Ansichtssache Zoff hilft nicht weiter im Risikogebiet Remscheid

Meinung | Remscheid · Den Disput zwischen CDU-Chef Jens Nettekoven und Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz braucht in der aktuellen Corona-Krise niemand.

  HENNING RÖSER

HENNING RÖSER

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Eine gemeinsame Pressekonferenz des Oberbürgermeisters und des Leiters des Corona-Krisenstabs mit Soldaten der Bundeswehr – wenn es für irgendwen noch eines Hinweises gebraucht hat, dass die Lage rund um die Lungenkrankheit Covid-19 in der Seestadt auf dem Berge eine neue, höchst unerfreuliche Dimension erreicht hat, dem sollte spätestens der Pressetermin in dieser Woche die Augen geöffnet haben.

Remscheid, so machte OB Burkhard Mast-Weisz klar, kommt mit eigenen Kräften nicht mehr hinterher bei der Nachverfolgung der Kontakte von Corona-Infizierten. Diese sind im Schnitt jünger als die Gruppe in der ersten Welle im Frühjahr. Eine Person kommt schnell auf bis zu 100 Kontakte. Jeder neue Infektionsfall lässt die Zahl der Betroffenen stark ansteigen. Bis auf sechs Personen, so machte der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Frank Neveling, klar, arbeiten dort alle Mitarbeiter am Thema Corona.

Die Hilfe durch die zehn Soldaten, darunter zwei Sanitäter, die Abstriche machen können, ist ein Glücksfall für die Stadt, die von der zweiten Welle gerade hart erwischt wird. Das lässt die Stimmung kippen. Mit der Einstufung als Risikogebiet nach den Regeln des Robert Koch-Instituts beschränken sich die Eingriffe ins tägliche Leben nicht nur auf den Alltag in der Stadt. Auch die Freiheit des Reisens ist beschränkt. Mit den am Freitag ausgesprochenen Quarantänen an weiteren Schulen und Kitas gehen gerade Urlaubspläne für die Herbstferien gleich reihenweise baden. Remscheid als Corona-Hotspot – da kommt Frust auf.

 Dass dieser in dieser Woche auch einen Resonanzraum in der Politik bekommen hat, ist – vorsichtig gesagt – unglücklich. Die öffentlich gemachten Überlegungen von CDU-Parteichef Jens Nettekoven, ob die Stadtverwaltung mit besserer Steuerung diese Entwicklung nicht hätte verhindern können, sind müßig. Wer kann das im Nachhinein sicher sagen?

Dass der OB schnell und ungewohnt heftig darauf reagierte, hat sicher auch mit dem Druck zu tun, der auf den Verantwortlichen im Rathaus lastet. Hilfreich war es dennoch nicht. Einen dünnhäutigen OB als Steuermann sieht keiner gern, erst recht nicht jetzt. Solch persönlicher Zwist kommt in Corona-Zeiten bei Eltern, Großeltern und Schülern nicht gut an. Zumal der Wahlkampf längst vorbei ist.

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