Neusser Kammerensemble zeigte "Mr. Pilks Irrenhaus" Applaus für skurrile Unterhaltung

Schummriges Licht unter dem geheimnisvoll anmutenden Gewölbe, Publikum zu beiden Seiten der Spielfläche - eine spannende Atmosphäre, gemütlich und bedrückend zugleich. Wie geschaffen für die exzentrischen Kreaturen Henry Pilks alias Ken Campbell, der ein bekannter englischer Autor, Regisseur und Schauspieler ist. Sequenzen seiner Sketche-Reihe "Mr. Pilks Irrenhaus", mit der Campbell in Deutschland populär wurde, zeigte Samstagabend das Neusser Kammerensemble im Kulturkeller.

Nadine Hieronimus, Stefanie Krey und Daniel Wandelt spielten sich durch die unterschiedlichsten Charaktere, die alle eines gemeinsam haben: Sie werden gemeinhin als verrückt bezeichnet. So treffen sich zwei von ihnen auf einem Dach, der eine möchte Selbstmord begehen, und der andere nutzt die Gelegenheit, um seinen Kleiderschrank um ein Jacket, eine Hose und ein Paar Schuhe zu erweitern. Ein Toter kann mit diesen Dingen doch sowieso nichts mehr anfangen. In eine unsinnige Geheimsprache verrennen sich zwei Spione, die eigentlich gar keine Spione sind: Sie wollen in Gegenteilen sprechen, was zum komischen Chaos wird.

Eine junge Frau führt ernsthaft-rührende Gespräche mit ihrem Bauch, eine andere entdeckt, dass sie ihren Körper nicht allein bewohnt. Skurril sind Campbells Dialoge und Situationen; manchmal gleiten sie am menschlichen Verstand vorbei und sind kaum greifbar, dann wieder treffen und bewegen sie ihn. Verwirrend und verschwommen, authentisch und tragisch. Immer jedoch beinhalten sie eine gewisse Komik: Jemand hat Angst, nur noch zu sich selbst zu sprechen und verendet auf mysteriöse Weise: "Ich verschwinde in meinem eigenen Arschloch."

Ein Ehepaar gesteht sich eines Tages ein, dass er eine Kopie des Hauses gebaut hat, während sie sich selbst verdoppelte. Nach einigem Hin und Her stellt sich heraus, dass beide nur phantasierten. "Was für ein langweiliges Leben." Eine kleine Weisheit, die das Publikum zum Denken anregte: Müssen wir verrückt werden, um das Leben interessanter zu gestalten? Die Qualität der Umsetzung schwankte ein wenig. Während die Darsteller in den meisten Szenen durch lebensechte Gesichtsausdrücke und hervorragend natürliche Bewegungen glänzten, wirkten Mimik und Gestik ab und zu übertrieben oder zu zurückhaltend.

Das karge Bühnenbild und die schlichten Kostüme passten sich dem Geschehen an und stellten die Charaktere und deren Entwicklungen eindeutig ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Gelungen war die Einarbeitung von Ruhemomenten: Zwischen den Sketchen konnten die Zuschauer sich ihren Gedanken hingeben, während treffend verheißungsvolle Musik ertönte. Den anhaltenden Applaus des Publikums hatten sich die Darsteller und Regisseurin Daniela Tillmann wirklich verdient. Schade war nur, dass er aus einem recht kleinen Kreis kam, denn Mr. Pilks Irre sorgen doch stets für - im wahrsten Sinne des Wortes - wahnsinnige Unterhaltung. Anna Schnürch

(NGZ)
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