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CDU sieht sich als Partner der Landwirtschaft Alles auf Zucker

CDU sieht sich als Partner der Landwirtschaft · Von Simon Hopf Mit der von der Europäischen Union beabsichtigten Reform des Zuckermarktes verbinden die hiesigen Landwirte viele Befürchtungen. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht, die teils zu Dreiviertel durch Profite aus dem Rübenanbau bestritten wird.

Von Simon Hopf Mit der von der Europäischen Union beabsichtigten Reform des Zuckermarktes verbinden die hiesigen Landwirte viele Befürchtungen. Sie sehen sich in ihrer Existenz bedroht, die teils zu Dreiviertel durch Profite aus dem Rübenanbau bestritten wird.

Machen auch bei der Weizen-Ernte Front gegen die Liberalisierung des Zuckermarkts : v. l. Karl Nacke, Hermann Gröhe, Wolfgang Wappenschmidt. NGZ-Foto: H. Jazyk

Nichts bringt heimische Rübenbauern derzeit mehr in Rage als das Thema "Zuckermarktordnung". Denn der bisherige Protektionismus, mit dem die Europäische Union ihre Märkte abschottete und den "Knollebure" gesicherte Einkommen bescherte, steht zur Debatte. Das Gespenst einer völligen Liberalisierung des Zuckermarktes geistert umher - die vor allem von der Süßwarenindustrie und als so genannte CAIRNS-Gruppe zusammengeschlossenen Ländern in der Welthandelsorganisation gefordert wird.

Karl Nacke, in vierter Generation Landwirt auf dem Stüttger Hof zwischen Uedesheim und Delrath, und Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt sind sich einig, dass dies das Ende der hiesigen Rübenerzeuger bedeuten würde, die aus unterschiedlichen Faktoren nicht zu Weltmarktpreisen produzieren können. "Die Zuckerrübe ist für uns nicht ersetzbar", sagt Wappenschmidt. Die süße Knolle macht bis zu Dreiviertel des Gesamteinkommens des betreffenden Landwirts aus.

Die sehen sich mit dem Rücken an der Wand und verweisen auf die (gesellschaftlichen) Folgen. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass die Liberalisierung gerade den ärmeren Ländern zugute komme. Vielmehr sei es so, dass viele dieser so genannten AKP-Staaten, ehemalige Kolonien Großbritanniens, Frankreichs und Portugals, durch bestimmte Vereinbarungen in den europäischen Zuckermarkt integriert sind. Diese Staaten haben oft ihre gesamte Wirtschaftsstruktur auf den (Rohr-) Zucker ausgerichtet.

Bizarre Folge, aber Realität: Rheinische Bauern kämpfen Seite an Seite mit Bauern auf Fidschi, Mauritius oder in Swasiland um den Erhalt ihrer Existenzgrundlage. Denn: "Profiteure sind die Großplantagen", ist Wappenschmidt überzeugt und nennt

als Beispiel Brasilien, wo einige wenige die Produktion beherrschen. Der Kreislandwirt plädiert dafür, dass der europäische Zucker vor der EU-Kommission als "sensibles Produkt" eingestuft wird, was auch künftig einen gewissen Schutz beinhaltet.

Das setze indes eine starke (deutsche) Lobby in Brüssel voraus - und in eben diesem Zusammenhang zieht sich bei Wappenschmidt erneut die Stirne in Falten. Denn eben diesen Rückhalt vermisst er - spricht in alter Gewohnheit von "Bonn" und meint Berlin, wenn es um die Bundesregierung geht. Von Landwirtschaftsministerin Renate Künast erwartet er da nicht (mehr) viel. Karl Nacke nickt: "Sie hat nichts von unseren Problemen mitbekommen", ist er überzeugt.

Und das bezieht er nicht nur auf den Bereich Zucker. Auf einem Großteil seiner 70 Hektar rund um den Hof, den er mit seiner Frau Maria bewirtschaftet, wird in diesen Tagen der Weizen gedroschen. Ein Massengut - und doch nur bedingt konkurrenzfähig, meint er. Die Produktion werde (künstlich) verteuert. Es fällt das Wort "Agrardieselsteuer" - und die liege in Deutschland bei 40 Cent pro Liter, während es in Dänemark nur drei Cent seien.

Bundestagsabgeordneter Hermann Gröhe (CDU), der auf seiner "Tour der 1000 Chancen" auf dem Stüttger Hof Halt gemacht hat, verspricht in diesem Zusammenhang zwar keine Steuerentlastung. Seine Partei, betont er, sehe sich aber als Partner der Landwirtschaft. Deren Wettbewerbs- und damit Existenzfähigkeit gelte es zu erhalten. Vieles sei in der Vergangenheit überreglementiert - dadurch wurde "jegliche Eigeninitiative erstickt".

(NGZ)
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