Rhein-Kreis Neuss 431 Frauen wurden im Vorjahr Opfer häuslicher Gewalt

Neuss · Immer mehr Frauen suchen Hilfe in der Neusser Frauenberatungsstelle. Insgesamt 790 Frauen nutzten 2013 das Angebot zu ein- oder mehrmaligen Beratungsgesprächen. "Das entspricht einem Anstieg von zehn Prozent", sagt Geschäftsführerin Janne Gronen.

Rhein-Kreis Neuss: 431 Frauen wurden im Vorjahr Opfer häuslicher Gewalt
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Häusliche Gewalt sei das Hauptthema. Von den 431 betroffenen Frauen seien 267 direkt durch die Polizei vermittelt worden, berichtet Sozialpädagogin Ursula Habrich. Die Polizei kann zwar den Täter für maximal zehn Tage aus der Wohnung verweisen. Will die Frau jedoch erreichen, dass sie alleine wohnen bleiben kann, muss sie innerhalb dieser zehn Tage vor Gericht einen Antrag auf Zuweisung der Wohnung stellen.

"Damit sind die meisten überfordert. Sie haben Gewalt und Verletzung erfahren, müssen möglicherweise zum Arzt oder ins Krankenhaus, zudem noch ihre Kinder unterbringen", sagt Jutta Dubberke, Fachanwältin für Familienrecht und Vorstandsmitglied. "Da sind zehn Tage viel zu kurz."

Der Bedarf an psychosozialer, therapeutischer Beratung sei in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Das neue Scheidungsrecht gebe insbesondere Frauen, die als Hausfrau und Mutter tätig waren, kaum noch Versorgungssicherheit, so Anwältin Dubberke. Andere seien überfordert durch Job, Haushalt, Kinderbetreuung. Entsprechend sei die Krisen- und Orientierungsberatung auf 51 Prozent angestiegen.

In die Frauenberatungsstelle kommen Frauen aus allen Gesellschaftsschichten. "Stark vertreten ist die Mittelschicht", sagt Gronen. Die meisten kämen aus der Stadt Neuss, circa 20 Prozent aus der Stadt Grevenbroich und den südlichen Kreisgebieten. Zwei Drittel der Frauen sind zwischen 26 und 60 Jahre alt, mehr als ein Drittel der Frauen hat einen Migrationshintergrund.

(BB)
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