"G&G"-Tonstudios Kaarst zeichnen Harrison Ford auf Agentenstimmen und stapelweise Liebesbriefe
Die Original-Synchronstimme von Darth Vader klingt bedrohlich aus den Boxen, der ultimative Partysong "Hey Baby" von Sound Convoy sorgt für gute Laune, die britischen Boys von "BND" bringen mit ihrem Charterfolg "No man"s land" Mädchenherzen zum schmelzen - dann haben die beiden Kaarster Willi Grossmann und Thomas Gesell ihre Finger im Spiel gehabt. Thomas Gesell (li.) und Willi Grossmann - die beiden Kaarster sind nicht nur mit dem Ohr am Hörer, sondern auch mit der Nase vorn. Agentensstimmen auf dem neuen X-Box-Spiel "Splinter Cell", die deutsche Originalstimme von Harrison Ford, die Melodien der Britischen Traum-Boys von "BND" - sie alle sind in den "G&G"-Tonstudios in Kaarst aufgenommen worden. --->
Die Original-Synchronstimme von Darth Vader klingt bedrohlich aus den Boxen, der ultimative Partysong "Hey Baby" von Sound Convoy sorgt für gute Laune, die britischen Boys von "BND" bringen mit ihrem Charterfolg "No man"s land" Mädchenherzen zum schmelzen - dann haben die beiden Kaarster Willi Grossmann und Thomas Gesell ihre Finger im Spiel gehabt. Thomas Gesell (li.) und Willi Grossmann - die beiden Kaarster sind nicht nur mit dem Ohr am Hörer, sondern auch mit der Nase vorn. Agentensstimmen auf dem neuen X-Box-Spiel "Splinter Cell", die deutsche Originalstimme von Harrison Ford, die Melodien der Britischen Traum-Boys von "BND" - sie alle sind in den "G&G"-Tonstudios in Kaarst aufgenommen worden. --->
Wer die Broicherdorfstraße bis zum äußersten Ende fährt, entdeckt dort zur Linken einen ehemaligen Bauernhof: "G&G Tonstudios" steht an dem Gebäude. Egal, ob Star Wars, die Lindenstraße oder der Deutsche Bundestag - die Liste der Kunden ist lang. "Seit einigen Jahren haben wir uns auf die Lokalisierung von Computerspielen spezialisiert", erklärt Willi Grossmann. Was bedeutet Lokalisierung?
Ganz einfach: Wenn ein Film, Videospiel oder sonst sein Medium in einem anderen Land erschienen ist und nun in Deutschland erscheinen soll, muss es für den deutschen Markt aufbereitet werden. Das fängt natürlich mit der Sprache an: Schließlich versteht der Durchschnitts-Bundesbürger nichts, wenn Obi Wan plötzlich auf Japanisch daherplappert. Aber auch Bildschirmtexte müssen durch deutsche ersetzt werden. Oder für Gags, die zum Beispiel auf eine bei uns unbekannte amerikanische Fernsehserie anspielen, muss ein deutsches Äquivalent gefunden werden.
Ungefähr 200 Konsolen- und Computerspiele haben die beiden Kaarster in den vergangenen Jahren schon lokalisiert - darunter so bekannte Titel wie "Red Faction" oder "The Elder Scrolls III - Morrowind". "Da kann es schon einmal passieren, dass ein Synchronsprecher am selben Tag aus Berlin eingeflogen wird, um hier seine Audiotakes aufzusprechen", so Thomas Gesell. Da ist schon so manche bundesweit bekannte Stimme ins Mikro gesprochen worden: Wolfgang Pampel zum Beispiel - besser bekannt als die deutsche Stimme von J. R. Ewing. Oder Thommy Pieper, bei dessen sonorer Stimme jeder gleich das Knuddelmonster Alf vor sich sieht.
"Am Anfang war das gar nicht so einfach", erinnert sich Willi Grossmann, "da kamen die Synchronsprecher hierher, so nach dem Motto: ,hey, ich bin die Stimme von Harrison Ford, und ich soll hier nur für ein Videospiel meine Zeit investieren?". Rund 90 Prozent aller bekannten deutschen Synchronsprecher sind mittlerweile in der Firmenkartei registriert - und solche Einwände sind schon seit Jahren nicht mehr zu hören - lässt sich mit dem Verkauf von Computerspielen doch längst gutes Geld verdienen. Die beiden Kaarster Geschäftsführer hatten auch in diesem Bereich die Nase vorn: "Das erste Computerspiel in ganz Deutschland, das komplett deutsch vertont wurde, ist bei uns produziert worden", erinnert sich Willi Grossmann gern.
Das war 1994, und das Spiel hieß "Day of the Tentacle". Zurzeit wird in den "G&G"-Studios gerade an dem Sound zum Ego-Shooter "Red Faction 2" gefeilt. Und auch für "Splinter Cell", das pünktlich zum Weihnachtsgeschäft in den Ladenregalen steht, sind die Sprech-Profis gerade vor den Mikrofonen. Allein für dieses Spiel sind ungefähr 10.000 Audiotakes nötig. Eine große Bedeutung kommt bei den Aufnahmen dem Regisseur zu: "Die Sprecher kennen in der Regel das Spiel ja nicht bis ins letzte Detail. Der Regisseur muss dem Sprecher dann klarmachen, welche Stimmung mit dem Satz erzeugt werden soll. So kann ,Wer war das?" ängstlich, zornig oder einfach nur gelangweilt klingen - je nachdem, wie es gesprochen wird", erklärt Willi Grossmann.
Sind dann alle Sätze aufgezeichnet, ist die Arbeit noch nicht zu Ende. Zum Schluss wird noch abgemischt, Effekte kommen dazu. Bei Splinter Cell geht es zum Beispiel um Agenten, die mit Richtmikrofon und Parabolspiegel Stimmen abhören - und diese sehr speziellen Effekte sollen nachher möglichst original klingen. "Von den Auftraggebern bekommen wir in solchen Fällen oft genaue Vorgaben, welches Gerät zu benutzen ist und wie die Grundeinstellung zu sein hat", erläutert Thomas Gesell. Als Hilfe hält das ausländische Original-Medium oft her: Hinterlässt der Spiele-Held bei seinem Gang Hall wie in einem Keller, dann wird das in der deutschen Version eben auch so gemacht. Nicht nur Lokalisationen, auch Musikproduktionen sind Willi Grossmann und Thomas Gesell nicht fremd, im Gegenteil. Die zweite Firma der beiden nennt sich "New Way Music", und schon einige bekannte Klänge haben das Haus an der Broicherdorfstraße verlassen - sind teilweise sogar um die Welt gegangen.
"Unser erster großer Erfolg war die Dance-Version zu Rambo II", berichtet Thomas Gesell. "First Patrol" hatte den Song damals eingespielt. Und mehr als 150.000 mal ist die CD verkauft worden. Es folgten Chartbreaker wie "I cant" stand it" von "Twenty 4 Seven", dass in Deutschland bis auf Platz vier der Charts kletterte und mit der Goldenen Schallplatte in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgezeichnet wurde. Oder "French Kiss" von "Honesty 69", das sich zum europaweiten Hit in die Ohren der Hörer spielte. Wer so prominente Musiker in seinem Studio hat, kann auch einige Anekdoten erzählen. So zum Beispiel zu den smarten Traum-Boys von "BND", die zwei Wochen lang Aufnahmen in den "G&G"-Studios machten: "Das war Ende der Neunziger, mitten im eisigen Winter. So vormittags um zehn hörten wir plötzlich ein Ohren betäubendes Geschrei vor dem Haus", erinnert sich Thomas Gesell.
Als die Studio-Betreiber dann das Fenster öffneten, wurden sie von einem Blitzlichtgewitter geblendet. Der Grund: Die Ankunft der Boys hatte sich schon herum gesprochen, und Mädels aus dem Kreis Neuss und darüber hinaus hatten sich zum Haus 126 b an der Broicherdorfstraße aufgemacht, um einen Blick oder ein Autogramm der Dreamboys zu erhaschen. "Selbst gebackene Kuchen, Liebesbriefe - vor der Tür türmten sich die Geschenke, und die Mädels ließen sich von der Eiseskälte nicht davon abbringen, vor dem Haus auszuharren", so Willi Grossmann schmunzelnd. Als dann die beiden Briten ihren zahlreichen Verehrerinnen vom Fenster aus zuwinkten, war es endgültig vorbei - und am nächsten Tag wiederholte sich das Spektakel vor noch größerer Verehrerinnen-Kulisse.
Ähnliche Szenen könnten sich vor den "G&G"-Studios schon bald wieder abspielen - die beiden Kaarster denken nämlich darüber nach, bald wieder eine Aufnahme mit "BND" einzuspielen.
Wer einmal nachsehen will, ob sein Computerspiel auch im Hause "G&G" lokalisiert oder seine CD aufgenommen worden ist - im Internet sind diese und weitere Informationen unter www.ggstudios.de zu finden.