Wuppertaler aus der Hofschaft Beckeraue wollen nach Remscheid Neubürger wären sehr willkommen

Remscheid · Bewohner der Hofschaft Beckeraue auf der Wuppertaler Seite des Morsbachtals wollen Remscheider werden. Die Mitglieder der Bezirksvertretung begrüßen das. Die offizielle Prüfung des Ansinnens hat gerade begonnen.

Die Zufahrt zur Beckeraue im Morsbachtal.

Die Zufahrt zur Beckeraue im Morsbachtal.

Foto: Jürgen Moll

Sie haben eine Telefonnummer mit Remscheider Vorwahl und senden ihre Steuererklärung ans hiesige Finanzamt. Nun wollen rund 30 Bewohner der zu Wuppertal gehörenden Ortschaft Beckeraue im Morsbachtal auch ganz offiziell Remscheider werden. Das berichtete Sabine Maczewski am Dienstagabend in der Bezirksvertretung Alt-Remscheid. Im Grunde vollziehe man damit offiziell, was vor Ort längst gelebte Praxis sei: Die Hofschaft sei eine gewachsene Struktur und gehöre zusammen. Sie selber ist das beste Beispiel, denn sie wohnt auf der Remscheider Seite des Morsbaches.

Mit Wuppertal haben sie in der Beckeraue wenig am Hut. Forciert wurde der Wunsch, die Seiten auch offiziell zu wechseln, durch das Starkregenereignis Mitte Juli des vergangenen Jahres. In dieser Notlage, als Brücken von der Flut weggerissen und Grundstücke unter Wasser standen, sei es die Stadt Remscheid gewesen, die sich um sie gekümmert habe, berichtete Nicole Stöhrer. Von der Stadt Wuppertal sei damals fast nichts gekommen. 95 Prozent der Hilfe habe Remscheid geleistet, sagte sie. Mit einer Spendenaktion bedankten sich die Bewohner unlängst beim THW Remscheid, das eine Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer aufstellte. Nicole Stöhrer berichtete, dass sie auf eine lange Mail über ihre Notlage, die sie an die Wuppertaler Stadtverwaltung sandte, bis heute keine Antwort bekommen habe.

Uwe Freund, Kurt Wucherpfennig, Silke Maczewski und Nicole Stöhrer (v. l. n. r.) berichten in der Bezirksvertretung über das Anliegen der Anwohner an der Beckeraue.

Uwe Freund, Kurt Wucherpfennig, Silke Maczewski und Nicole Stöhrer (v. l. n. r.) berichten in der Bezirksvertretung über das Anliegen der Anwohner an der Beckeraue.

Foto: Henning Röser

Für die wechselwilligen Noch-Wuppertaler ist am morgigen Freitag ein wichtiger Termin. Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz (SPD) und sein Wuppertaler Amtskollege Uwe Schneidewind (Grüne) wollen bei einem Ortstermin das Gespräch mit den Anwohnern suchen. „Wuppertal stellt sich nicht grundsätzlich dagegen“ sagte Mast-Weisz im Gespräch mit der Redaktion. Wichtig ist für ihn, dass die Sondierungs-Gespräche in einer harmonischen Form ablaufen. Es sei kontraproduktiv, wenn man jetzt Stimmung etwa gegen Cronenberg mache, dessen Bezirksvertretung offiziell für die Hofschaft zuständig ist. Mast-Weisz erfüllt mit dem Treffen den Fahrplan, den er den Anwohnern im Flutjahr mitgab: „2021 ist Hilfe angesagt, 2022 packen wird das Thema an.“

Erste Schritte sind bereits gemacht. „Wuppertal hat das schriftlich bei der Bezirksregierung angezeigt.“ Von Remscheid braucht man in Düsseldorf ein offizielles Schreiben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Wenn es konkreter werden sollte, müssen die Bezirksvertretungen beider Städte und auch die Räte dieser Umgemeindung zustimmen. Möglich sei, dass sogar der Landtag darüber befinden muss, sagt der OB. Diese formale Details werden gerade im Hintergrund geklärt. Die Büroleiterinnen der beiden Oberbürgermeister sind in Kontakt. Es gebe bereits Pläne, wie das auf der Landkarte aussehen könnte, sagt Mast-Weisz.

Doch es gibt auch noch offene Fragen. „Da wohnen mehr Menschen, als unterschrieben haben“, sagt der OB. Auch die anderen müssen sich erklären, wie sie zu dem Plan stehen. Der OB machte zudem klar: „Wenn sie rüberkommen, gibt es keinen Weg zurück.“ Er sagt aber auch: „Wenn die Menschen das wollen, dann sind sie herzlich willkommen.“

Dieses Signal bekamen die Morsbacher am Dienstagabend von den Mitgliedern der Bezirksvertretung. „Auf gute Nachbarschaft“ rief Beatrice Schlieper (Grüne) den Besuchern zu.

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