Remscheid WTT will Kinovergnügen im Theatersaal

Remscheid · Claudia Sowa will ein Programm-Kino anbieten. Das Konzept steht, aber zuerst muss die Theaterzukunft gesichert sein.

 WTT-Intendantin Claudia Sowa (2.v.l.) und Mitglieder des WTT-Ensembles, Kim Preyer, Björn Lukas und Kristina Otten (v.l.), mimen fürs Foto Besucher des Programmkinos. Wenn die Stadt weiterhin Zuschüsse an das Theater zahlt, könnten im Saal bald bekannte Klassiker und Streifen von jungen Filmemachern über die Leinwand flimmern. Das Popcorn wäre dann hausgemacht.

WTT-Intendantin Claudia Sowa (2.v.l.) und Mitglieder des WTT-Ensembles, Kim Preyer, Björn Lukas und Kristina Otten (v.l.), mimen fürs Foto Besucher des Programmkinos. Wenn die Stadt weiterhin Zuschüsse an das Theater zahlt, könnten im Saal bald bekannte Klassiker und Streifen von jungen Filmemachern über die Leinwand flimmern. Das Popcorn wäre dann hausgemacht.

Foto: jürgen Moll

In original Kinosesseln könnten Remscheider bald wieder versinken, Popcorn knabbernd Filme schauen — zwar nicht in einem Kino, sondern im Saal des Westdeutschen Tourneetheaters (WTT). Dessen Intendantin, Claudia Sowa, möchte ein Programmkino anbieten. Anfangs testweise einmal im Monat würde das WTT-Team in die Rolle von Kinobetreibern schlüpfen und solche Filme zeigen, die nicht in Konkurrenz zum üblichen Kinobetrieb stehen.

Sponsoren für die Anschaffung eines Beamers habe sie gefunden. "Doch ehe wir das Konzept verwirklichen können, wollen sie die klare Zusage, dass es mit dem WTT weitergeht", erinnert Sowa an die unsichere Theaterzukunft. Wie berichtet, sollen die städtischen Zuschüsse in Höhe von 100 000 Euro für das WTT Ende 2014 auslaufen. Das ist als eine von vielen Sparmaßnahmen politisch beschlossen. Doch der Kulturausschuss hatte sich in der Oktobersitzung für eine Rettung des WTT ausgesprochen. Darüber soll in einer Sondersitzung im November verhandelt werden.

Das Kinoprojekt könnte eine kleine zusätzliche Einnahmequelle fürs WTT sein. Seit Schließung des Metropol-Kinos an der Alleestraße gibt es in Remscheid kein Kinoangebot mehr. "Diesen Verlust beklagen viele. Es ist ein Armutszeugnis für eine Großstadt, kein Kinoangebot zu haben", meint Sowa. In Pausengesprächen hört sie das immer wieder von Zuschauern des WTT.

Als sie eines Tages auf einem der Plüschsessel saß, um — wie so oft — kreative Ideen für das WTT zu entwickeln, erinnerte sie sich, dass die roten Sessel aus dem alten Remscheider Kino am Markt stammten. "Der Raum eignet sich, eine Leinwand ist vorhanden, und wir haben sogar eine Popcorn-Maschine" — warum nicht hier Filme zeigen?", beschreibt sie den Geistesblitz. "Es sollen keine Blockbuster sein, sondern alte Klassiker, unbekanntere, künstlerisch anspruchsvolle Filme, Werke junger Regisseure", skizziert sie die Auswahl und denkt dabei an "Der große Diktator", "Sein oder Nichtsein" oder "Die letzte Kriegerin".

Zum Konzept: Mit fünf Euro ist der Eintritt gering, passend zum Credo des WTT "Kultur zum günstigen Preis". Es geht nostalgisch zu, aus einem Bauchladen werden Süßigkeiten verkauft. Eine Einführung vor Filmbeginn und ein Publikumsgespräch danach runden das Angebot ab. Als Mitglied in der kommunalen Kinovereinigung werden Filmrechte günstig erworben. Zielgruppe sind ältere, aber auch jüngere Cineasten — nicht nur aus dem Stadtteil. Vielleicht kommen einige als Theaterbesucher wieder.

Ganz fremdes Kulturterrain betrete das WTT als Programmkinobetreiber nicht. Sowa: "Viele Theaterinszenierungen enthalten filmische Elemente."

(RP)
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