Remscheid Wolf siegt, Velte auch im Landtag
Remscheid · Der SPD-Kandidat distanziert klar den CDU-Herausforderer Jens Nettekoven. Auch seine Partei holt ein Traumergebnis. Mit Jutta Velte (Grüne) zieht ein zweiter Remscheider Politiker in den Landtag ein. Erleichterung herrscht bei der FDP, tiefer Frust bei CDU und Linken.
Sven Wolf (SPD) vertritt für weitere fünf Jahre Remscheid als Direktkandidat im Düsseldorfer Landtag. Mit deutlichem Abstand setzte er sich am Sonntag gegen den CDU-Herausforderer Jens Nettekoven durch und versetzte die Remscheider SPD in Champagner-Laune. Denn auch die Partei deklassierte die CDU mit einem zweistelligen Abstand, nachdem es 2010 noch sehr knapp gewesen war.
Er habe schon im Wahlkampf ein "sehr gutes Gefühl gehabt", sagt Wolf, als er gegen 19.20 Uhr ins Ämterhaus kommt. Bei seinen zahlreichen Hausbesuchen habe es sehr gutes Feedback für die SPD gegeben. Mit ausgelassenem Jubel kommentiert der große SPD-Fanclub, dass die SPD in allen Stadtteilen, auch in Lüttringhausen und Lennep, vorne liegt. Die Ansagen von Wahlleiter Christian Henkelmann werden lautstark begleitet.
Kleinbongartz jubelt früh
Die erste Gratulationskur des Abends aber absolviert FDP-Kandidat Michael Kleinbongartz. Als die erste Hochrechnung der ARD die FDP im Land bei 8,5 Prozent sieht, löst sich die Anspannung. Aus allen Lagern gibt es Gratulanten. Kleinbongartz strahlt. Da stört es nicht, dass der Kandidat selber am Ende unter dem Ergebnis von Benjamin Becker von 2010 bleibt. Dafür hat die Partei in Remscheid zugelegt.
Allerbeste Stimmung auch bei den Grünen. In der Nacht stand fest: Jutta Velte hat es im zweiten Anlauf in den Landtag geschafft. Listenplatz 27 reicht angesichts von 29 Grünen Plätzen im Landtag. Doch Velte ist zunächst vorsichtig, nimmt die Gratulationen nur zögerlich entgegen. Der Parteivorsitzende Frank vom Scheidt ist optimistischer. "Das ist ein sehr guter Tag für Remscheid", sagt er. Mit einer stabilen rot-grünen Mehrheit im Land und zwei Abgeordneten aus Remscheid könne viel erreicht werden.
Auch CDU-Kandidat im Landtag?
Oder werden es sogar drei? Mit Listenplatz 46 hat auch Verlierer Jens Nettekoven eine theoretische Chance, über die Landesliste in das Parlament einzuziehen. Da die CDU kaum Direktmandate gewonnen hat, könnte es knapp reichen. Seine Enttäuschung über das eigene Ergebnis mindert das aber erst mal nicht. "Wenn man den Pott vor sich sieht, will man ihn auch gewinnen", zieht er eine sportliche Parallele zum Pokalfinale in Berlin. "Wir haben alles gegeben", sagt Nettekoven mit Blick auf seinen engagierten Wahlkampf. Dass die Landes-CDU und der Spitzenkandidat mit ihren Themen nicht immer geholfen haben, erwähnt er nur am Rande. Parteifreund Henner Blecher wird deutlicher: "Das Schuldenthema wollen die Leute nicht hören".
Linke ist enttäuscht
Lange Gesichter auch bei der Linken. "Fragen Sie mich nicht, ob ich enttäuscht bin", kommt Fraktionschef Fritz Beinersdorf den Reporterfragen schon entgegen. Natürlich ist die Linke enttäuscht. Fast halbiert haben sich die Zahlen bei Erst- und Zweitstimme gegenüber 2010. Aus dem Landtag ist man raus. "Wir haben unsere Wähler nicht mobilisieren können", sagt Kandidat Axel Behrend. 16 Prozent seien an die Nichtwähler verloren.
Nur eine Randnotiz an diesem Abend: das Ergebnis von Pro NRW, das bei 4,2 Prozent liegt. "Das ist besorgniserregend", sagt Axel Behrend.