Remscheid Zwillinge spielen Bach und Beatles

Remscheid · Der Herbst in Buenos Aires (otoño porteño) hat es in sich. Zumindest, wenn es nach den Zwillingsbrüdern und Gitarrenvirtuosen Peter und Zoltan Katona geht.

 Ein ungewöhnliches Duo: die Brüder Peter und Zoltan Katona.

Ein ungewöhnliches Duo: die Brüder Peter und Zoltan Katona.

Foto: Veranstalter

Am Donnertagabend gastierten sie in der Klosterkirche und brachten den Tango "otoño porteño" des argentinischen Bandoneon-Spielers und Komponisten Astor Piazzolla auf eine Weise auf die Bühne, dass die Zuhörer mit den Ohren schlackern konnten.

Piazzolla gilt als der Begründer des "Tango Nuevo" — neue Formen des traditionellen argentinischen Tangos. Das brachte ihm zwar nicht die Sympathie der argentinischen Tangoenthusiasten ein, aber indirekt die ungeschminkte Aufmerksamkeit des für ein Gitarrenkonzert gut gefüllten Minoritensaales der Klosterkirche. Die Katona Twins ließen diesen Tango krachen fernab des Schnulzentangos — auf ihren Konzertgitarren, wohlgemerkt. Die gesamt Gitarre klingelte, jubilierte, schluchzte und polterte: mit wuchtigen Faustschlägen und quirligem Fingertrommeln auf dem Korpus und beidhändigem Schrammen auf den Saiten von hoch oben bis tief unten. Melodie und Rhythmus schwebten gleichwohl darüber wie kleine Wölkchen am Sommerhimmel.

Dieses charakteristische Spiel der beiden zog sich durch alle Stücke ihres Programms. Beatles ("Day Tripper", "Come Together") klangen in einer Reihe mit Bach (Französische Suite Nr. 5) sowie mit ihren Eigenkompositionen. Die Grenzen zwischen Klassik und Pop verwischten, auch in der Darstellung. Während klassische Gitarrenkonzerte geprägt werden vom Meister, der im akkuraten Zwirn mit Fußbänkchen und im Sitzen die Saiten zupft, standen die Zwillinge meistens auf der Bühne, in lockerer Weste und legerer Hose gekleidet. Ihr musikalischer Vortrag litt darunter nicht. Erstaunlich, wie sich die zwei in Melodieführung und Begleitung nahtlos abwechselten — oft kaum zu bemerken.

Was war mehr zu bewundern? Die Virtuosität in der Schnelligkeit bei gleichzeitig gestochen klarem Ton? Die ausufernde Kreativität des Umgangs mit dem Instrument? Die feine Ausgestaltung Bachscher Motive oder der rundum gelungene klare Transfer von Scarlattis "Toccata in D-Moll" ins 21. Jahrhundert, die sie "Metamorphose" tauften? Das hätte, auf einer verzerrten E-Gitarre gespielt, locker mit den Gitarreros vom Schlage eines Steve Vai und Joe Satriani mithalten können.

Die Katona Twins spielten "Bohemian Rhapsody" von Queen und ließen auf ihren Konzertgitarren alles hochleben: Oper, Pop und Heavy Metal. Und das mit ausgefeilter Dramatik: von leise und sanft im Sitzen bis zum schweren Geschütz des alles beherrschenden Rhythmus am Ende im Stehen. Kein Wunder, dass sich das Publikum mehrere Zugaben erklatschte.

(begei)
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