Remscheid Wohlfahrt sauer; Freiwillige fehlen

Remscheid · Die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Remscheid sieht den Bundesfreiwilligendienst (BFD) skeptisch. Die Bundesregierung habe damit "etwas Künstliches geschaffen, was eine Konkurrenz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) darstellt", sagte der Vorsitzende vom Kreisverband Remscheid der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Norbert Horn, gestern bei einem Pressegespräch. Hinzu komme das Problem, dass der BFD noch nicht bekannt sei.

Das mache es schwierig, Bewerber zu finden, sagte Ute Feldbrügge vom Paritätischen. Das bedeutet: Plätze für ein FSJ sind heiß begehrt, während die für den BFD kaum auf Interesse stoßen. Die Vertragslage sei derzeit zu unsicher. Es sei immer noch nicht geklärt, wie etwa das Kindergeld auf den BFD angerechnet werde, sagte Caritas-Vorsitzender Werner Fußwinkel.

Aber ein weiterer wesentlicher Punkt versetzt die Verbände in Aufruhr: Das Bundesfamilienministerium will Plätze im Freiwilligen Sozialen Jahr nur noch fördern, wenn eine ausreichende Zahl an BFD-Stellen besetzt wird. Für drei FSJ-Stellen sollen zwei BFD-Stellen eingerichtet und besetzt werden. Dem Caritasverband liegt ein aktueller Fall vor: Eine Frau wollte dort ein FSJ machen. Wegen der neuen Ausgangslage wird es jetzt eine BFD-Stelle — "obwohl das mit dem Kindergeld für sie auch jetzt noch nicht bereinigt ist", sagte Fußwinkel.

Der Bundesfreiwilligendienst ersetzt den im Juni ausgelaufenen Zivildienst. Im Gegensatz zu diesem können nun fast alle den BFD absolvieren, die ihre Pflichtschulzeit absolviert haben: junge Menschen nach der Schule, Menschen mittleren Alters und Senioren. Alter, Geschlecht, Nationalität oder die Art des Schulabschlusses spielen keine Rolle. Ein Unterschied bleibt: Während der Zivildienst ein Pflichtdienst für jene war, die nicht zur Bundeswehr wollten, ist der Bundesfreiwilligendienst komplett freiwillig. Das Freiwillige Soziale Jahr unterscheidet sich kaum davon. Es richtet sich aber nur an Menschen zwischen 16 und 27 Jahren.

Das mit der Freiwilligkeit sehen die Wohlfahrtsverbände als weiteren Kritikpunkt. Fußwinkel: "Wenn ich die Schulzeit verkürze und den Zivildienst abschaffe, ist das ein deutliches Signal an die Menschen, dass sie schnell ihren beruflichen Weg gehen sollen und dass der Dienst an der Gesellschaft als Zeitverschwendung angesehen wird." Über Sinn- und Werthaftigkeit werde in diesem Zusammenhang kaum gesprochen, ergänzte Norbert Horn von der Awo.

Internet Bisherige Berichterstattung unter www.rp-online.de/remscheid

(RP)
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