Prozess in Wuppertal Zwei Jahre Haft für aggressiven Remscheider

Remscheid/Wuppertal · Er war es doch: Das musste sich der 40-jährige Remscheider vor dem Landgericht Wuppertal zum Abschluss seines Prozesses gleich mehrfach anhören.

 Die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik wurde angeordnet.

Die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik wurde angeordnet.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Die Strafkammer verurteilte ihn wegen vorsätzlicher Körperverletzungen, die er im Remscheider Stadtgebiet mehreren Passanten zugefügt hatte, zu zwei Jahren Haft. Die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik wurde zudem angeordnet.

Der Angeklagte hatte die ihm vorgeworfenen Taten zuvor bestritten – und zwar mit den Worten: „Ich war es nicht.“ Dass er es doch war, bestätigte unter anderem der Filialleiter eines Discounters in der Innenstadt, der in dem Prozess als Zeuge gehört wurde.

Den Angeklagten hatte er als den Mann wiedererkannt, der ihm damals schon beim Betreten des Ladens aufgefallen war: starrer Blick, aggressive Ausstrahlung, vor sich hin redend und in der Hand eine leere Tüte, die sich beim Gang zur Kasse mit vier Bierflaschen und einer Packung Speiseeis gefüllt hatte.

Das Klirren der Glasflaschen hatte ihn verraten, bei der Ansprache pöbelte der Angeklagte und drohte mit Schlägen. Man ließ ihn schließlich gehen, rief allerdings die Polizei und folgte ihm dann unauffällig. Dass er mit Steinen nach dem Filialleiter geworfen haben soll, stritt der Ladendieb ab.

Die aggressive Ausstrahlung und den starren Blick bestätigte auch der Oberarzt einer psychiatrischen Klinik in Bedburg-Hau, in die der Remscheider eingeliefert worden war. Mit geballten Fäusten lief er dort durch die Räume, ohne aber jemanden anzugreifen – vorsichtshalber sei er dort von den Mitpatienten isoliert worden.

Erst nach zwei Monaten und einer hoch dosierten Medikamentenbehandlung fand man dann Zugang zu ihm – immer noch aber erscheine er emotional gestört, labil und extrem misstrauisch. Sein ständig vorgetragener Wunsch sei seine Ausweisung nach Russland, dort habe er Familie und dort würde es ihm und seiner Mutter besser gehen. Eine romantische und dazu noch unrealistische Vorstellung, die der Vorsitzende Richter nicht zu teilen schien.

Der vom Gericht hinzugezogene psychiatrische Gutachter wurde noch deutlicher: Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre habe er den Remscheider mehrfach beurteilt. Fast ausnahmslos seien Therapien nur kurzfristig erfolgreich gewesen, schnell wäre die alte Aggressivität wieder zum Vorschein gekommen.

Deshalb habe es nur kurze Momente in Freiheit gegeben, in den letzten Jahren seien die Phasen der Desorientierung und der Verwirrtheiten immer auffälliger geworden. So sei er in einem Remscheider Supermarkt in Handschellen abgeführt worden, nachdem er dort mit einem Messer auf Plüschtiere eingestochen hatte. Mit Gewalt soll er sich gegen die Festnahmen gewehrt haben und von der Notärztin außerdem mehrfach kurzzeitig in Narkose versetzt worden sein.

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