Zukunftskongress in Remscheid Veränderung muss von Innen kommen

In der Akademie Küppelstein trafen sich hundert Systemiker und diskutierten, wie die Ideen für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit besser im Alltag umgesetzt werden können.

 Thomas Reyer (l., Akademie Remscheid) im Gespräch mit Alexandra Harth und Marc Wege.

Thomas Reyer (l., Akademie Remscheid) im Gespräch mit Alexandra Harth und Marc Wege.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

In der Akademie Küppelstein trafen sich am Wochenende rund 100 Systemiker aus ganz Deutschland, um gemeinsam über die gesellschaftliche Entwicklung in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit nachzudenken. Mit Bio-Produkten und E-Mobilität allein sei das Problem nicht behoben, urteilten die Veränderungsprofis.

Sportmuffel, die sich jedes Mal aufs Neue zu Jahresbeginn fest vornehmen, sich diesmal wirklich mehr zu bewegen, wissen wie schwer es ist, festgefahrene Routineabläufe abzuschütteln und neue, gesunde Gewohnheiten in ihren Alltag zu etablieren. Systemiker wiederum wissen, dass es nicht hilft, nur einen Teil des großen Puzzles, der unser Leben darstellt, zu verändern. Um neue Muster einzuführen, braucht es eine Erschütterung mehrere Faktoren, die auch das Umfeld betreffen. Wer also langfristig seine sportlichen Vorsätze umsetzen will, sollte sich nicht nur einen Trainingsplan machen, sondern sich auch gleich einen Trainingspartner suchen, seinen Tagesrhythmus überdenken und am besten auch seine Ernährung.

Systemiker, die eigentlich als Familientherapeuten, Unternehmensberater oder als Sozialarbeiter in der Jugendhilfe wesentlich ernstere Themen nach dieser Methode bearbeiten, betrachten das Ganze und nicht nur das Individuum – wie in den übrigen Bereichen der Psychologie üblich –, um die Lebensumstände des Einzelnen zu verbessern. Im Großen können sie zu Gesellschaftsveränderungen beitragen oder diese zumindest anstoßen, erklärt Anke Lingnau-Carduck, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF). Deutschlandweit gehören dem bundesweiten Verband rund 8000 Mitglieder an. Gemeinsam mit Thomas Reyer, Sprecher der DGSF Regionalgruppe Bergisch Land, lud sie zu dieser besonderen Fachtagung für Systemiker ein, die sich erstmals mit dem Thema Umwelt und Nachhaltigkeit auseinandersetzte. Schließlich gehöre auch die Umwelt zum System dazu.

„Es gibt durchaus Fälle in Familien, wo die Kinder wegen dieses Themas wütend auf ihre Eltern sind.“ Umwelt und Nachhaltigkeit sei also durchaus auch ein Thema, mit dem Psychologen, Therapeuten und Sozialarbeit neuerdings bei ihrer täglichen Arbeit konfrontiert werden.

„Ein bestimmtes Muster von außen über jemanden drüber stülpen, das funktioniert nicht, es muss von innen heraus geschehen“, betont Thomas Reyer, Dozent für Sozialpsychologie und Beratung in der Akademie der Kulturellen Bildung Küppelstein und zertifizierter Systemischer Familientherapeut. Ähnlich sei das auch mit der Umweltdebatte. Wie man es besser machen kann, darüber wurde schon hinlänglich diskutiert, wie man all diese Ideen aber auch in den Alltag des Einzelnen implementieren und somit zu einer Verbesserung in der Gesellschaft führen könne, darüber dachten die Systemiker bei der mehrstündigen Fachtagung nach. „Konkrete Lösungen werden wir nach diesem Tag nicht präsentieren“, machte Reyer klar. „Aber zumindest haben wir erste Kontakte mit Leuten geknüpft, die sich langfristig mit dem Thema auseinandersetzen werden.“ Denn Netzwerkarbeit, urteilte DGSF-Vorsitzende Lingnau-Carduck, sei mitunter die wichtigste Tätigkeit des Verbandes und der Regionalgruppe.

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