereich der Prävention fort, um arbeitsbedingte Gesundheitsrisiken zu reduzieren: "Erfolge werden nicht durch einmalige Maßnahmen erreicht, sondern durch ein fundiertes betriebliches Gesundheitsmanagement."

Als "erschreckend" bezeichnet Dieter W. Welsink die sprunghafte Zunahme psychischer Erkrankungen. Der Neusser Unternehmer (medicoreha) und Politiker leitet den IHK-Arbeitskreis Gesundheitswirtschaft. In seinen Augen ist für diese Entwicklung nicht allein die Arbeitsverdichtung verantwortlich: "Hinzu kommen Freizeit- und Alltagsstress. Wir stehen immer unter Druck, wir sind immer online." Da gehe die Balance von Belastung und Entspannung verloren."

Die AOK-Studie nennt interessante Zahlen zu den Krankenständen in den einzelnen Branchen. Bei den allgemeinen öffentlichen Verwaltungen sank der Krankenstand auf 6,53 Prozent, bei den Pflegeheimen auf 6,85 Prozent und in den Krankenhäusern auf 5,83 Prozent.

(NGZ/url)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort