Rhein-Kreis Neuss Abiturient nimmt es mit Gröhe auf

Grevenbroich · Lars Schellhas hat gerade sein Abitur am Quirinus-Gymnasium in Neuss gemacht. Jetzt tritt der 18 Jahre alte Neukirchener als Direktkandidat für "Die Grünen" bei der Bundestagswahl am 22. September an – und will den Sprung nach Berlin schaffen.

 Dieser Ort hat ihn geprägt: Bundestagskandidat Lars Schellhas (Grüne) bei einer Stippvisite an der Solaranlage von Karl-Heinz Schmidt in Neukirchen. Energiewende und Klimaschutz nennt Schellhas als seine Hauptthemen.

Dieser Ort hat ihn geprägt: Bundestagskandidat Lars Schellhas (Grüne) bei einer Stippvisite an der Solaranlage von Karl-Heinz Schmidt in Neukirchen. Energiewende und Klimaschutz nennt Schellhas als seine Hauptthemen.

Foto: Lothar Berns

Lars Schellhas hat gerade sein Abitur am Quirinus-Gymnasium in Neuss gemacht. Jetzt tritt der 18 Jahre alte Neukirchener als Direktkandidat für "Die Grünen" bei der Bundestagswahl am 22. September an — und will den Sprung nach Berlin schaffen.

Viel mehr David gegen Goliath geht eigentlich gar nicht. Lars Schellhas (Grüne) gehört mit seinen 18 Jahren nicht nur zu den jüngsten Direktkandidaten, die bei der Bundestagswahl am 22. September antreten. Der junge Mann aus Neukirchen, der gerade sein Abitur am Quirinus-Gymnasium in Neuss gemacht hat, tritt im Wahlkreis 108 (Neuss I) auch noch gegen richtig erfahrene und mit allen Wahlkampf-Wassern gewaschene Politiker an — allen voran CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe. Schellhas gibt sich kämpferisch. "Erstens habe ich auch schon politischer Erfahrung gesammelt", sagt er. "Und wenn ich mich recht erinnere, hat David damals gegen Goliath gewonnen."

Bei diesem Satz lacht der junge Politiker verschmitzt. Rasch schiebt Schellhas hinterher, dass der Satz nicht von ihm stamme. "Ich habe ihn neulich aufgeschnappt, und er hat mich beeindruckt." Das liegt auch daran, dass er ihm Mut macht. "Ich habe nichts zu verlieren. Und ich bin überzeugt, dass Deutschland den Wechsel braucht, insbesondere mit Blick auf die Energiepolitik." Diese ist sein Steckenpferd, und wenn man herausfinden möchte, warum der junge Mann überhaupt in die Politik gegangen und 2010 der grünen Jugend beigetreten ist, dann muss man einen Abstecher nach Neukirchen machen und sich mit Karl-Heinz Schmidt unterhalten. Auf fünf Hektar betreibt der Neukirchener eine private Photovoltaikanlage am Ortsrand.

Lars Schellhas hat dort viel Zeit verbracht. Kennengelernt hat er Schmidt 2008 an einem Info-Stand mit dem Themen-Schwerpunkt "Erneuerbare Energien". Dort packte Schellhas, der sich schon zu Kindheitszeiten für Technik begeisterte, die Faszination für Photovoltaik & Co. — fortan vertiefte er sein Wissen und beschäftigte sich später auch in den Schülerzeitungen "180 Grad" und "Greenergy" mit dem Thema. "Eine Zeitung habe ich sogar mal an Hermann Gröhe übergeben", sagt Schellhas. 2010 müsse das gewesen sein, Gröhe habe damals seiner alten Schule — auch er ging auf das Quirinus-Gymnasium — einen Besuch abgestattet. Gefruchtet habe die Lektüre allerdings eher wenig, meint Schellhas. An der Energiewende von Schwarz-Gelb jedenfalls lässt er kein gutes Haar. "Da bedarf es dringend einer Korrektur."

Generell geht Schellhas mit Schwarz-Gelb hart ins Gericht, zum Beispiel mit der Griechenland-Politik. So will er sich für ein umfassendes europäisches Konjunkturprogramm starkmachen, um die Wirtschaft in der EU anzukurbeln. Ihn selbst hat die Wirtschaftstheorie von John Maynard Keynes beeindruckt. Diese besagt, dass der Markt in Krisenzeiten durch entsprechende Maßnahmen und Investitionen des Staates belebt werden müsse. "In der Realität wird das leider kaum umgesetzt", meint Schellhas.

Was passiert, wenn er in den Bundestag einzieht, ist klar: "Dann suche ich mir eine Wohnung in Berlin." Falls es nicht reicht, beginnt er im Wintersemester ein Maschinenbau-Studium mit Spezialisierung auf Energietechnik in Aachen. "In vier Jahren möchte ich dann erneut für den Bundestag kandidieren."

(NGZ)
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