Remscheid Zahl der psychischen Erkrankungen ist gestiegen

Remscheid · Sind wir heute anders krank als zu früheren Zeiten? Offensichtlich ja. Dieses Fazit zieht der aktuelle Gesundheitsreport der DAK, der für das Bergische Land differenzierte Ergebnisse vorlegt.

Im Vergleich zum Vorjahr ist der Krankenstand in der Region um 0,5 auf 3,5 Prozent gesunken und liegt damit unter dem bundesweiten Durchschnitt und auch unter dem Nordrhein-Westfalens.

Der Remscheider Gesundheitsamtschef Dr. Frank Neveling führt dies auch auf Fortschritte in der Arbeitsmedizin zurück. In der noch immer industriell geprägten Region habe man in den Betrieben durch Bereitstellung von Hilfsmitteln wie zum Beispiel Hebevorrichtungen für Erleichterung bei schwerer körperlicher Arbeit gesorgt. Auch eine verbesserte Diagnostik zeige Wirkung. "Nach einem Herzinfarkt war man früher wochenlang außer Gefecht gesetzt. Eine schnelle Diagnose und sofort einsetzende Behandlung reduzieren diesen Zeitraum erheblich", erläutert der Mediziner.

Alarmierend allerdings: Im ganzen Land ist die Anzahl der Ausfalltage aufgrund von psychischen Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 90 Prozent gestiegen. Auch vor Ort stellen Erkrankungen der Seele nach Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems die zweithäufigste Ursache bei den Krankheitstagen dar. Professor. Dr. Klaus Windgassen, Ärztlicher Direktor der Evangelischen Stiftung Tannenhof, berichtet ebenfalls von einer deutlich gestiegenen Nachfrage nach psychiatrischer Behandlung, will diese Entwicklung allerdings nicht überbewerten. "Es hat eine Entstigmatisierung stattgefunden. Das trägt dazu bei, dass die Patienten frühzeitiger die Chance haben, in Behandlung zu kommen." Was früher häufig mit der Diagnose "Vegetative Dystonie" umschrieben worden sei, werde von den Ärzten heute klar als Depression oder als eine andere psychische Krankheit benannt.

Gleichzeitig lobt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie die Strukturen und die gute Vernetzung in der bergischen Region, durch die Schwellenängste genommen und die Effektivität der Therapien gesteigert werden könnten. "Damit haben wir günstigere Voraussetzungen als manche Metropole." Sowohl der DAK-Report als auch der Mediziner wollen den Begriff des "Burn Out" als Synonym für Antriebslosigkeit und völlige Erschöpfung nicht als Diagnose verstanden wissen. Eine ständige Erreichbarkeit sei bei vielen Beschäftigten nicht gefordert, und wenn doch, werde sie zumeist nicht als Belastung empfunden, sagt DAK-Sprecher Lange.

(bona)
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