Heimatkreis Lank im Osten auf großer Tour Abenteuerreise mit fünf Grenzübergängen

Nach elf erlebnisreichen Tagen kehrten 45 Mitglieder des Lanker Heimatkreises von einer Reise in vier baltische Länder zurück. "Es wird keine Erholungs-, eher eine Abenteuerreise", so hatte Franz-Josef Radmacher, der Organisator und Vorsitzende des Heimatkreises diese Fahrt den Teilnehmern vorab angekündigt. Fünf Grenzen mussten überwunden werden. Das Wetter war wechselhaft, am ersten Tag schon Schneefall, später Regen, Sonne und Schnee.

Über Stettin, Danzig und Allenstein ging die Fahrt zunächst nach Königsberg, das heute russisch Kaliningrad heißt. Dorthin war der Verein bereits vor zwei Jahren vorgestoßen. Die Probleme der Enklave, besonders an ihren Grenzen, konnte die Gruppe hautnah bereits beim Grenzübertritt beobachten. Aber auch die baltischen Staaten Litauen und Lettland pflegen ihre Souveränität durch penible Grenzkontrollen recht kräftig zu unterstreichen. Über die kurische Nehrung erreichte die Gruppe Litauen und Memel, am nächsten Tag schon die lettische Hauptstadt Riga.

Die Rückfahrt erfolgte mit einer Fähre vom kurländischen Hafen Liepaja (Libau) nach Rostock. Kulturelle Höhepunkte der Reise waren sicher Danzig, die Marienburg und Riga. Menschliche Begegnungen gab es im ostpreußischen Ermland. Schon zum zweiten Mal weilte der Heimatkreis in dem kleinen Städtchen Seeburg (polnisch Jeziorany.) Dort konnten die drei mitreisenden Kreistagsabgeordneten Willi Lohkamp, Peter Otten und Franz-Josef Radmacher dem Denkmalkomitee der Stadt eine Spende des Kreises Neuss von 2.500 Euro für die Restaurierung der Orgel der Pfarrkirche St. Bartholomäus überreichen.

Die Bürgermeisterin Aurelia Sidor-Kaminska begrüßte die Gäste im Kulturhaus. Zwei Schülergruppen sangen und tanzten polnische und deutsche Volkslieder. Der Kreis Neuss hatte die Patenschaft zum früheren Kreis Rößel übernommen. Nachdem die Reisegruppe schon auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Germau auf der Samlandhalbinsel ein Blumenangebinde niedergelegt hatte, sollte in Riga noch ein besonderes Gedenken erfolgen. An der erst im Vorjahr eingeweihten Gedenkstätte im Wald von Bikernieki wurde ein Kranz für die ermordeten Meerbuscher Juden niedergelegt.

Mehr als 20 jüdische Bürger aus Lank und Osterath waren am 11. Dezember 1941 mit einem Zug mit über 1000 Juden nach Riga transportiert worden. Wie die Gruppe erst in Riga erfuhr, war der Erschießungsort der Wald von Bikernieki. Dort befindet sich seit einem Jahr eine würdige Gedenkstätte, die vom Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Mitteln des Bundes errichtet worden ist. Die Gedenkstunde war gespenstisch. Man stapfte durch 20 Zentimeter hohen Schnee, der auch die Vielzahl der Steine bedeckte. Für jeden der vielen Eisenbahnzüge war ein Gedenkstein mit dem Abfahrtsbahnhof niedergelegt worden, so auch einer für den Zug aus Düsseldorf mit den niederrheinischen Juden.

Trotz der großen Entfernungen, der ständigen Hotelwechsel und des anstrengenden Programms hielten alle Teilnehmer durch. Es gab kaum eine Erholungspause. Auch spät abends noch tauschte man sich über die Erlebnisse aus. Für den Busfahrer war die Fahrt eine besondere Herausforderung. Die Erweiterung der EU nach Osten hin wurde durch diese Reise vorweg genommen. Die meisten Teilnehmer haben schon ihr Interesse für die nächste Herbstreise bekundet. Sie soll über Warschau und Ostpolen bis in die Ukraine führen.

(NGZ)
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