Remscheid Wohlige Melodien zum Mitsummen

Remscheid · Bei der Operette "Der Bettelstudent" feierte das Publikum am Schluss das Ensemble.

Remscheid: Wohlige Melodien zum Mitsummen
Foto: Christoph Goettert (goet)

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts herrschten die Sachsen in Polen nicht gerade zu deren Freude. Darum geht's in der Operette "Der Bettelstudent". Die Musik von Karl Millöcker passt dabei zum heiteren Text von F. Zell und Richard Genée. Er erzählt in einem kleinen, herzigen Ausschnitt vom Einzelschicksal polnischer Patrioten, die mit List und Tücke dem sächsischen Militär ein Schnippchen schlagen. Und zwar mittels der Liebe.

 Szene aus der Inszenierung "Der Bettelstudent" der "Operettenbühne Wien".

Szene aus der Inszenierung "Der Bettelstudent" der "Operettenbühne Wien".

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Der durch eine Frau blamierte sächsische Offizier wird durch seine Rache zum Betrüger und steht am Schluss selbst als Betrogener da. Das liefert viele Gelegenheiten für Verwechselungen und damit den Stoff für komische Situationen. Das Publikum im fast vollen Saal des Teo Otto Theaters war offensichtlich nicht wegen dieser Handlung gekommen, genoss sie aber mit Schmunzeln.

Diese Operette beinhaltet einige der Dauerbrenner unter den Operettenmelodien als Publikumsmagneten, darunter "Schwamm drüber" oder "Ich knüpfte manche zarte Bande". Bereits in der ersten Szene bekamen die Leute die Gelegenheit, mitzusummen: "Ach, ich hab sie ja nur auf die Schulter geküsst", singt der Gouverneur von Krakau, der Schwerenöter Oberst Ollendorf (Viktor Schilowsky). Er hatte geglaubt, sich das bei Laura (Ella Tyran), der hübschen Tochter der polnischen mittellosen Gräfin Nowalska (Alexandra Scholik) erlauben zu können. Aber weit gefehlt, sie schlug ihm mit dem Fächer ins Gesicht. Ollendorf will sich rächen. Er will der "stolzen Laura" einen Bettelstudenten (ein armer Student) als vermeintlich wohlhabenden Fürsten als Ehemann präsentieren und sie und ihre Familie damit ruinieren.

Der Gefängniswärter Enterich (Urs Mühlenthaler) präsentiert ihm zwei Insassen: Symon Rymanowicz (Stefan Reichmann) und Jan Janicki (Anton Graner). Sie spielen für ihre Freiheit und viel Geld den reichen Fürsten und dessen Sekretär. So finden sich tatsächlich zwei verliebte Pärchen: Laura und Symon sowie Lauras Schwester Bronislawa (Verena te Best) und Jan. Ollendorf sieht sich am Ziel seiner Wünsche, bis sich Jan als polnischer Adliger zu erkennen gibt, der mit dem Führer des polnischen Aufstands, Fürst Kasimir, gemeinsame Sache macht. Der Aufstand gelingt.

Symon wird in den Adelsstand erhoben und Laura und Bronislawa bekommen ihre adligen Ehemänner. Diese Operette traf beim Publikum ins Schwarze. Beim großen Finale klatschte der gesamte Saal mit. Die Inszenierung war wie das Bühnenbild schnuckelig, aber nicht aufdringlich. Enterich brachte zum Gaudi ein paar sächsische Wörter heraus. Musik und Gesang lieferte das Tourneetheater "Operettenbühne Wien" in bemerkenswerter Qualität. Etwaige kleine Unstimmigkeiten fielen unter Ollendorfs Motto: "Schwamm drüber".

(begei)
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