Rhein-Kreis Neuss Angst vor den Katzenfängern

Rhein-Kreis Neuss · rhein-kreis neuss Das Foto zeigt eine Perserkatze die genussvoll durch ihre halb geschlossenen Augen blinzelt. Sie hat es sich gemütlich gemacht auf dem großen Sofa. Doch seit Juli ist der Stubentiger der Kaarster Familie verschwunden.

 Sind die Stubentiger im Rhein-Kreis nachts in Gefahr ? Tierschützer warnen vor Katzenfängern, die sich als Altkleidersammler tarnen.

Sind die Stubentiger im Rhein-Kreis nachts in Gefahr ? Tierschützer warnen vor Katzenfängern, die sich als Altkleidersammler tarnen.

Foto: stock.xchng

Sie sei zwar Freigänger, heißt der verzweifelte Appell auf der Internetseite Haustierdiebstahl-in-Deutschland.de, doch normalerweise sei sie nie länger als einen Tag verschwunden - außerdem habe sie doch ein Baby. Die Liste der gesuchten Tiere auf dem Internetportal ist lang.

"Zurzeit erreichen uns extrem viele Meldungen von Menschen, die ihre Tiere vermissen", sagt Gerd Straeten, Vorsitzender der Tierversuchsgegner Pulheim. Insbesondere in Aachen, Mönchengladbach und Krefeld sollen die Katzendiebe unterwegs sein, doch auch in Grevenbroich melden die Tierschützer bereits zehn vermisste Tiere.

Straeten vermutet, dass die Tiere von Tierfängern mit Duftstoffen angelockt, gefangen und über die Grenze bei Aachen nach Belgien verschleppt würden. Der Mitarbeiter einer Aachener Klinik habe beobachtet, wie ein Fahrzeug mit belgischem Kennzeichen und etlichen Katzenkörbchen an Bord in Richtung Belgien fuhr.

Die Grenznähe mache es für die Tierdiebe leicht, unauffällig zu verschwinden. Dabei sollen sich die Fänger als Altkleider- oder Schuhsammler tarnen. Sie stellen tagsüber die Körbe oder Container auf, spionieren die Gegend nach Haustieren aus und schlagen nachts zu.

Bei den Verwaltungen im Rhein-Kreis Neuss und der Stadt Grevenbroich sind solche Machenschaften nicht bekannt - dafür aber im Tierheim in Oekoven. "Das es diese Tierfänger gibt, ist erwiesen", sagt Tierheimleiterin Margot Schneider. Im Rhein-Kreis sind ihr allerdings keine konkreten Fälle bekannt.

Es verschwänden immer mal wieder Katzen, doch tauchten die nach einer Zeit auch wieder auf. Im Frühjahr, heißt es, sollen allerdings Plastikbehälter vor manch einem Einfamilienhaus gestanden haben. Anonym.

Gerd Straeten glaubt, dass viele Tierbesitzer zu blauäugig seien "obwohl wir mit dem Projekt ,Haustierdiebstahl in Deutschland' permanent vor Tierfängern warnen".

Bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss ist das Phänomen bekannt. Mal seien es Mitarbeiter von Altkleidersammlungen, mal von Telefongesellschaften - alle paar Monate geistere das Schreckgespenst "Katzenfänger" durch die Region. Mehr nicht.

Was mit den Tieren passieren könnte, dokumentieren die Tierschützer von Peta fotografisch: Eines zeigt eine Katze, in deren Kopf eine Metallapparatur steckt; auf einem anderen schauen zerrupfte Hühner mit seitlich gelegten Köpfen gequält in die Kameralinse; noch ein Foto zeigt einen schwarzen Müllsack, in den jemand die Überreste einstiger Kuscheltiere achtlos entsorgt hat.

Liest man dazu die Mitteilung der Tierversuchsgegner Pulheim, dürfte manch einem beim nächsten Bummel durch den Klamottenladen das Blut in den Adern gefrieren. Manche Tiere, heißt es dort, enden als Rheumadecke oder Applikation an Jacken oder Mänteln.

(NGZ)
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