Remscheid Zu Ostern läuten die Glocken der Lutherkirche wieder

Remscheid · Zwei Jahre mussten sie wegen der Sanierung der porösen Außenfassade schweigen. Insgesamt 5,2 Tonnen kommen in Wallung.

Zwei Jahre haben sie geschwiegen, Ostermontag werden sie läuten. Die Glocken der Lutherkirche werden am 17. April wieder erstmals nach lange Pause weithin zu hören sein. Die evangelische Gemeinde feiert das Ereignis um 10.30 Uhr mit einem Festgottesdienst.

Der Glockenklang ist ein akustisches Signal dafür, dass die Turmsanierung bald abgeschlossen sein wird. Das Gerüst ist schon bis auf die unteren neun Etagen zurückgebaut; die Maurerarbeiten schreiten voran. "Dies bedeutet, dass neben den Glocken auch die Uhr in Betrieb genommen werden kann", stellt Baukirchmeister Lothar Elbertzhagen fest.

Auf halber Höhe zwischen Boden und dem Hahn in 64 Meter Höhe liegt der Glockenstuhl, das Herzstück der Beschallungsanlage. Durch die Arbeiten an dem Gotteshaus mussten die gusseisernen Klangkörper eine Zwangspause einlegen. Durch die Glockenstube wurden die Träger gelegt für das Gerüst, das bis zur Spitze des Kirchturmes reichte. Mittlerweile sind diese wieder abgebaut. "Theoretisch könnten wir sofort läuten, wollen aber den Mörtel in den frisch verfugten Steinen aushärten lassen", meint Elbertzhagen. Die Schwingungen, die beim Glockengeläut entstehen, wären für diesen Prozess kontraproduktiv. Insgesamt 5,2 Tonnen kommen dabei in Wallung. Drei Glocken sind in das Stahlkonstrukt eingehängt. Fast hundert Jahre haben diese auf dem Buckel. 1921 wurden die Gussstahlglocken in Bochum bestellt, 1924 bei der Wiedereröffnung der Lutherkirche nach dem Ersten Weltkrieg eingeweiht. Ursprünglich schwangen dort Glocken aus Bronze.

1917 wurden diese jedoch für die Kriegsmaschinerie konfisziert. Bronze befeuerte die Westfront. Das Material der eingeschmolzenen Bronzeglocken - Kupfer und Zinn - wurde in erster Linie für Waffen verwendet. 1918 stellte die Heeresführung, unter anderem mit Kirchenglocken, pro Monat elf Millionen Artilleriegeschosse her.

Aus alten Unterlagen geht hervor, dass die Lutherkirche damals zumindest die mittlere der drei Bronzeglocken behalten durfte, damit die Kirche nicht ganz stumm blieb. Die verbliebene Glocke wurde nach dem Krieg nach Dierdorf im Westerwald verkauft.

Der Ersatz, die drei Gussstahlglocken mit einem Durchmesser von 1,67 bis 1,26 Meter und unterschiedlichen Grundtönen, haben sich bis heute gehalten. Sie müssen aber regelmäßig durch die Dorstener Fachfirma Diegner & Schade gewartet werden.

(RP)
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